Politik

Russischer Nachschub gestört ISW: Ukraine eroberte Cherson mit HIMARS-Einsatz zurück

Das amerikanische Raketensystem HIMARS kam zum Einsatz, um die russischen Besatzer in Cherson in die Flucht zu schlagen (Archivbild).

Das amerikanische Raketensystem HIMARS kam zum Einsatz, um die russischen Besatzer in Cherson in die Flucht zu schlagen (Archivbild).

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Dass russische Truppen Schwierigkeiten haben würden, erobertes Gebiet in der südukrainischen Region Cherson zu halten, ist laut einer Analyse der ISW-Experten seit Langem klar gewesen. Um ihre Gegner am Dnipro in die Flucht zu schlagen, nutzten ukrainische Truppen innovative Techniken.

Bei dem Erfolg des ukrainischen Militärs während der Rückeroberungen in der Region Cherson spielt laut Experten der US-amerikanischen Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) der Einsatz von Raketenwerfern des Typs HIMARS eine entscheidende Rolle. Demnach nutzte die Ukraine die von den USA gelieferten Artilleriesysteme innovativ, um den Truppen des Kremls die Nachschublinien, insbesondere auf Brücken, abzuschneiden. Da die Versorgung der 20.000 verbleibenden russischen Soldaten empfindlich gestört wurde, mussten sie schließlich den Rückzug antreten.

Das HIMARS-System ist nach Angaben des ISW eigentlich nicht für den Beschuss von Brücken geeignet, da die Sprengköpfe, die es abfeuert, zu klein für solche Einsätze sind. Dieses Hindernis umging das ukrainische Militär, indem es das System für viele kleinere Präzisionsschläge nutzte, die Straßen und Brücken unbrauchbar machte, ohne sie komplett zu zerstören. Auf diese Weise soll Kiew sowohl bei Angriffen auf die Antoniwkabrücke als auch auf die Verbindungsstraße des Kachowka-Staudamms vorgegangen sein.

Die Ukraine habe ihre Attacken auch dann noch fortgeführt, als die russischen Streitkräfte versuchten, die Fahrstrecken wiederherzustellen. Dabei sei auch die Ausrüstung für die Reparatur beschossen worden. Um weiteren Schaden abzuwenden, versuchten die Russen der Denkfabrik zufolge, eine Pontonbrücke unter der Antoniwkabrücke zu bauen.

Russen mussten Fährsystem nutzen

Doch ihre Kriegsgegner setzten den Beschuss fort, was Moskau schließlich zum Rückzug rund um die Brücke zwang. Schließlich musste das russische Militär auf Binnenschiffe zurückgreifen, um Ausrüstungen, Vorräte und Nachschub vom Ost- bis zum Westufer des Flusses Dnipro zu transportieren. Die Ukraine griff daraufhin auch die Schiffe und ihre Anlegestellen an. Die Schiffe hätten jedoch ohnehin nicht ausgereicht, um die 20.000 Streitkräfte am Westufer zu versorgen, berichtet das ISW.

Als Sergey Surovikin am 8. Oktober dieses Jahres das Kommando über die russischen Streitkräfte in der Ukraine übernahm, sei bereits klar gewesen, dass der Kreml die von ihm besetzten Teile Chersons nicht halten konnte. Surovikin erklärte damals, er wolle die Truppen dort abziehen und begann wohl bereits mit den Vorbereitungen des Rückzugs, der ein paar Wochen später stattfand.

Ob der russische Präsident Wladimir Putin dem Abmarsch im Westen Chersons bereits im Oktober zustimmte oder ob Surovikin zuvor intensive Überzeugungsarbeit leisten musste, ist nicht bekannt. Am 9. November wurde schließlich ein Treffen des russischen Verteidigungsministers Sergei Shoigu mit Putin angesetzt, bei dem der Präsident den Befehl zum Rückzug gab.

Quelle: ntv.de, lve

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