Angst vor Gegenoffensive Kiew: Besatzungschefs mussten Familien auf Krim zurückbringen
28.08.2023, 09:54 Uhr Artikel anhören
Sergei Aksjonow (r.) ist Besatzungschef der Krim.
(Foto: imago images / Russian Look)
Die Krim scheint bei den russischen Besatzern nicht mehr erste Wahl zu sein. Laut dem ukrainischen Geheimdienstchef Budanow versuchen viele FSB-Mitarbeiter die Halbinsel um jeden Preis zu verlassen. Die Führungsköpfe der Besatzungsverwaltung haben demnach weniger Glück.
Mitglieder der russischen Besatzungsbehörden auf der Krim versuchen ukrainischen Angaben zufolge, die völkerrechtswidrig annektierte Halbinsel "mit allen Mitteln" zu verlassen. Insbesondere Angehörige des russischen Geheimdienstes FSB hätten Bestechungsgelder gezahlt und niedrigere Positionen akzeptiert, um zurück nach Russland zu gelangen, behauptet der Direktor des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, Kyrylo Budanow, in einem Interview mit Radio Liberty. "Mindestens die Hälfte von ihnen" sei auf diese Weise zurück nach Russland versetzt worden.
Die Führungsriege der Besatzer hatte seinen Angaben zufolge weniger Erfolg bei ihrer Flucht. Sie durften nicht nur die Halbinsel selbst nicht verlassen, sondern mussten unter politischem Druck sogar ihre engsten Familienangehörigen "zurückbringen", die sie aus Angst vor der Gegenoffensive der Ukraine evakuiert hatten. Die Angaben lassen sich nicht überprüfen.
Die Befreiung der Krim ist nach Angaben von Budanow ohne Militäreinsatz nicht möglich. Wichtig sei aber eine Kombination mehrerer Maßnahmen. Der verfolgte Lösungsansatz bestehe nicht nur aus Diplomatie und dem Militär. "Es gibt noch viele verschiedene Optionen."
Eine Zerstörung der Krim-Brücke bei Kertsch würde nach Ansicht von Budanow die Logistik der russischen Besatzungstruppen schwächen, aber nicht komplett unterbrechen. "Es wird nicht das gleiche Tempo sein, aber sie werden trotzdem ihre Reserven auffüllen können", sagte er. Für den russischen Nachschub sei die Eisenbahnverbindung über die Seestraße von Kertsch von größerer Bedeutung. Zudem gebe es seit der Antike eine Fährverbindung an der Stelle.
Die besetzte Krim ist immer wieder Ziel ukrainischer Militäroperationen. Erst am Donnerstag meldete der Militärgeheimdienst HUR die Landung von Spezialkräften auf der Halbinsel. Am Tag zuvor zerstörten Kiews Truppen ein russisches Flugabwehrsystem auf der Landzunge Tarchankut.
Quelle: ntv.de, chr/jpe