Kritik an Ungenauigkeiten Republikaner nehmen Tim Walz' Militärzeit ins Visier
09.08.2024, 16:16 Uhr Artikel anhören
Tim Walz während seiner Grundausbildung bei der Nationalgarde 1981.
(Foto: Wikimedia/gemeinfrei)
Es ist die Aufgabe von Wahlkampfteams, Schwachstellen im Lebenslauf des Gegners zu finden. Beim neuen Vize von Kamala Harris wollen sie diese gefunden haben - und üben scharfe Kritik an der Militärzeit von Tim Walz.
Der Rückzug von Joe Biden aus dem Präsidentschaftswahlkampf hat die US-Republikaner vor ein Problem gestellt: Sie mussten ihre Kampagne völlig neu ausrichten, auf die nun designierte Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris. Entsprechend ratlos wirkten die ersten Attacken von Donald Trump und seinem Lager auf die amtierende Vizepräsidentin.
Nun steht ein weiterer Spieler auf dem Feld: Harris hat Tim Walz zu ihrem Vize auserkoren. Und schnell suchen die Republikaner auch in seiner Karriere und Biografie nach Schwachstellen. Eine wollen sie ausgemacht haben: die Militärzeit des Gouverneurs von Minnesota. Trumps Vize J.D. Vance, ein Irak-Kriegsveteran, nahm sich bei einem Auftritt in Ohio des Themas an: Dabei warf er Fragen über Walz' Militäreinsätze auf und hinterfragte dessen Rückzug aus der Armee.
Walz hat Angaben von AP zufolge insgesamt 24 Jahre in verschiedenen Einheiten und Funktionen in der Army National Guard, den Landstreitkräften der Nationalgarde, gedient. Diese bestehen zum Großteil aus Freiwilligen und ähneln einer Miliz. Nach einer Dienstzeit in einer aktiven Einheit werden die Soldaten zu Reservisten. Sie sind also nicht Vollzeit-Soldaten.
Mit 17 Jahren zur Nationalgarde
Walz begann seine Laufbahn mit 17 Jahren und wurde im Laufe seiner Militärkarriere vielfach ausgezeichnet. Kritik bei Republikanern löst allerdings das Ende seiner Dienstzeit 2005 aus, als seine damalige Einheit im Gespräch dafür war, für einen Einsatz im Irak mobilisiert zu werden. Gleichzeitig kandidierte Walz für das Repräsentantenhaus.
Trotz der möglichen Mobilisierung hielt Walz an der Kandidatur fest - und schied im Mai 2005 aus dem Dienst aus. Nach eigenen Angaben wollte er sich voll auf seine Wahlkampagne konzentrieren. Walz wurde 2006 gewählt, Anfang 2007 zog er ins Repräsentantenhaus ein - als ranghöchster Unteroffizier. Im August 2005 erteilte laut AP das Heeresministerium offiziell einen Mobilisierungsbefehl für Walz' Einheit, sie wurde schließlich im März 2006 in den Irak entsandt. Die Republikaner werfen Walz nun vor, seine Einheit im Stich gelassen und sich vor einem Einsatz im Irak gedrückt zu haben.
Es gibt allerdings keinen handfesten Beweis, dass Walz einen Einsatz im Irak umgehen wollte. Er schied vor der offiziellen Mobilisierung aus, die bis dahin nur ein Gerücht war. Zudem könnte das Ende seiner Dienstzeit tatsächlich mit seiner Kandidatur zusammenhängen - einigen Staatsbediensteten ist es verboten, sich politisch zu betätigen. Harris' Wahlkampflager wies zudem eilig darauf hin, dass Walz sich als Abgeordneter für die Rechte von Veteranen eingesetzt habe und auch im Komitee für die Belange von Veteranen gesessen habe.
Nicht im Kampfeinsatz
Ein weiterer Kritikpunkt der Republikaner betrifft Äußerungen von Walz, die suggerieren, er habe an Kämpfen teilgenommen. Doch er war nie im Kriegseinsatz. Als Mitglied der Nationalgarde wurde er vor allem bei Naturkatastrophen in Nebraska und Minnesota eingesetzt. 2003 ging er für neun Monate im Rahmen der Operation Enduring Freedom - dem Krieg gegen den Terror - nach Italien, aber auch hier gehörte er nicht zur kämpfenden Truppe.
"Geben Sie nicht vor, etwas zu sein, was Sie nicht sind", sagte dazu Vance. "Ich würde mich schämen, wenn ich sagen würde, dass ich über meinen Militärdienst gelogen habe, wie Sie es getan haben". Vance selbst war Gefreiter bei den Marines im Irak-Krieg - als Militärjournalist gehörte er ebenfalls nicht zur kämpfenden Truppe.
Schließlich gibt es noch einen dritten Kritikpunkt: Walz' Rang in der Armee. Die Harris-Kampagne bezeichnete ihn als "Command Sergeant Major". Tatsächlich hat Walz diesen hohen Rang in der Nationalgarde erreicht. Allerdings wurde er nach seiner Pensionierung herabgestuft, weil er bis zum Ausscheiden bestimmte Anforderungen nicht erfüllt hatte. So hatte er etwa für den Rang erforderliche Kurse nicht abgeschlossen. Walz trägt daher den Rang eines Master Sergeant.
Quelle: ntv.de, mli