Haft und Peitschenhiebe Iranischer Sänger nach kritischem Lied verurteilt
09.01.2024, 17:38 Uhr Artikel anhören
Protestierende tragen Porträts von Gegnern des iranischen Regimes vor dem europäischen Hauptsitz der Vereinten Nationen.
(Foto: picture alliance/dpa/SOPA Images via ZUMA Press Wire)
Im August 2023 geht das Lied von Mehdi Jarrahi um die Welt. In "Roosarito" ermutigt er iranische Frauen, ihr Kopftuch abzulegen. Seine Zeilen sind dem Regime ein Dorn im Auge: Er wird erst festgenommen und erhält nun seine Strafe.
Im Iran ist ein bekannter Popmusiker nach einem kritischen Song über die Kopftuch-Pflicht Medienberichten zufolge verurteilt worden. Der Sänger Mehdi Jarrahi sei zu zwei Jahren und acht Monaten Haft sowie 74 Peitschenhieben verurteilt worden, berichtete die iranische Zeitung "Emtedad" unter Berufung auf seine Anwältin auf Telegram. Von der Justiz gibt es bislang keine Informationen zu dem Urteil.
Der Sänger hatte im August 2023 mit der Veröffentlichung des Songs "Roosarito" (Dein Kopftuch) großes Aufsehen erregt. Kurz nach dem Release des ungewöhnlich kritischen Lieds auf Youtube wurde der Sänger festgenommen. Inzwischen ist er laut seiner Anwältin auf Kaution wieder frei. In dem Lied singt Jarrahi unter anderem: "Leg Dein Kopftuch ab, lass Dein Haar frei (...)." - eine Referenz an die Protestbewegung im Herbst 2022, die von Frauen angeführt wurde.
Aufschrei erst am Wochenende
Vor mehr als einem Jahr hatte der Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini die bislang schwersten Proteste in der Geschichte der Islamischen Republik ausgelöst. Monatelang gingen vor allem junge Menschen auf die Straßen, um gegen das islamische Herrschaftssystem zu demonstrieren. Amini war nach einem mutmaßlich gewaltsamen Zusammenstoß mit den berüchtigten Sittenwächtern ins Koma gefallen und kurz darauf verstorben. Der Staat reagierte mit äußerster Härte.
Erst am Wochenende hatte die Auspeitschung einer 33-Jährigen für einen Aufschrei gesorgt. Wie Menschenrechtsaktivisten berichteten, bestrafte Irans Justiz die kurdische Aktivistin Roja Heschmati in der Hauptstadt Teheran mit insgesamt 74 Peitschenhieben. Die Frau hatte selbst auf Facebook auf die Vollstreckung der Strafe aufmerksam gemacht und diese eindrücklich geschildert. Irans Justiz bestätigte die Vollstreckung der Peitschenhiebe. Diese seien im Rahmen des Gesetzes erfolgt, berichtete das Justizportal "Misan". In den sozialen Medien sorgte der Fall unter Iranerinnen und Iranern für große Empörung.
Laut der Zeitung "Shargh" wurde Heschmati im April 2023 nach der Veröffentlichung eines Fotos ohne das im Iran obligatorische Kopftuch festgenommen. Sie habe sich danach gegen zahlreiche juristische Vorwürfe wehren müssen. Eine mehr als 13-jährige Haftstrafe sei erfolgreich angefochten worden, sagte ihr Anwalt Masiar Tatati der Zeitung. Eine Verurteilung zu den Peitschenhieben wegen moralischer Verstöße blieb bestehen.
Quelle: ntv.de, ses/dpa