"Schwierig und schmerzhaft" Israels Militärchef übernimmt Verantwortung für getötete Geiseln
16.12.2023, 22:08 Uhr Artikel anhören
Die drei Geiseln wurden bei Gefechten im Gazastreifen getötet.
(Foto: picture alliance / newscom)
Sie waren oberkörperfrei und trugen weiße Flaggen bei sich: Und dennoch töten die israelischen Streitkräfte versehentlich drei Geiseln im Gazastreifen. Der Militärchef übernimmt die Verantwortung uns stellt klar, dass sich sowas nicht wiederholen dürfe.
Israels Generalstabschef Herzi Halevi hat die Verantwortung für die versehentliche Tötung von drei israelischen Geiseln im Gazastreifen durch israelische Soldaten übernommen. "Die Armee und ich als ihr Kommandeur sind für das, was passiert ist, verantwortlich und wir werden alles tun, um zu verhindern, dass sich solche Fälle in der Zukunft der Kämpfe wiederholen", sagte er in einem auf X veröffentlichten Video. Er sprach von einem "schwierigen und schmerzhaften Moment".
Zugleich stellte Halevi klar, dass auf Menschen mit weißer Flagge, die sich ergeben wollen, nicht geschossen werden darf. Bei der Tötung der Geiseln seien Einsatzregeln verletzt worden, betonte Halevi. "Die drei Geiseln haben alles getan, damit wir sie als solche erkennen - sie hatten ihre Hemden ausgezogen, damit wir sehen, dass sie keine Sprenggürtel tragen, und sie hielten eine weiße Flagge", räumte Halevi ein. Darüber hinaus gab er zu bedenken, dass sich die Soldaten in einer aktiven Kampfzone befanden. Terroristen seien dort in Zivilkleidung aktiv und jede Entscheidung könne im Bruchteil einer Sekunde über Leben oder Tod entscheiden.
Netanjahu: Eine "unerträgliche Tragödie"
Derweil bezeichnete Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu den Vorfall als "unerträgliche Tragödie". Der Druck auf ihn, einer neuen Feuerpause für den Austausch von Geiseln gegen in Israel inhaftierte Palästinenser zuzustimmen, dürfte steigen. Nach israelischen Schätzungen werden derzeit noch 112 aus Israel verschleppte Menschen im Gazastreifen festgehalten. Weiterhin gebe die Hamas die Leichen von 20 am 7. Oktober Entführten nicht heraus, teilte das Büro Netanjahus mit.
Unterdessen gab es Berichte, dass das Golfemirat Katar erneut zwischen Israel und der islamistischen Hamas vermittelt. Dabei gehe es um Bemühungen zu weiteren Freilassungen von Geiseln, wie die US-Zeitung "The Wall Street Journal" und das Nachrichtenportal "Axios" berichteten. Demnach soll der Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad, David Barnea, in Oslo mit dem katarischen Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani zusammengekommen sein, um Gespräche über mögliche Überstellungen von Geiseln und Gefangenen zu führen. Dabei sei es auch um eine erneute Feuerpause gegangen.
Eine offizielle Bestätigung des Treffens gibt es bisher nicht. Gespräche über eine neue Feuerpause im Gaza-Krieg werden nach katarischen Angaben aber fortgesetzt. Das Golfemirat bekräftige seine laufenden diplomatischen Bemühungen zur Erneuerung der humanitären Pause, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums. Katar unterhält gute Beziehungen zur Hamas. Ende November hatten Israel und die Hamas unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA erstmals eine Feuerpause vereinbart, die zweimal kurz verlängert wurde. In der Zeit ließ die Hamas 105 Geiseln frei, darunter 14 deutsche Staatsbürger, und Israel im Gegenzug 240 palästinensische Häftlinge.
Quelle: ntv.de, ses/dpa