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Steckte seit Kriegsbeginn fest Frachter "Joseph Schulte" erreicht Istanbul

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Die "Joseph Schulte" gehört einer chinesischen Bank und der Hamburger Firma Bernhard Schulte.

Die "Joseph Schulte" gehört einer chinesischen Bank und der Hamburger Firma Bernhard Schulte.

(Foto: dpa)

Über Korridore für Handelsschiffe verlässt ein Frachter der Hamburger Reederei Schulte Group den Hafen von Odessa. In der Ukraine hatte das Schiff mehr als 18 Monate festgesessen.

Der als erstes Schiff seit Mitte Juli aus dem Hafen im ukrainischen Odessa ausgelaufene Frachter "Joseph Schulte" hat Istanbul erreicht. Das unter der Flagge Hongkongs fahrende Schiff befand sich am Donnerstagabend kurz vor dem Hafen der türkischen Metropole, wie auf Tracking-Websites für den Schiffsverkehr zu sehen war. Die "Joseph Schulte" steckte seit Kriegsbeginn in der Ukraine fest.

Der Frachter hatte den Schwarzmeerhafen in Odessa am Mittwochmorgen über einen der Korridore für Handelsschiffe verlassen. Diese hatte die Ukraine eingerichtet, nachdem Russland im Juli aus dem Getreideabkommen ausgestiegen war. Das Abkommen ermöglichte der Ukraine trotz des Krieges den Transport von Getreide über das Schwarze Meer.

Der ukrainische Verkehrsminister Oleksandr Kubrakow erklärte, die Korridore würden "in erster Linie" genutzt, um Schiffen die Ausfahrt zu ermöglichen, die sich bereits zu Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 in ukrainischen Häfen befunden hätten.

Stammbesetzung blieb an Bord des Frachters

Der Frachter "Joseph Schulte" lag Angaben der Hamburger Reederei Schulte Group zufolge seit dem 23. Februar 2022 im Hafen von Odessa. Einen Tag später begann Russland seinen Angriff auf die Ukraine. Wegen des Kriegs sei es nicht möglich gewesen, das Schiff zu bewegen, erklärte ein Sprecher der Reederei. Eine Stammbesetzung sei an Bord des Frachters geblieben.

Wenige Tage vor dem Auslaufen der "Joseph Schulte" hatten russische Soldaten Warnschüsse auf einen unter der Flagge Palaus fahrenden Frachter abgefeuert, der sich mit türkischer Besatzung an Bord auf dem Weg in den ukrainischen Hafen Ismajil befand. Russland hatte zuvor gedroht, Schiffe, die ukrainischen Häfen ansteuern oder verlassen, als potenzielle Militärtransporte einzustufen.

Die Türkei äußerte sich am Donnerstag erstmals zu den Warnschüssen auf das Schiff, das sich im Besitz einer türkischen Reederei befindet. Das Büro von Präsident Recep Tayyip Erdogan teilte mit, Ankara habe Moskau nach dem Vorfall vor weiteren Aktionen "gewarnt", welche die Lage im Schwarzen Meer weiter verschärfen könnten.

Fokus auf Donau-Häfen

Seit dem Austritt aus dem Getreideabkommen hatte Moskau verstärkt die ukrainische Hafeninfrastruktur am Schwarzen Meer und an der Donau angegriffen. Die Donau-Häfen an der Grenze zu Rumänien sind zu einem wichtigen Umschlagplatz für ukrainische Getreideexporte geworden.

Einem Bericht der US-Zeitung "Wall Street Journal" zufolge gibt es Gespräche zwischen den USA, der Türkei und der Ukraine sowie deren Nachbarstaaten über die Ausweitung der Transporte auf der Donaustrecke. Washington prüfe "alle Möglichkeiten", einschließlich einer militärischen Unterstützung ukrainischer Schiffe, berichtete das Blatt.

Das türkische Verteidigungsministerium wollte diese Berichte am Donnerstag nicht bestätigen. "Unsere Bemühungen konzentrieren sich darauf, das Getreideabkommen wieder in Kraft zu setzen", sagte ein Ministeriumsvertreter dem türkischen Fernsehsender NTV. "Wir arbeiten an keinen anderen Lösungen", betonte er. Die Türkei ist im Ukraine-Krieg um Neutralität bemüht. Ankara lieferte einerseits Waffen an die Ukraine, unterstützt aber andererseits keine westlichen Sanktionen gegen Russland.

Quelle: ntv.de, mba/AFP

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