Politik

Studenten in Kabul ermordet IS reklamiert Anschlag auf Uni für sich

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Sicherheitskräfte haben mehrere Angreifer auf dem Campus getötet.

(Foto: REUTERS)

Sechs Stunden lang feuern Angreifer auf dem Universitäts-Campus in der afghanischen Hauptstadt um sich. Sie ermorden und verletzen zahlreiche Menschen, bevor sie von Sicherheitskräften getötet werden. Der Islamische Staat bekennt sich zu der Attacke, die weltweit Entsetzen auslöst.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Angriff auf das Gelände der Universität von Kabul mit mindestens 22 Toten für sich beansprucht. Zwei IS-Kämpfer hätten den Campus während einer Abschlussfeier gestürmt, erklärte die Gruppe in einer über das Internet verbreiteten Nachricht des IS-Sprachrohrs Amak. Bei der Veranstaltung sei der Abschluss einer Ausbildung gefeiert worden, an der unter anderem mehrere Richter teilgenommen hätten.

Der IS sprach in der Nachricht von 80 Todesopfern und Verletzten. Nach offiziellen Angaben waren bei dem Angriff mindestens 22 Menschen getötet worden, darunter auch die Angreifer. Anders als der IS sprach das afghanische Innenministerium von drei Tätern. Mindestens 22 weitere Menschen wurden demnach verletzt.

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Es gibt zahlreiche Verletzte. Hier wird ein Mann nach dem Angriff in einem Krankenhaus behandelt.

(Foto: dpa)

Die radikalislamischen Taliban lehnten die Verantwortung für die Attacke ab. Nach Angaben des Hochschulministeriums war an diesem Montag eine Regierungsdelegation zur Eröffnung einer iranischen Buchmesse auf dem Campus erwartet worden.

Dem Innenministerium zufolge hatten die Bewaffneten das Areal gestürmt und sich sechs Stunden lang ein Feuergefecht mit afghanischen Eliteeinheiten geliefert. Dann wurden sie von den Sicherheitskräften getötet. Erst vor gut einer Woche hatte es in Kabul einen Anschlag auf ein Bildungszentrum gegeben, bei dem 24 Menschen getötet worden. Auch diese Attacke reklamierte der IS für sich.

Ein Attentäter zündet Bombe, weitere schießen

Den Angaben des Innenministeriums zufolge waren am Vormittag drei Angreifer auf das Hochschulgelände gestürmt. Erst zündete ein Selbstmordattentäter einen Sprengsatz, dann eröffneten auf dem Campus zwei Bewaffnete das Feuer. Bei den meisten Toten handelte es sich den Angaben zufolge um Studenten. Hunderte flüchteten und sprangen über die Mauern des Hochschulgeländes.

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Sicherheitskräfte in der Nähe des Tatorts.

(Foto: REUTERS)

Der 23-jährige Fraidun Ahmadi berichtete, er sei in einer Vorlesung gewesen, als er die ersten Schüsse gehört habe. "Wir hatten große Angst und dachten, der letzte Tag unseres Lebens sei gekommen", sagte er. "Jungen und Mädchen schrien, beteten und riefen um Hilfe." Auf erschütternden Bildern in den Online-Netzwerken waren die Leichen getöteter Studenten zu sehen, die in Blutlachen neben Tischen und Stühlen lagen. Erst nach mehreren Stunden brachten von US-Soldaten unterstützte Sicherheitskräfte die Lage unter Kontrolle.

UN und EU verurteilen Anschlag

UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den tödlichen Angriff auf dem Universitätsgelände. Die Attacke sei "schrecklich" und auch ein Angriff auf das Menschenrecht auf Bildung, sagte Guterres laut Mitteilung. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Den Familien der Opfer sprach der UN-Chef sein Beileid aus und wünschte den Verletzten eine rasche Genesung. Die Vereinten Nationen stünden an der Seite des afghanischen Volkes und seiner Regierung, um sie bei ihrem lange gehegten Streben nach Frieden zu unterstützen.

Auch die EU verurteilte den Anschlag. Es handele sich bereits um den zweiten Anschlag auf Bildungseinrichtungen in Kabul innerhalb von weniger als zehn Tagen, erklärte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. Es handele sich dabei nicht nur um gezielte Anschläge auf junge, unschuldige Zivilisten, sondern um "Angriffe auf die Zukunft Afghanistans".

Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP

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