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Kollaboration mit Hamas-Terror Ermittler durchleuchten das UNRWA

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Von Bomben und Vorwürfen erschüttert: Das verlassene Hauptquartier des UNRWA in Gaza Stadt.

Von Bomben und Vorwürfen erschüttert: Das verlassene Hauptquartier des UNRWA in Gaza Stadt.

(Foto: picture alliance / Anadolu)

Das UN-Palästinenserhilfswerk steht mit dem Rücken zur Wand: Mitarbeiter aus dem Gazastreifen sollen beim Massaker der Hamas am 7. Oktober geholfen haben, ein Tunnel wurde unter dem UNRWA-Hauptquartier entdeckt. Internationale Experten starten nun eine Überprüfung.

Nach Terror-Vorwürfen gegen das UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA haben internationale Experten mit einer Überprüfung begonnen. Unter Leitung der ehemaligen französischen Außenministerin Catherine Colonna soll beurteilt werden, ob und inwiefern das UNRWA seine Neutralität im Zusammenspiel mit der islamistischen Terrorgruppe Hamas verletzt hat. Die Experten können auch Vorschläge für Veränderungen bei der Organisation machen. Ein Zwischenbericht ist für Ende März geplant.

Colonna schrieb auf der Plattform X, dass das Gremium seine Arbeit aufgenommen habe. Zunächst traf sie demnach mit UNRWA-Chef Philippe Lazzarini und UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths zusammen. UNRWA ist seit einigen Wochen in den Schlagzeilen, weil Israel einem Dutzend Mitarbeiter der Organisation vorwirft, an den Terrorakten der islamistischen Hamas vom 7. Oktober direkt beteiligt gewesen zu sein.

Zudem behauptet Israel, das Hilfswerk sei komplett von der Hamas unterwandert. Am Freitag meldete die israelische Armee den Fund eines Tunnels der Hamas-Miliz, der unter dem Hauptquartier des Palästinenserhilfswerks in der Stadt Gaza verlaufen soll. Der unterirdische Gang sei 700 Meter lang, liege in 18 Metern Tiefe und habe als wichtige Einrichtung des Militärgeheimdienstes der Hamas gedient, teilte das Militär mit. UNRWA-Chef Lazzarini teilte dazu auf X mit, die Organisation habe davon nichts gewusst. Israel forderte mehrfach die Auflösung des UNRWA und den Rücktritt Lazzarinis.

Hilfszahlungen gestoppt

Mehrere westliche Länder haben wegen der Anschuldigungen ihre Zahlungen an UNRWA eingefroren, darunter die beiden größten Geldgeber, die USA und Deutschland. UN-Generalsekretär António Guterres versprach umfassende Aufklärung. Die Zusammenarbeit mit mehreren Angestellten sei sofort beendet worden. Auf Nachfrage teilte das Gremium zunächst keine Einzelheiten dazu mit, wie und wo seine Arbeit beginnt. Die 67-jährige Colonna wird mit Fachleuten vom Raoul-Wallenberg-Institut in Schweden, dem Michelsen-Institut in Norwegen und dem Dänischen Institut für Menschenrechte zusammenarbeiten.

UNRWA kümmert sich seit Jahrzehnten speziell um die Belange palästinensischer Flüchtlinge und betreibt unter anderem Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Insgesamt arbeiten mehr als 30.000 Menschen für die Organisation, etwa 13.000 allein im Gazastreifen. Dort gilt UNRWA für die humanitäre Versorgung von mehr als zwei Millionen Zivilisten, die unter den Folgen des Gaza-Krieges leiden, momentan als schwer ersetzbar.

Zeitgleich mit der unabhängigen Prüfung findet eine zweite, interne Untersuchung durch die Vereinten Nationen statt. Diese beschäftigt sich mit den individuellen Terror-Vorwürfen gegen zwölf Mitarbeiter des UN-Hilfswerks und soll dem Vernehmen nach mehrere Wochen dauern.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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