Politik

"Lügen-Terror" Erdogan bestraft Berichte über Waldbrände

"Kritik beleidigend": Erdogan beobachtet die Waldbrände in der Türkei aus dem Flugzeug.

"Kritik beleidigend": Erdogan beobachtet die Waldbrände in der Türkei aus dem Flugzeug.

(Foto: AP)

Dass eine Regierung während einer Naturkatastrophe für ihren Einsatz geradestehen muss, ist im NATO-Land Türkei nicht selbstverständlich. Nach Berichten über die schlimmsten Waldbrände aller Zeiten müssen fünf Fernsehsender Strafen zahlen. Sie haben den Präsidenten schlecht aussehen lassen.

Wegen der Berichterstattung über die Brände in der Türkei hat die Rundfunkbehörde des Landes (RTÜK) Strafen gegen fünf TV-Sender verhängt. RTÜK begründete die Entscheidung damit, dass Beiträge Angst und Panik verbreitet hätten und beleidigend gegenüber der Regierung gewesen seien, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Die Strafen richten sich demnach gegen Fox TV, KRT, Tele 1, Halk Tv und Haber Türk. Die Sender hätten sich unter anderem abwertend über die Reaktion der Regierung Erdogan auf die Feuer geäußert. In dem Gremium haben die islamisch-konservative Regierungspartei AKP und ihr ultranationalistischer Partner MHP eine Mehrheit.

RTÜK hatte vor ein paar Wochen bereits eine Warnung an Medien hinsichtlich der Berichterstattung über die Brände ausgesprochen. In der Türkei sorgen die Feuer besonders an der Mittelmeerküste seit zwei Wochen für riesige Schäden. Unter anderem die Opposition kritisierte von Beginn an das Krisenmanagement der Regierung - etwa dass anfangs keine einsatzfähigen Löschflugzeuge zur Verfügung standen. Die Regierung wies die Kritik zurück - Präsident Recep Tayyip Erdogan nannte sie "Lügen-Terror".

Anschläge der PKK?

Zugleich verbreitet die türkische Regierung eigene Verschwörungstheorien über Brandstiftung. Präsident Erdogan sagte kürzlich, Verdächtige mit Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK seien deshalb festgenommen worden. Auch Medien befeuerten die Theorie, dass zumindest hinter einem Teil der Brände die PKK stecken könnte. Beweise dafür gibt es bislang nicht. Zwar habe die PKK in der Vergangenheit auch Anschläge durch Brandstiftung verübt, sie reklamiere diese aber in der Regel für sich, sagt Berkay Mandiraci, Analyst für die International Crisis Group in der Türkei. Bevor keine glaubwürdigen Beweise oder Bekennerschreiben vorlägen, könne man nicht wissen, ob die PKK in irgendeiner Weise mitverantwortlich sei.

Im Südwesten der Türkei tobten in den vergangenen zwei Wochen die größten Wald- und Buschfeuer in der Geschichte des Landes. Zehntausende Hektar Wald entlang der Küste brannten nieder. Auch andere Länder im Mittelmeerraum kämpfen mit schweren Bränden, wie etwa Griechenland. Dort versuchte die Feuerwehr den neunten Tag an mehreren Orten, der Flammen Herr zu werden. Unter anderem brach auf der Halbinsel Peloponnes ein Feuer in der Nähe der antiken olympischen Stätten aus. Experten schließen einen Zusammenhang mit dem Klimawandel nicht aus.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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