Behörde spricht von Verbrechern Hunderte weitere Festnahmen in Kasachstan
12.01.2022, 12:29 Uhr
Eine Polizeikontrolle in der kasachischen Stadt Almaty.
(Foto: AP)
Die von Protesten erschütterte kasachische Stadt Almaty kommt nicht zur Ruhe: Erneut werden laut Medienberichten knapp 1700 Menschen festgenommen, Menschenrechtler zeigen sich besorgt. Derweil dringen die USA auf einen Abzug der von Russland angeführten Truppen aus dem Land.
In der von Unruhen besonders betroffenen kasachischen Stadt Almaty sind knapp 1700 weitere Menschen festgenommen worden. Es handele sich um Plünderer und andere Verbrecher, berichteten kasachische Medien unter Berufung auf die Stadtverwaltung in der Millionenmetropole im Südosten des zentralasiatischen Landes. Die Zahl der Festnahmen wurde landesweit zuletzt mit rund 10.000 angegeben. Menschenrechtler mahnten, die autoritär geführte Ex-Sowjetrepublik müsse faire Prozesse gewährleisten.
Die Lage in Kasachstan schien sich zuletzt wieder zu stabilisieren. In dem öl- und gasreichen Land an der Grenze zu Russland war Unmut über gestiegene Treibstoffpreise vor rund einer Woche in Proteste gegen die Staatsführung umgeschlagen. Nach friedlichen Demonstrationen kam es tagelang auch zu gewaltsamen Ausschreitungen. Präsident Kassym-Schomart Tokajew sprach von einem versuchten "Staatsstreich", der auch aus dem Ausland gesteuert gewesen sei. Er setzte eine neue Regierung ein und ließ das Militär gegen Demonstranten vorgehen.
USA dringen auf baldigen Truppenabzug
Währenddessen pochen die USA auf einen baldigen Abzug der von Russland angeführten Truppen aus Kasachstan. Washington begrüße es, dass Präsident Tokajew den Einsatz des Militärbündnisses OVKS in seinem Land für beendet erklärt habe, sagte US-Außenamtssprecher Ned Price. Die US-Regierung rufe die Soldaten des Bündnisses auf, der Bitte Tokajews nachzukommen, Kasachstan "umgehend zu verlassen".
Tokajew hatte am Dienstag angekündigt, dass am Donnerstag ein schrittweiser Abzug der OVKS-Truppen beginnen werde. Die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS), in der neben Russland und Kasachstan vier weitere ehemalige Sowjetrepubliken verbündet sind, hatte nach den Massenprotesten auf Bitten Tokajews mehr als 2000 Soldaten nach Kasachstan entsandt. Die US-Regierung hatte angesichts der Truppenentsendung gewarnt, dass es für Kasachstan schwierig werde, den russischen Einfluss zurückzudrängen.
Experten gehen davon aus, dass Präsident Tokajew die Krise auch dafür nutzte, um seinen Vorgänger, den einflussreichen Ex-Langzeit-Präsidenten Nursultan Nasarbajew, zu entmachten. Weiter unklar ist, wer die bewaffneten Randalierer waren, die insbesondere in Almaty Verwaltungsgebäude und Polizeidienststellen stürmten. Tokajew sprach mehrfach von "Terroristen".
Quelle: ntv.de, mbe/dpa/AFP