Razzia in Landeserstaufnahme Ellwangen-Einsatz kostete 360.000 Euro
23.06.2018, 12:33 Uhr
Ein Flüchtling aus Togo hatte sich zunächst seiner Abschiebung widersetzt.
(Foto: dpa)
Nach einer gescheiterten Abschiebung rückt die Polizei im April in der Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen an. Der Großeinsatz endet mit mehreren Festnahmen und war nicht gerade billig.
Die gescheiterte Abschiebung eines Asylbewerbers aus einem Flüchtlingsheim in Ellwangen hatte Ende April bundesweit Aufmerksamkeit erregt. Polizisten sahen sich durch eine Menge von rund 150 Flüchtlingen bedroht und zogen sich zurück. Erst ein Großeinsatz in der Landeserstaufnahmestelle machte drei Tage später die Abschiebung möglich.
Jetzt liegt die Rechnung dafür vor: Die Razzia in Ellwangen hat gut 360.000 Euro gekostet. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums in Stuttgart auf eine Anfrage des AfD-Landtagsabgeordneten Udo Stein hervor, die der "Schwäbischen Zeitung" vorliegt. Dabei wurde der Zeitung zufolge der Gebührensatz der geleisteten Arbeitsstunden für Personal- und Sachkosten angesetzt. Die Kosten der Razzia seien mit anderen Einsätzen vergleichbar, wenn sie in einer ähnlichen Größenordnung stattfinden, hieß es von einer Sprecherin des baden-württembergischen Innenministeriums.
Bei dem Großeinsatz mit mehreren Hundert Polizisten wurden Anfang Mai der gesuchte Westafrikaner sowie mehrere mutmaßliche Rädelsführer festgenommen. Inzwischen wurde der 23-Jährige Mann nach Italien zurückgebracht, wo er zuerst in der EU angekommen war. Im Zuge der Razzia wurden 37 Strafverfahren eingeleitet, sieben Menschen kamen in Haft, neun weitere wurden in andere Einrichtungen verlegt.
Die Polizeiführung rechtfertigte den dreitägigen Zeitraum zwischen der gescheiterten Abschiebung und dem Großeinsatz. Laut Einsatzleiter Peter Hönle habe es keinen Grund gegeben, im Hauruck-Verfahren etwas durchzusetzen. Zudem seien die für einen Großeinsatz nötigen Kräfte, darunter Spezialisten etwa für die Überprüfung von Fingerabdrücken und Dokumenten, nicht in derselben Nacht verfügbar gewesen.
Quelle: ntv.de, sba/dpa