Politik

Belästigung im Europaparlament Frauen beschuldigen EU-Abgeordnete

Auch im EU-Parlament soll es zu Fällen sexueller Belästigung gekommen sein.

Auch im EU-Parlament soll es zu Fällen sexueller Belästigung gekommen sein.

(Foto: picture alliance / Laurent Dubru)

Nach dem Skandal um Harvey Weinstein und der #MeToo-Kampagne berichten auch mehrere Mitarbeiterinnen des Europaparlaments von Fällen sexueller Belästigung durch EU-Abgeordnete. Zu den Beschuldigten gehören mindestens zwei deutsche Politiker.

Europaabgeordnete haben entsetzt auf einen Bericht reagiert, nach dem es auch im EU-Parlament zu Fällen schwerwiegender sexueller Belästigung gekommen sein soll. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz sei eine schreckliche Art von Machtmissbrauch, kommentierte die deutsche Grünen-Politikerin Terry Reintke. Sie ermutige alle betroffenen Mitarbeiterinnen, Übergriffe beim zuständigen Ausschuss anzuzeigen. "Jeder Fall von sexueller Belästigung muss untersucht werden", ergänzte die österreichische Grünen-Abgeordnete Monika Vana.

Grünen-Politikerin Terry Reintke wurde vor einem Monat selbst Opfer eines sexuellen Übergriffs. Jetzt ermutigt sie die betroffenen Parlamentsmitarbeiterinnen, Übergriffe anzuzeigen.

Grünen-Politikerin Terry Reintke wurde vor einem Monat selbst Opfer eines sexuellen Übergriffs. Jetzt ermutigt sie die betroffenen Parlamentsmitarbeiterinnen, Übergriffe anzuzeigen.

(Foto: imago/Jens Jeske)

Die "Sunday Times" hatte schwere Vorwürfe von Parlamentsmitarbeiterinnen öffentlich gemacht. So sollen männliche Abgeordnete Frauen auf verschiedenste Arten sexuell bedrängt oder begrapscht haben. In einem Fall habe ein Parlamentarier vor einer jungen Assistentin masturbiert. Der Zeitung zufolge sind unter den Beschuldigten mindestens zwei deutsche Abgeordnete. Einer von ihnen wird als "führend" bezeichnet.

Schweigen für die Karriere

Namentlich genannt wird in dem Bericht nur ein 71 Jahre alter französischer Grünen-Politiker, der der Mitarbeiterin eines anderen Abgeordneten eine unsittliche Textnachricht geschrieben haben soll. Die Identitäten der anderen Beschuldigten enthüllte das Blatt nicht - nach eigenen Angaben auf Wunsch der Parlamentsmitarbeiterinnen. Die Frauen hätten Angst um ihre Karrieren und fürchteten eine mögliche juristische Auseinandersetzung, schrieb die "Sunday Times". Ein Sprecher des EU-Parlaments erklärte, dem zuständigen Beschwerdeausschuss seien bislang noch keine Belästigungsvorwürfe angezeigt worden.

Dass die Betroffenen anonym ihr Schweigen brachen, erklärt das Blatt mit dem Skandal um Filmmogul Harvey Weinstein. Seit den Missbrauchsvorwürfen gegen ihn berichten Frauen in aller Welt unter dem Stichwort #MeToo von sexueller Belästigung und anderen Vorfällen.

"Ich hatte seine Hände überall"

Im Rahmen der #MeToo-Kampagne hat auch die schwedische Gleichstellungsministerin Åsa Regnér von sexueller Belästigung auf EU-Ebene berichtet. Dem Sender "Expressen TV" erzählte sie, sie sei mit einem hochrangigen EU-Politiker vor mehreren Jahren auf dem Weg zu einem Termin kurz in eine Bar gegangen. Sie habe geglaubt, sie würden über Berufliches sprechen.

"Es war ganz anders als ich gedacht hatte", sagte Regnér dem Sender. "Ich hatte seine Hände überall und bemerkte, dass wir in einer dunklen Ecke saßen." Sie habe sich dumm gefühlt. "Warum dachte ich, er sei an meiner Meinung und meinem möglichen Wissen interessiert? Es ist klar, dass er das nicht war." Das habe sie wütend gemacht.

Vorige Woche hatte bereits die schwedische Außenministerin Margot Wallström von sexueller Belästigung auch in Kreisen der Politik berichtet.

Quelle: ntv.de, uzh/dpa

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