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Republikaner und die "Lügenwelt" DeSantis zeigt sich plötzlich schlagfertig und selbstsicher

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Vom Favoriten keine Spur: Ron DeSantis und Nikki Haley bei der Fernsehdebatte in Des Moines.

Vom Favoriten keine Spur: Ron DeSantis und Nikki Haley bei der Fernsehdebatte in Des Moines.

(Foto: AP)

Es ist ein wenig skurril: Bei einer Fernsehdebatte stehen von fünf Bewerbern, die für die Republikaner ins Weiße Haus wollen, nur zwei auf der Bühne. Ron DeSantis und Nikki Haley hauen und stechen, während Trump sein eigenes Ding macht.

Noch wenige Tage, dann fällt der Startschuss für die republikanischen Vorwahlen. Die dauern zwar mehrere Monate, aber schon nach wenigen Bundesstaaten dürfte klar sein, wer für die Konservativen als US-Präsidentschaftskandidat antreten wird. Trump thront in Umfragen mit mehr als 60 Prozent über allen. Wollen die anderen Bewerber eine kleine Chance haben, den Ex-Präsidenten zu verdrängen, müssen sie schnell Erfolge feiern. Alles beginnt am kommenden Montag im winterlichen Iowa. Dort, im Mittleren Westen, findet die letzte Fernsehdebatte vor Beginn des Wahljahres statt.

Qualifiziert sind für die Veranstaltung in Des Moines nur Floridas Gouverneur Ron DeSantis und Nikki Haley, frühere US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, die sich eine seltsam ruhige und detaillierte verbale Auseinandersetzung liefern. Währenddessen macht Trump, nicht weit entfernt, sein eigenes Ding mit einem moderierten Bürgerdialog. Der Erwachsene empfängt also Gäste, der Nachwuchs muss sich am anderen Tisch beweisen. Dort wird erstmals DeSantis eine ziemlich gute Figur machen. Bei den vorangegangenen Debatten war er seltsam verkrampft und stattdessen Haley eine positive Überraschung. Diesmal ist er schlagfertig und selbstsicher.

Eine kleine Bombe war bereits vor dem Auftritt in der verschneiten Stadt geplatzt. Mitbewerber Chris Christie hatte hingeworfen. Haley, die in Umfragen auf nationaler Ebene in etwa gleichauf mit DeSantis liegt, bekommt dadurch eine größere Chance, einen Überraschungserfolg zu landen - nicht im ländlichen, konservativ geprägten Iowa, aber insbesondere in New Hampshire, der Vorwahl danach. Damit spitzt sich früh zu, was sonst mitunter mehrere Monate lang dauert: Das Aussieben durch Vorwahlen, die in einer offiziellen Nominierung gipfeln. Der Gegner wird im November 2024 aller Voraussicht nach Präsident Joe Biden sein.

"Das ist lächerlich"

In zwei Stunden treiben die Moderatoren DeSantis und Haley durch viele Themenbereiche - Verbraucherpreise, Immigration, Ukraine, China und das Militär, Bildung und Klimawandel. Manchmal führen die beiden zarte Angriffe auf den abwesenden Trump. Haley etwa sagt klipp und klar, der Ex-Präsident habe die Wahl 2020 verloren und Biden gewonnen.

Auch eine Behauptung von Trumps Anwalt John Sauer, ein Präsident könne nur für ein Verbrechen verurteilt werden - als Beispiel nannte er die Anordnung der Tötung eines politischen Gegners -, wenn er zuvor vom Senat für schuldig befunden wurde, weist Haley forsch zurück. "Das ist lächerlich", regt sie sich auf. Den 6. Januar 2021, als Trump-Anhänger den Kongress stürmten, nennt sie "einen schrecklichen Tag". Trump werde sich dafür zu verantworten haben.

Die Angriffe sind nicht ohne Risiko: Christie hatte versucht, sich mit permanenten, entschiedenen Attacken gegen Trump die Unterstützung der republikanischen Wähler zu sichern. Er scheiterte krachend. Die Positionen des Ex-Präsidenten sind längst Mainstream bei den Republikanern geworden, weshalb sich DeSantis erhofft, als dessen Nachfolger gesehen zu werden. Trump sei einfach in zu viele Probleme verstrickt, sagt DeSantis - damit werde er nicht durchkommen. Dem Favoriten gehe es um sich selbst, Haley um ihre Spender und nur ihm um die Wähler.

Wer würde Donald Trumps Vizekandidat werden?

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(Foto: AP)

Während der Debatte entwickelt sich ein Muster: DeSantis greift Haley an, etwa wegen angeblicher Nähe zu China oder angeblicher Pläne für Steuererhöhungen. Die frühere Gouverneurin von South Carolina sagt dazu meist, sie habe das nie gesagt. Manchmal lässt sie einfach nur "desantislies.com" fallen - eine Website ihres Wahlkampfteams, die den Besucher mit einer Überschrift "Willkommen in Ron DeSantis' Lügenwelt" begrüßt, bevor eine Liste seiner Falschaussagen folgt. Einmal warnt Haley die Zuschauer spöttisch: "Benutzt seine Lügen nicht für ein Trinkspiel."

DeSantis will USA von China "entkoppeln"

Ihren wohl stärksten Moment hat Haley, als sie das Engagement der USA in der Ukraine verteidigt: "Hier geht es darum, einen Krieg zu verhindern. Gewinnt die Ukraine, wird China nicht in Taiwan einmarschieren." Die Ukraine-Hilfe seien nur 3,5 Prozent des Verteidigungshaushalts, mit der Unterstützung für Israel seien es 5 Prozent. Zudem müsse die Produktion von Waffen im Iran gestoppt werden. Dafür bekommt sie viel Applaus. Dagegen schimpft DeSantis, der auch außenpolitisch auf Trump-Linie liegt, seine Konkurrentin sei ein verkappter Joe Biden. "Wir haben obdachlose Veteranen hier zu Hause."

Als die Sprache auf China kommt, sagt DeSantis, er wolle die USA in Schlüsselindustrien wie Pharma und Rüstung unabhängig machen, "entkoppeln" vom geopolitischen Konkurrenten, der aber zugleich größter Handelspartner ist. Er wolle stärkere militärische Präsenz im Indopazifik: "Ich bin ein Navy-Typ." Haley wirft er vor, sie werde einknicken vor China, da viele ihrer Unterstützer viel Geld darüber verdienten. "Traut ihr nicht!" In Sachen Einwanderung sind sich jedoch beide einig: Die zehn Millionen Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung sollten abgeschoben werden.

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Während sich die beiden bei CNN duellieren, wird Trump bei Fox hofiert - und gefragt, ob er schon einen Vizekandidaten ausgesucht habe. "Ich weiß, wer es sein wird", antwortet der Ex-Präsident, er könne aber nicht verraten, wer. DeSantis wird nach der Fernsehdebatte sagen, er denke, es könnte Nikki Haley werden, da sie es ja nicht wie er selbst dementiere. Das klingt danach, als würde DeSantis vor allem darauf hoffen, dass Trump seine Rechtsprobleme an der Kandidatur hindern, und er mit dessen Positionen die Führungsrolle in der Partei übernehmen kann.

Trump zeigt sich bei seiner Veranstaltung siegessicher. Haley habe keine Chance gegen ihn und DeSantis werde bald aufgeben. Am Montag wird sich zunächst in Iowa zeigen, ob sich genügend Republikaner für eine Kandidatur des Gouverneurs aus dem "Sonnenstaat" erwärmen können und aus dem Haus wagen. Vielleicht am Nachmittag. Dann soll die Temperatur von minus 26 Grad Celsius am Morgen auf minus 20 Grad gestiegen sein.

Quelle: ntv.de

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