Razzia wegen verbotener Exporte Haben deutsche Firmen Kampfstoffe an Russland geliefert?
30.08.2022, 14:44 Uhr
Der Zoll durchsucht bei der Razzia sieben Firmen und Privaträume.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
Kommen aus der norddeutschen Provinz Kampfstoffe für das russische Militär? Eine Firma bei Bremen steht laut einem Bericht im Fokus einer Razzia. Der Vorwurf: Es sollen ohne Genehmigung hochgiftige Chemikalien exportiert worden sein, mit denen Moskau Kampfstoffe herstellen kann.
Zollbeamte haben am Morgen mehrere Firmen in Nord- und Süddeutschland durchsucht. Das berichten NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung". Der Verdacht: Firmenverantwortliche sollen über mehrere Jahre ohne Genehmigung hochgiftige Chemikalien nach Russland ausgeführt haben. Im Zentrum der Razzia steht dem Bericht zufolge die Firma Riol Chemie GmbH, die im niedersächsischen Lilienthal nordöstlich von Bremen ihren Sitz hat.
Insgesamt gebe es Durchsuchungen in sieben Firmen und Privaträumen, wie die Staatsanwaltschaft laut Bericht bestätigt hat. 50 Zollfahnder seien wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Außenwirtschaftsgesetz im Einsatz. Bei den Chemikalien soll es sich dem Bericht nach um "Dual-Use-Güter" handeln. Das sind Stoffe, die zivil und militärisch eingesetzt werden können. Wie der Rechercheverbund schreibt, glauben die Ermittler, dass sich unter den fraglichen Substanzen auch Chemikalien befinden, die als Grundstoffe für die Herstellung von chemischen und biologischen Kampfstoffen - wie etwa Senfgas oder womöglich sogar das Nervengift Nowitschok - genutzt werden können.
In Kleinstmengen sollen die Substanzen an ein Unternehmen in Moskau geliefert worden sein. Das gehe aus Unterlagen hervor, aus denen der Bericht zitiert. Der russische Händler soll russischen Medienberichten zufolge wiederum Spezial-Labore des russischen Militärs und des russischen Inlands-Nachrichtendienstes FSB beliefern.
Auch soll das bei Bremen ansässige Unternehmen demnach in mehreren Fällen Ausrüstung nach Russland exportiert haben, die für die Herstellung von Bio- und Chemie-Waffen verwendet werden kann - und deren Ausfuhr deshalb ebenfalls beschränkt ist.
Nawalny mit Nowitschok vergiftet
Das Nervengift Nowitschok gibt es bereits seit den 1970er Jahren. Im März 2018 rückte der Kampfstoff nach dem Giftanschlag auf den russischen Doppelagenten Sergei Skripal und seine Tochter in den internationalen Fokus. Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny wurde im August 2020 ebenfalls mit der Substanz vergiftet. Das konnte nach Angaben der Bundesregierung im September 2020 zweifelsfrei festgestellt werden.
Nowitschok gilt als eines der tödlichsten Nervengifte der Welt. Es wurde von sowjetischen Forschern entwickelt, um die Chemiewaffen-Konvention zu umgehen, weil der Nachweis schwierig ist.
Quelle: ntv.de, joh