Auch in Awdijiwka Kämpfe im Nordosten nehmen laut Kiew massiv zu
14.10.2023, 16:23 Uhr Artikel anhören
Ein ukrainischer Soldat im Einsatz in der Nähe der umkämpften Stadt Awdijiwka (Archivbild).
(Foto: LIBKOS/AP/dpa)
Nach Einschätzungen von russischen Vertretern und westlichen Staaten kommen die aktuellen Kampfhandlungen im Norden der Ostfront einer neuen russischen Offensive gleich. General Syrskji bestätigt: Die Kämpfe hätten sich "erheblich verschärft". Die eigenen Einheiten seien aber vorbereitet.
In der Ukraine haben die Kämpfe im Norden der Ostfront nach Angaben des ukrainischen Militärs in den vergangenen Tagen deutlich zugenommen. Sie hätten sich "erheblich verschärft", sagte General Olexander Syrskji bei einem Besuch der ukrainischen Truppen im nördlichen Teil der Ostfront.
Die russischen Truppen hätten sich nach den erlittenen Verlusten neu formiert und griffen nun rund um das Dorf Makijiwka und in Richtung der Stadt Kupjansk an. "Das Hauptziel des Feindes ist die Niederlage einer Gruppe unserer Truppen, die Einkreisung von Kupjansk und das Erreichen des Flusses Oskil", sagte Syrskji auf einer offiziellen Militärplattform.
Jeden Tag führten die russischen Truppen Dutzende Angriffe aus. Die eigenen Einheiten seien jedoch vorbereitet und hielten Stand. Auch von der ukrainischen Stadt Awdijiwka, die in einem anderen Abschnitt der Ostfront liegt, wurden massive russische Angriffe gemeldet.
Nach Einschätzung von Vertretern Russlands, aber auch westlicher Staaten kommt dies einer neuen russischen Offensive gleich. Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja erklärte am Freitag im UN-Sicherheitsrat die ukrainische Gegenoffensive für beendet, weil die russischen Streitkräfte zu "aktiven Kampfhandlungen entlang fast der gesamten Frontlinie" übergegangen seien. Auch der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte am Freitag, dass es sich bei den russischen Aktionen um eine "erneuerte Offensive" handele, die zeige, dass Russland keineswegs bereit sei, seinen Feldzug aufzugeben. Russland habe aber kaum Fortschritte gemacht, sagte Kirby.
Ukrainische Gegenoffensive macht langsame Fortschritte
Awdijiwka werde den vierten Tag in Folge beschossen, teilte die dortige Militärverwaltung mit. "Sie verfügen über erhebliche Reserven an Personal und Ausrüstung. Awdijiwka steht völlig in Flammen." Das Krankenhaus und Verwaltungsgebäude lägen unter Beschuss. "Den fünften Tag in Folge schon hat der Feind nicht aufgehört, Stellungen rund um die Stadt anzugreifen oder zu beschießen", sagte der Bürgermeister Vitaly Barabasch im ukrainischen Fernsehen. "Es ist sehr hitzig, sehr hitzig", sagte Barabasch über die Kämpfe. Die russischen Soldaten würden versuchen, die Industriestadt zu umzingeln, sagte Barabasch weiter. Moskau verlege zusätzliche Soldaten in die Gegend.
In der strategisch und symbolisch wichtigen Stadt Awdijiwka leben den Angaben zufolge derzeit noch rund 1600 Einwohner, vor Beginn des russischen Angriffskrieges waren es mehr als 30.000. Die Stadt liegt 13 Kilometer entfernt von Donezk, der "Hauptstadt" der gleichnamigen von Russland kontrollierten ukrainischen Region.
Die seit vier Monaten laufende ukrainische Gegenoffensive hat einige, wenn auch eher langsame Fortschritte gemacht. Das betrifft vor allem im Osten das Gebiet um die praktisch zerstörte Stadt Bachmut und den Süden, wo die ukrainischen Truppen einen Keil zwischen die russische Einheiten treiben und die Küste des Asowschen Meeres erreichen wollen.
Quelle: ntv.de, jki/rts/AFP