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"Entspricht keiner der Geiseln" Israel: Hamas übergibt falsche Leiche

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Noch immer befinden sich 21 getötete Geiseln im Gazastreifen.

Noch immer befinden sich 21 getötete Geiseln im Gazastreifen.

(Foto: IMAGO/APAimages)

Eigentlich soll die Hamas die Leichen der israelischen Geiseln schon am Montag zurückgeben. Doch davon ist sie nicht nur weit entfernt. Offenbar handelt es sich bei einer der übergebenen Leichen gar nicht um einen Verschleppten. Es ist nicht das erste Mal, dass die Terroristen einen falschen Toten übergeben.

Eine der am Dienstag an Israel übergebenen vier Leichen ist israelischen Angaben zufolge keine Hamas-Geisel: Nach Abschluss der forensischen Untersuchungen habe sich herausgestellt, dass "die vierte Leiche, die Israel von der Hamas übergeben wurde, keiner der Geiseln entspricht", erklärte die israelische Armee. "Die Hamas ist verpflichtet, alle notwendigen Anstrengungen zu unternehmen, um die verstorbenen Geiseln zurückzugeben", fügte die Armee hinzu.

Zuvor waren die sterblichen Überreste der drei anderen Menschen bereits als Hamas-Geiseln identifiziert worden. Bei ihnen handelt es sich um den Deutsch-Israeli Tamir Nimrodi, Uriel Baruch und Eitan Levy.

Nimrodi war als Soldat an der Grenze zum Gazastreifen stationiert und wurde von den Islamisten aus einer Kaserne in den Gazastreifen verschleppt. Über die Umstände seines Todes wurden zunächst jedoch unterschiedliche Angaben gemacht: "Wir gehen davon aus, dass er zu Beginn des Krieges in Gefangenschaft getötet wurde", erklärte die israelische Armee. Das Forum der Geiselangehörigen geht nach eigener Aussage jedoch davon aus, dass Nimrodi in Hamas-Gefangenschaft durch israelische Angriffe auf den Gazastreifen getötet wurde.

Die Hamas hatte am Montag und Dienstag die sterblichen Überreste von jeweils vier Menschen an Israel übergeben. In dem Waffenruhe-Abkommen mit Israel war allerdings vereinbart worden, dass die Islamisten bis Montagmittag die Leichen aller 28 verbliebenen Geiseln übergeben.

Zwei Jahre nach dem Überfall der Hamas auf Israel und dem Beginn des dadurch ausgelösten Krieges im Gazastreifen war am Freitag eine Waffenruhe in Kraft getreten. Israel und die Hamas hatten zuvor der ersten Phase eines von US-Präsident Donald Trump vorgelegten Friedensplans zugestimmt.

Im Februar hatte die Hamas bereits anstelle der Leiche der Geisel Schiri Bibas den Leichnam einer Palästinenserin übergeben. Die Terrororganisation räumte später einen möglichen Irrtum ein. Die Vertauschung - ob wissentlich oder versehentlich - löste in Israel große Empörung aus

Öffnet Israel den Grenzübergang Rafah?

Laut einem Medienbericht will Israel an diesem Mittwoch den Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten wieder öffnen. 600 Lastwagen sollen im Laufe des Tages Hilfsgüter in das Palästinensergebiet bringen, wie der israelische öffentlich-rechtliche Sender KAN berichtete. Die Entscheidung zur Öffnung des Grenzübergangs sei nach der Übergabe der Leichen von vier weiteren Geiseln durch die radikalislamische Hamas am Dienstag getroffen worden. Ob sich dies nach der Identifizierung einer falschen Leiche ändern wird, ist noch unklar.

Die israelische Regierung bestätigte die Öffnung des Grenzübergangs bislang nicht. Auf Videoaufnahmen der Nachrichtenagentur AFP war zu sehen, wie am Morgen mehrere Lastwagen mit Hilfslieferungen das Grenztor auf der ägyptischen Seite durchquerten.

Die Palästinensische Autonomiebehörde kündigte bereits an, die Zuständigkeit für den für Hilfslieferungen wichtigen Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen übernehmen zu wollen. "Wir sind jetzt wieder bereit, uns zu engagieren, und haben alle Parteien darüber informiert, dass wir bereit sind, den Grenzübergang Rafah zu betreiben", sagt Mohammad Schtajjeh, Sondergesandter von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas.

Die in der Übereinkunft vereinbarten Hilfslieferungen in den Gazastreifen waren unmittelbar nach der Waffenruhe-Einigung angelaufen. Lastwagen mit Hilfsgütern kamen über den Grenzübergang Kerem Schalom in das Palästinensergebiet. Die UNO und das Rote Kreuz forderten am Dienstag, dass alle Übergänge in den Gazastreifen für Hilfslieferungen geöffnet werden müssten.

Zwei Jahre nach dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023, der den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte, ist die humanitäre Lage im Gazastreifen weiterhin katastrophal. Nach Angaben der UNO vom August herrscht in Teilen des Palästinensergebiets eine Hungersnot.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP/rts

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