Politik

Wunden für die russische Armee Javelin - der panzerbrechende Wurfspeer

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Eine "Javelin FGM-148", abgefeuert von einem britischen Soldaten.

(Foto: dpa)

Immer wieder berichtet die Ukraine über den Abschuss russischer Panzer. Aber welche Waffensysteme machen das möglich und wo kommen sie her? Die wohl effizienteste ist die "Javelin FGM-148", die ihren Spitznamen "Wurfspeer" aus gutem Grund trägt.

Die Lage im Krieg in der Ukraine ist unübersichtlich. Während die einen laut über ihre Erfolge berichten, halten sich die anderen zurück. Wer hier also die Oberhand hat, lässt sich kaum einschätzen. Fakt ist aber, dass die ukrainischen Truppen den russischen Angreifern gerade im Bereich der Panzerabwehr richtige Schwierigkeiten bereiten. Immer wieder tauchen Bilder von brennenden oder zerstörten russischen Panzern auf. Ein Beleg für eine militärische Überlegenheit der Ukraine ist das natürlich nicht. Doch es sind Nadelstiche in die Haut des russischen Angreifers, die auf Dauer schmerzen dürften.

Entwickelt in den USA

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Die Javelin kann wegen des geringen Feuerstrahls auch aus der Deckung und aus Gebäuden abgefeuert werden.

(Foto: dpa)

Eine Waffe, die diese kleinen Wunden reißt, ist das "Javelin Medium Antiarmor Weapon System". Was übersetzt aus dem Englischen für "Wurfspeer" und "Mittleres Panzerabwehr-Waffensystem" steht. Javelin wurde bereits in den 1980er Jahren, in den Zeiten des Kalten Kriegs, in den USA entwickelt. Eben in jener Zeit, als man fest davon überzeugt war, sich eines Tages in einem Landkrieg mit russischen Truppen auf europäischem Boden wiederzufinden.

Die erste Vorstellung der "Javelin FGM-148", die von Raytheon und Lockheed Martin produziert wird, gab es im Jahr 1989. Der Vorteil dieses Lenkwaffensystems, das einer Panzerfaust nicht unähnlich sieht, ist ihr Gewicht von nur knapp 23 Kilogramm und ihrer Länge von etwa einem Meter. Allerdings ist das System mit 200.000 Dollar pro Stück nicht billig. Hinzu kommt, dass jeder Schuss mit weiteren 100.000 Euro für die Lenkrakete berechnet wird.

Der damalige US-Präsident Donald Trump war es übrigens, der der Ukraine das Waffensystem im Jahr 2019 verkaufte. Seinerzeit wurden 150 Raketen und 10 Abschusseinheiten für die Javelin in einem Wert von 39,2 Millionen Dollar geliefert. Das US-Außenministerium begründete den Verkauf damals damit, dass man der Ukraine helfen wolle, ihre "Souveränität und territoriale Unversehrtheit" zu verteidigen. Zuvor wurde die Javelin FGM-148 an Georgien, Estland und Litauen geliefert.

"Fire-and-Forget"

Aber wie funktioniert das Waffensystem? Die Javelin ist eine sogenannte "Fire-and-Forget"-Panzerabwehr-Lenkrakete. "Feuern und Vergessen" steht hier für eine Waffenart, die in der Lage ist, sich ihr Ziel selbst zu suchen. Der Clou dieser Rakete mit Infrarotsensorik besteht aber darin, dass sie ihr Ziel nicht direkt ansteuert, sondern bis zu 150 Meter aufsteigt, um dann den Panzer an seiner sensibelsten Stelle, von oben, zu treffen. Zum einen ist die Panzerung hier nicht besonders dick, zum anderen fehlt die Reaktiv-Panzerung, die es ermöglicht, den angreifenden Raketensprengkopf einmalig abzuwehren. Winkel und Aufschlag der Rakete erklären dann auch den Namen "Wurfspeer".

Anders als bei einer Panzerfaust erfolgt der Auswurf der Rakete aus dem Tubus mit einem sogenannten "sanften Start". Erst wenn eine gewisse Entfernung vom Soldaten erreicht ist, zündet die Rakete, was es auch für die Abwehr fast unmöglich macht, den Schützen zu orten. Zudem kann die Javelin auch aus engen Räumen und aus der Deckung abgefeuert werden, ohne dass der Soldat Gefahr läuft, dort vom Feuerstrahl der startenden Rakete verletzt zu werden. Ein Manko hat der Wurfspeer dann aber doch: Seine Einsatzreichweite liegt bei lediglich zwei Kilometern, und die Höchstreichweite bemisst sich auf das Doppelte.

Andere Panzerabwehrsysteme

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Sicher wird die Javelin nicht kriegsentscheidend sein, aber sie trägt zu einigen Verlusten der russischen Angreifer bei.

(Foto: dpa)

Dennoch ist das Waffensystem im Kampf gegen die russischen Panzer sehr effizient, denn sogar für die modernsten Fahrzeuge aus der T-Reihe besteht kaum eine Chance, die Gefechtsköpfe abzuwehren. Der Hersteller selbst geht bei diesem System von einer Treffergenauigkeit von 94 Prozent aus.

Aber es gibt noch weitere panzerbrechende Waffen, die die ukrainischen Streitkräfte im Kampf gegen russische Panzer einsetzen, darunter auch die "Panzerfaust 3". Anders als bei der Javelin handelt es sich hierbei nicht um eine Lenkwaffe, sondern um eine rückstoßfreie Panzerabwehrhandwaffe mit manueller Zielführung und kurzer Reichweite.

Ähnlich wie die Panzerfaust 3 funktioniert die M72 LAW, eine rückstoßfreie Panzerabwehrhandwaffe, die Norwegen an die Ukraine geliefert hat. Der Aufschlagzünder des Hohlladungs-Gefechtskopfes der abgeschossenen Granate ist nach zehn Metern scharf. Allerdings ist auch hier die Reichweite begrenzt. Bei fahrenden Zielen beträgt sie 150 Meter, bei stehenden das Doppelte. Da die Durchschlagskraft bei Panzerstahl lediglich bei 300 Millimetern liegt, dürfte sich das System bei den modernen russischen Panzern mit Reaktiv-Panzerung schwertun.

Insofern ist Javelin mit Abstand die effizienteste Waffe gegen die russischen Panzer. Nur werden die seinerzeit 150 verkauften Einheiten kaum reichen, den Feind nachhaltig zurückzuschlagen. Zwar soll es inzwischen Nachlieferungen aus Skandinavien geben, aber genaue Angaben dazu liegen nicht vor.

Quelle: ntv.de

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