Aufschrei in sozialen Netzwerken Iran lässt Frau wegen Fotos ohne Kopftuch auspeitschen
07.01.2024, 01:17 Uhr Artikel anhören
Der Iran geht noch immer rigoros gegen Frauen vor, die ihren Kopf nicht bedecken (Archivbild).
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
74 Peitschenhiebe musste die kurdische Aktivistin Roja Heschmati über sich ergehen lassen, in einer "mittelalterliche Folterkammer", wie sie sagt. Die iranische Justiz hatte ihr die Strafe auferlegt, weil sie auf einem Bild ohne Kopfbedeckung zu sehen war.
Im Iran hat die Auspeitschung einer 33-Jährigen einen Aufschrei ausgelöst. Wie Menschenrechtsaktivisten berichteten, bestrafte Irans Justiz die kurdische Aktivistin Roja Heschmati in der Hauptstadt Teheran mit insgesamt 74 Peitschenhieben. Die Frau hatte selbst auf Facebook auf die Vollstreckung der Strafe aufmerksam gemacht und diese eindrücklich geschildert. Irans Justiz bestätigte die Vollstreckung der Peitschenhiebe. Diese seien im Rahmen des Gesetzes erfolgt, berichtete das Justizportal "Misan". In den sozialen Medien sorgte der Fall unter Iranerinnen und Iranern für große Empörung.
Laut der Zeitung "Shargh" wurde Heschmati im April 2023 nach der Veröffentlichung eines Fotos ohne das im Iran obligatorische Kopftuch festgenommen. Sie habe sich danach gegen zahlreiche juristische Vorwürfe wehren müssen. Eine mehr als 13-jährige Haftstrafe sei erfolgreich angefochten worden, sagte ihr Anwalt Masiar Tatati der Zeitung. Eine Verurteilung zu den Peitschenhieben wegen moralischer Verstöße blieb bestehen.
Auf ihrem inzwischen nicht mehr öffentlich einsehbaren Facebookprofil machte Heschmati bereits im Oktober ihr Urteil bekannt. Am 3. Januar schrieb Heschmati, dass sie mit ihrem Anwalt nach einer Vorladung vor den Behörden erschienen sei. Ihr Kopftuch habe sie trotz wiederholter Aufforderung aus Protest abgelegt. Den Ort, in dem sie ausgepeitscht wurde, beschrieb sie als "mittelalterliche Folterkammer".
Vor mehr als einem Jahr hatte der Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini schwere Proteste im Iran ausgelöst. Monatelang gingen vor allem junge Menschen auf die Straßen, um gegen das islamische Herrschaftssystem zu demonstrieren. Amini war nach einem mutmaßlich gewaltsamen Zusammenstoß mit den berüchtigten Sittenwächtern ins Koma gefallen und kurz darauf verstorben. Der Staat reagierte mit äußerster Härte. Inzwischen widersetzen sich immer mehr Frauen der Kopftuchpflicht.
Quelle: ntv.de, lve/dpa