Wagenknecht poltert Gestiegene Renten bringen Fiskus vier Milliarden Euro mehr
04.01.2025, 05:46 Uhr Artikel anhören
Wagenknecht hätte gern, dass Renten erst ab 2000 Euro besteuert werden.
(Foto: picture alliance / Winfried Rothermel)
Die Umstellung auf die nachgelagerte Besteuerung im Rentensystem bringt es mit sich: Der Staat nimmt immer mehr Einkommensteuer von Rentnerinnen und Rentnern ein - vor allem, weil die Bezüge stetig steigen und mehr Rentner steuerpflichtig werden. BSW-Chefin Wagenknecht wittert einen Skandal.
Rentnerinnen und Rentner werden im neuen Jahr voraussichtlich 4,1 Milliarden Euro mehr Steuern zahlen als 2024. Die Summe dürfte von 58,6 auf 62,7 Milliarden Euro steigen, wie aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Frage der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht hervorgeht. Es handelt sich um Einkommensteuer von Steuerpflichtigen, die Renten- und gegebenenfalls weitere Einkünfte, zum Beispiel aus Mieten oder aus einer Arbeit haben. 2021 flossen dadurch erst 51,4 Milliarden Euro an den Staat. Im Jahr darauf waren es 54,8 Milliarden und 2023 dann 55,7 Milliarden Euro.
Die Zahl der Rentnerinnen und Rentner, die 2025 neu in die Besteuerung rutschen, dürfte bei rund 73.000 liegen, wie aus der Regierungsantwort weiter hervorgeht. Insgesamt werden demnach rund 6,578 Millionen Rentenbezieher steuerpflichtig sein. Offen ist, wie viele von ihnen durch den Grundfreibetrag voll entlastet werden. Dieser wurde für das gerade begonnene Jahr auf 12.084 Euro erhöht.
Auch die Renten dürften deutlich zulegen
Wagenknecht hatte gefragt, wie viele Rentnerinnen und Rentner zusätzlich in die Steuerpflicht rutschen, wenn es zum 1. Juli zu der prognostizierten Rentenerhöhung kommt. Nach einer ersten offiziellen Schätzung vom November werden die Bezüge dann um rund 3,5 Prozent steigen. Die Inflationsrate liegt darunter, sodass die Rentnerinnen und Rentner durch die Rentenerhöhung tatsächlich etwas mehr auf dem Konto haben dürften. Ob es tatsächlich genau 3,5 Prozent mehr werden, ist aber noch nicht sicher. Das Bundeskabinett legt die genaue Erhöhung im Frühjahr fest. Maßgeblich sind dann die aktuellsten Daten zu Konjunkturlage und Lohnentwicklung.
Wagenknecht sprach von einer "Respektlos-Steuer" und behauptete, die Steuern stiegen schneller als die Renten. "Das Finanzamt darf nicht länger die gesetzliche Rente schreddern", sagte die Gründerin des BSW. Mit Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar forderte Wagenknecht: "Steuerfreiheit auf die gesetzliche Rente bis 2000 Euro."
Auch andere Parteien räumen dem Thema Rente eine prominente Rolle bei ihrer Stimmenwerbung ein. Unter anderem stellte Bundeskanzler Olaf Scholz am Tag seiner Vertrauensfrage im Bundestag Mitte Dezember das Eintreten der Sozialdemokraten für stabile Renten heraus.
Seit 2005 erfolgt im Rentensystem die Umstellung auf die nachgelagerte Besteuerung. Das heißt: Während die Rentenbeiträge von den Steuern abgesetzt werden können, muss die Rente versteuert werden. Ziel ist es, die unterschiedliche steuerliche Belastung von Renten und Beamtenpensionen zu beseitigen. Der Übergangsprozess dauert Jahrzehnte. Zunächst wurden bei Neurentnern 50 Prozent der Bruttorente als steuerpflichtiges Einkommen angesetzt. Seitdem erhöht sich der Anteil für jeden Neurentnerjahrgang. Im Zuge des Wachstumschancengesetzes wurde das Tempo zuletzt allerdings entschleunigt.
Wer 2025 in Rente geht, muss 83,5 Prozent davon mit dem individuellen Steuersatz versteuern. Ursprünglich waren 85 Prozent vorgesehen. Wegen Freibeträgen zahlten viele Rentner jedoch auch weiterhin keine Steuern, betont die Rentenversicherung.
Quelle: ntv.de, Von Basil Wegner, dpa