Politik

Sie herrschen nun in Kabul Ex-Guantanamo-Häftlinge im Taliban-Kabinett

Achund (r.) - hier in seiner damaligen Funktion als Außenminister bei einem Treffen mit Pakistans Premier Sharif - soll die Regierung führen.

Achund (r.) - hier in seiner damaligen Funktion als Außenminister bei einem Treffen mit Pakistans Premier Sharif - soll die Regierung führen.

(Foto: REUTERS)

Gut drei Wochen nach ihrer Machtübernahme stellen die Taliban ihre vorläufige Regierung vor. Unter den neuen Führungskräften sind auch vier Männer, die im US-Straflager Guantanamo einsaßen. Durch einen umstrittenen Gefangenenaustausch kamen sie vor sieben Jahren auf freien Fuß.

Die militant-islamistischen Taliban haben am Dienstag in Kabul die ersten Personalien ihrer Übergangsregierung verkündet. Dabei überraschten sie mit der Ernennung des wenig bekannten Mullah Mohammed Hassan Achund als Regierungschef.

Insgesamt verkündeten die Islamisten die Besetzung von 33 Führungsposten. Laut einer Liste, die dem afghanischen Sender Tolonews vorliegt, sind darunter auch vier Männer, die zuvor von den USA im Straflager Guantanamo inhaftiert waren. Die vier neuen Kabinettsmitglieder sind Teil der sogenannten "Taliban Five", die 2014 für den von den Taliban gefangengenommen US-Soldaten Bowe Bergdahl ausgetauscht wurden.

Mohammad Fazl.

Mohammad Fazl.

(Foto: US-Verteidigungsministerium)

Mohammad Fazl, stellvertretender Verteidigungsminister
Laut dem Sender Sky News diente Fazl vor seiner Inhaftierung als Frontkommandant. Ihm werden Kriegsverbrechen zur Last gelegt. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft ihm mehrere Massaker an Zivilisten während einer Taliban-Offensive im Jahr 2001 vor, wobei etwa 200 Menschen hingerichtet wurden. Zu dieser Zeit sollen seine Truppen auch Dörfer nördlich von Kabul niedergebrannt haben.

Norullah Noori.

Norullah Noori.

(Foto: US-Verteidigungsministerium)

Norullah Noori, Minister für Grenzen und Stammesangelegenheiten
Noori startete seine Karriere als Leibwächter für hohe Taliban-Funktionäre. Später war er Statthalter in der nördlichen Provinz Masar-e Scharif. Nach dem Einmarsch der US-Truppen in Afghanistan ergab er sich mit anderen Taliban-Führern Kämpfern der Nordallianz. Auch Noori werden Massaker an Zivilisten vorgeworfen.

Abdul Haq Wasiq.

Abdul Haq Wasiq.

(Foto: US-Verteidigungsministerium)

Abdul Haq Wasiq, Geheimdienstdirektor
Während der ersten Taliban-Herrschaft (1996-2001) war Wasiq nach US-Angaben stellvertretender Geheimdienstminister. Zudem soll er enge Kontakte zum Extremisten-Netzwerk Al-Kaida pflegen. Deutschen Medienberichten zufolge führte Wasiq in den vergangenen Wochen Geheimgespräche mit Vertretern der Bundesregierung über den Schutz früherer Ortskräfte. Demnach werde er von den Taliban als "Leiter der europäischen Sektion des Islamischen Emirats Afghanistan" bezeichnet.

Khairullah Khairkhwa.

Khairullah Khairkhwa.

(Foto: US-Verteidigungsministerium)

Khairullah Khairkhwa, Minister für Information und Kultur
Khairkhwa zählt zu den Gründungsmitgliedern der Taliban. Er bekleidete mehrere Regierungsposten. So war er unter anderem Gouverneur der Provinz Herat und von 1997 bis 1998 Innenminister. Nach der US-Invasion 2001 floh er zunächst nach Pakistan, wo er festgenommen und wenig später ausgeliefert wurde. Auch er soll Verbindungen zu Al-Kaida haben.

Zu den "Taliban Five" zählt auch Mohammad Nabi Omari. Er wurde bereits Ende August von den Taliban zum Gouverneur der Provinz Khost ernannt. Omari soll zudem eine hoher Funktionsträger im Hakkani-Netzwerk sein, das für seine Selbstmordattentate berüchtigt ist.

Neben den genannten sind auch weitere Persönlichkeiten der alten Taliban-Garde für hohe Posten vorgesehen. So wird Siradschuddin Hakkani beispielsweise neuer Innenminister. Er steht auf der Fahndungsliste des FBI weit oben.

Quelle: ntv.de, jpe

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen