"Impfstopp schadet Öffnungsplan" Dortmund will Schulen schließen - NRW lehnt ab
16.03.2021, 16:30 Uhr
Das Konzept "Impfen, Testen, Öffnen" sei nicht mehr möglich, da Lehrer mit dem Astrazeneca-Vakzin geimpft werden sollten, sagt die Stadt Dortmund.
(Foto: Annette Riedl/dpa/Symbolbild)
Wegen steigender Infektionszahlen will Dortmund alle Schulen ab sofort wieder schließen - entgegen dem landesweiten Öffnungskonzept. Diesem fehle wegen des Astrazeneca-Stopps die Grundlage, so die Stadt. Das Land reagiert prompt.
Dortmund will alle Schulen angesichts steigender Corona-Infektionszahlen und des Astrazeneca-Impfstopps wieder schließen - und handelt sich Ärger mit dem Land Nordrhein-Westfalen ein. "Wir sind der festen Überzeugung, dass es in diesem Moment überhaupt keinen Sinn macht, die Schulen zu öffnen", sagte Oberbürgermeister Thomas Westphal nach einer Sitzung des Verwaltungsvorstandes. "Deswegen haben wir den dringenden Appell an die Schulministerin, die Schulöffnung und das Hochfahren des Präsenzunterrichts sofort zu beenden." Das Land untersagte Dortmund das Vorhaben jedoch umgehend. Das teilte Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann angesichts des entsprechenden Antrags mit.
Laut Westphal sollte die Schließung für alle Schulen, also auch die Grundschulen gelten. Ausnahmen soll es nur für die Abschlussklassen und eine Notfallbetreuung geben. Aus Sicht der Stadt sei das Öffnungskonzept der Schulen an Impfungen und Tests geknüpft, erklärte der SPD-Politiker. Seit Bekanntgabe des vorläufigen Impfstopps beim Impfen mit dem Vakzin von Astrazeneca fehle die Geschäftsgrundlage für diesen Gesamtplan von "Impfen, Testen, Öffnen". Man habe die Lehrer mit dem Astrazeneca-Mittel impfen wollen, das sei jetzt unmöglich.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Dortmund lag mit 71,2 Neuinfektionen unter 100.000 Einwohnern binnen einer Woche unter der Landesinzidenz von 82,9. Das nordrhein-westfälische Schulministerium hatte vor einigen Tagen landesweit vorgegeben, dass alle Schüler bis zu den Osterferien zumindest tageweise wieder in die Klassenräume zurückkehren - im Wechselmodus und in halber Klassenstärke. Den Anfang hatten Grundschüler und Abschlussklassen schon Mitte Februar gemacht.
In Mannheim schließen Kitas wieder
Einige Schulen des Landes boykottieren die Öffnungen bereits und bleiben trotz Vorgabe aus Düsseldorf im Online-Unterricht - vor allem für höhere Klassenstufen. Der Geschäftsführer des Städtetages in Nordrhein-Westfalen, Helmut Dedy, forderte, dass die Entscheidung "Städte vor Ort treffen" müssten.
Auch in Baden-Württemberg kommt es wieder zu ersten Schließungen. Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen bei Kindern schließt die Stadt Mannheim als bislang einzige Kommune im Land ab Mittwoch alle Kitas. Sie sollen bis zum 1. April dichtmachen, wie die Stadt mitteilte. "Da wir eine Häufung von Infektionen in Kitas beobachten können, müssen wir hierauf reagieren und die Infektionsketten unterbrechen - auch wenn wir großes Verständnis für die Situation der Eltern und Kinder haben", sagte Familienbürgermeister Dirk Grunert. Bereits jetzt seien sechs Einrichtungen geschlossen. Zudem gelte bereits eine Maskenpflicht an Grundschulen. Die Sieben-Tage Inzidenz liegt derzeit bei 116,2.
Hintergrund ist nach Angaben der Stadt die Beobachtung, dass das Alter der Infizierten sinkt, sich die Zahl der Ausbrüche in Kindertagesstätten und Schulen erhöht und neben den Lehrkräften und Erzieherinnen in höherem Maße als zuvor auch Kinder betroffen sind.
Quelle: spl/dpa