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Neue Daten zur Zuwanderung Fast jeder Vierte hat "Migrationsgeschichte"

Amtliche Statistik: 24,3 Prozent der Einwohner haben eine "Migrationsgeschichte".

Amtliche Statistik: 24,3 Prozent der Einwohner haben eine "Migrationsgeschichte".

(Foto: picture alliance / Zoonar)

Kriege und Krisen verändern Deutschland im Innern: Ein knappes Viertel der Einwohner blickt auf eine Migrationsgeschichte zurück. Binnen eines Jahres kommen zuletzt 1,2 Millionen Menschen hinzu.

Die einen suchen Arbeit und ein besseres Leben, einige wollen einfach nur studieren und bleiben, andere kommen, um Schutz vor Krieg oder Verfolgung zu finden: Fast ein Viertel der Menschen in Deutschland verfügt direkt oder indirekt über biografische Wurzeln im Ausland - Tendenz steigend, wie aus einer aktuellen Datenauswertung des Statistischen Bundesamts hervorgeht.

Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl der Menschen mit "Migrationsgeschichte", wie es in der Analyse heißt, im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 Millionen Personen zu. Das entspricht einer Gesamtzahl von 20,2 Millionen Einwohnern mit Einwanderungsgeschichte. 2022 waren das 24,3 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Nicht alle Menschen mit Migrationsgeschichte kamen freiwillig. Im Gegenteil: Die amtliche Auswertung der Mikrozensus-Daten liefert Hinweise darauf, wie sehr sich Kriege und Konflikte auf die Zusammensetzung der Bevölkerung in Deutschland auswirken. Als Menschen mit Migrationsgeschichte definieren die Statistiker all jene Personen, die seit dem Jahr 1950 nach Deutschland eingewandert sind, sowie deren direkte Nachkommen, die sogenannte "zweite Generation".

Den wichtigsten Auslöser für den jüngsten Anstieg sieht das Statistische Bundesamt in Krieg und Vertreibung in der Ukraine. Auch die Fluchtmigration aus Kriegs- und Konfliktregionen wie Syrien und Afghanistan spiele eine Rolle, heißt es. Die Zahl der Einwanderer sei vor allem durch Geflüchtete aus Kriegsgebieten um 7,3 Prozent gestiegen, erklärten die Statistiker. Damit sei die Gruppe der Einwanderer deutlich stärker angewachsen als die Zahl der in Deutschland geborenen direkten Nachkommen eingewanderter Eltern.

Von den 20,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte zählt das Amt 15,3 Millionen, die in den Jahren zwischen 1950 und 2022 selbst nach Deutschland eingewandert waren. Damit beträgt der Anteil der direkten Einwanderer 18,4 Prozent der Bevölkerung. 4,9 Millionen Menschen oder rund 5,9 Prozent der Bevölkerung sind dagegen in Deutschland geborene Nachkommen dieser Einwanderer, also Angehörige der zweiten Generation.

Kinder von Einwanderern, bei denen nur ein Elternteil im fraglichen Zeitraum aus dem Ausland zugewandert ist, zählen die Statistiker ausdrücklich nicht dazu. Sie werden in einer eigenen Kategorie als Menschen mit "einseitiger Einwanderungsgeschichte" erfasst. Ihr Anteil lag zuletzt bei 4,6 Prozent.

Migrationsgeschichte und Migrationshintergrund

Die Definition des Bundesamts unterscheidet sich in wesentlichen Punkten vom bisher gängigen Konzept des "Migrationshintergrunds": Eine Einwanderungsgeschichte haben demnach Personen, wenn sie selbst oder beide Elternteile seit dem Jahr 1950 nach Deutschland eingewandert sind.

Ein Migrationshintergrund ergibt sich abweichend davon, wenn die betreffende Person entweder selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde. Die Unterscheidung geht auf eine Empfehlung von Fachleute aus Wissenschaft, Verwaltung und Gesellschaft zurück, die im Auftrag der Bundesregierung neue Rahmenbedingung zur Integration festlegen sollten.

Unter dem Titel "Gemeinsam die Einwanderungsgesellschaft gestalten" legte dieses Gremium Anfang 2021 einen Bericht vor, in dem unter anderem auch der Begriff Migrationsgeschichte eingeführt wird. Diese "Neudefinition" trage zu einer "Vereinfachung und Harmonisierung der bisher im gesellschaftlichen und politischen Diskurs verwendeten Konzepte und Begrifflichkeiten" bei, hieß es zur Begründung.

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Die neue Einordnung ist nach Einschätzung des Statistischen Bundesamts enger gefasst als die bisher im Mikrozensus verwendete Definition des Migrationshintergrunds. Der neue Begriff soll zudem besser vergleichbar sein mit den international verwendeten Definitionen der Eingewanderten, beispielsweise von europäischen Statistikbehörde Eurostat sowie den Statistikabteilungen der Vereinten Nationen.

Zu den Einwohnern ohne Einwanderungsgeschichte rechnet das Bundesamt künftig demnach auch all jene Menschen, die weder selbst eingewandert sind noch unmittelbar von eingewanderten Eltern abstammen. Einwanderer einer dritten Generation werden damit in der offiziellen Statistik nur noch indirekt erfasst. Den aktuell veröffentlichten Daten zufolge lebten in Deutschland im vergangenen Jahr somit insgesamt 59,1 Millionen Menschen ohne Migrationsgeschichte. Das waren 71,1 Prozent der Gesamtbevölkerung, rund 1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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