Politik

Türkei-Offensive in Nordsyrien Hunderte IS-Angehörige fliehen aus Lager

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Die türkische Armee setzt ihre Offensive in Nordsyrien unbeirrt fort. An einigen Brandherden scheinen die kurdischen Milizen ihre Stellungen halten zu können. Allerdings gelingt fast 800 Angehörigen von IS-Kämpfern nach einem Luftangriff die Flucht aus einem kurdischen Lager.

Fast Achthundert Angehörige von Kämpfern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) sind nach kurdischen Angaben aus einem Lager in Nordsyrien geflohen. Die Frauen und Kinder seien nach Luftangriffen der türkischen Armee aus der Einrichtung in Ain Issa geflüchtet, teilten die kurdische Behörden in der Region mit. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte ebenfalls, dass "rund Hundert" ausländische Frauen und Kinder aus dem Lager geflüchtet seien. Zu ihren Nationalitäten machte die in London ansässige Organisation keine Angaben.

Die Kurden hatten wie die EU davor gewarnt, dass die am Mittwoch gestartete Offensive der Türkei den Kampf der YPG gegen den IS schwäche und Tausenden Dschihadisten in kurdischer Haft eine Chance zur Flucht geben könnte. Am Freitag hieß es von den kurdischen Behörden, dass bereits fünf IS-Kämpfer aus einem Gefängnis entkommen seien, nachdem türkische Granatenangriffe die Gegend rund um die Lager getroffen hätten.

In den von Kurden kontrollierten Lagern sind insgesamt etwa 12.000 ausländische Angehörige von IS-Mitgliedern untergebracht - 4000 Frauen und 8000 Kinder. In den kurdischen Gefängnissen in Nordsyrien sind außerdem rund 12.000 IS-Kämpfer inhaftiert, unter ihnen bis zu 3000 ausländische Dschihadisten aus insgesamt 54 Ländern.

Laut UN mehr als 100.000 Menschen auf der Flucht

Unterdessen haben die türkische Armee und ihre Verbündeten ihre Angriffe in Nordsyrien fortgesetzt. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete über erbitterte Gefechte in Suluk nahe der syrischen Grenzstadt Tal Abjad. Die türkische Armee habe Teile der Ortschaft erobert. An einer weiteren Front bei Ras al-Ain drängten kurdische Kämpfer die türkischen Truppen laut der Beobachtungsstelle zurück.

Ein Sprecher der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) bestätigte die Angaben über die Kämpfe in Suluk. "Die Türken versuchen, die Kontrolle zu übernehmen", sagte er. Kurdische Kämpfer leisteten aber weiterhin Widerstand. Auch in der nordsyrischen Grenzstadt Ras al-Ain dauerten die Kämpfe an. Die türkischen Einheiten und ihre syrischen Verbündeten seien in mehreren Gegenden zurückgedrängt worden, sagte der SDF-Sprecher. Die Beobachtungsstelle bestätigte diese Angaben.

Seit dem Beginn der Offensive am Mittwoch wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle inzwischen mehr als 85 kurdische Kämpfer sowie rund 40 Zivilisten getötet. Die Angaben der in London ansässigen Organisation sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen. Auf türkischer Seite wurden nach Angaben Ankaras 18 Zivilisten getötet. Bei den Kämpfen in Nordsyrien seien außerdem vier Soldaten getötet worden.

Nach UN-Angaben flohen bereits mehr als 130.000 Menschen vor den Kämpfen. Das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) warnte davor, dass bis zu 400.000 Menschen durch die Kämpfe vertrieben werden könnten.

Quelle: ntv.de, jpe/AFP

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