Verbaler Angriff kurz vor Wahl Erdogan beschimpft Oppositionsführer als "Säufer"
07.05.2023, 18:39 Uhr Artikel anhören
1,7 Millionen Anhänger sind laut dem türkischen Präsidenten zu seiner Veranstaltung in Istanbul gekommen.
(Foto: picture alliance / AA)
Am kommenden Sonntag könnte es für den türkischen Präsidenten Erdogan das erste Mal knapp werden: Umfragen vor der Wahl prognostizieren ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihm und seinem Gegner Kilicdaroglu. In Istanbul setzt der Amtsinhaber daher auf eine deutlich schärfere Rhetorik.
Eine Woche vor der Parlaments- und Präsidentenwahl in der Türkei hat Präsident Recep Tayyip Erdogan den Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu als "Säufer" beschimpft. Erdogan sagte vor Hunderttausenden Anhängern in Istanbul, Kilicdaroglu könne so viel trinken wie er wolle, das Volk werde das Land nicht einem "Säufer und Betrunkenen" überlassen. Erdogan warf Kilicdaroglu zudem einmal mehr vor, mit "Terroristen" zusammenzuarbeiten.
Umfragen sehen bei der Parlaments- und Präsidentenwahl am 14. Mai ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Erdogan und dem Oppositionsführer. Kilicdaroglu tritt als gemeinsamer Kandidat für eine Allianz aus sechs Oppositionsparteien unterschiedlicher Lager an. Gewinnt keiner der Kandidaten in der ersten Runde die absolute Mehrheit, kommt es am 28. Mai zu einer Stichwahl.
Erdogan, der zwischenzeitlich krankheitsbedingt eine Wahlkampfpause einlegen musste, geht den Oppositionsblock und Teile der Gesellschaft immer wieder mit scharfer Rhetorik an. Er äußerte sich etwa wiederholt LGBT-feindlich und machte Teilen der Opposition den Vorwurf, sich für die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans Menschen auszusprechen.
Die Opposition beklagte unterdessen, dass die Behörden versuchten, einen für Sonntagabend geplanten Wahlkampfauftritt des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu im osttürkischen Erzurum zu verhindern. Imamoglu von der größten Oppositionspartei CHP soll im Falle eines Wahlsieges Vizepräsident werden. Erdogan gab die Teilnehmerzahl bei seiner Veranstaltung in Istanbul mit 1,7 Millionen an. Kilicdaroglu war am Samstag bei einer Großveranstaltung ebenfalls vor zahlreichen Anhängern in Istanbul aufgetreten - eine offizielle Teilnehmerzahl wurde nicht genannt.
Quelle: ntv.de, spl/dpa