Politik

Pläne für totalen Blackout Kiew will notfalls gesamte Stadt evakuieren

In Kiew wird mehrmals am Tag der Strom abgestellt, um das Netz zu stabilisieren und Reparaturen zu ermöglichen.

In Kiew wird mehrmals am Tag der Strom abgestellt, um das Netz zu stabilisieren und Reparaturen zu ermöglichen.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew leben derzeit etwa drei Millionen Menschen. Nach mehreren russischen Angriffen auf die Energie-Infrastruktur müssen sie derzeit vor allem morgens und abends Strom sparen. Sollte die Elektrizität ganz ausfallen, sollen sie die Stadt verlassen.

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew bereiten sich die Behörden wegen der Schäden am Energiesystem auf ein Blackout-Szenario im Winter vor, zu dem auch die Evakuierung der gesamten Stadt gehört. "Wenn es keinen Strom gibt, gibt es kein frisches Wasser mehr. Auch das Abwassersystem funktioniert nicht mehr", erklärte der Leiter des Zivilschutzes, Roman Tkachuk, in der "New York Times". "Deshalb treffen die Regierung und das Rathaus alle möglichen Vorkehrungen für dieses Szenario."

Den Angaben zufolge würden die Verantwortlichen der Stadt um Bürgermeister Vitali Klitschko etwa zwölf Stunden, bevor das Stromnetz zusammenbricht, über den drohenden Blackout informiert. "Falls es dazu kommt, werden wir die Bürgerinnen und Bürger auffordern, die Stadt zu verlassen", sagte Tkachuk. Noch sei die Situation aber unter Kontrolle. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass eine größere Zahl an Bürgern die Stadt verlasse.

1000 Wärmestuben für den Notfall

Im ukrainischen Fernsehen rief am Abend auch Bürgermeister Klitschko die Bevölkerung auf, sich auf das "schlimmstmögliche Szenario" vorzubereiten. Die Bürgerinnen und Bürger sollten Vorräte für den Fall anlegen, dass es zu einem Zusammenbruch von Strom-, Wärme- oder Wasserversorgung in der ukrainischen Hauptstadt kommen könnte, sagte er. Ebenfalls sollten sie sich darauf vorbereiten, zeitweise außerhalb von Kiew unterzukommen.

Bei einem Zusammenbruch des Fernwärmesystems im Winter will die Stadt demnach 1000 Wärmestuben einrichten, die gleichzeitig als Luftschutzbunker dienen können. "Wir tun alles, damit es nicht so weit kommt", erklärte Klitschko weiter. "Aber wir wollen offen sein: Unsere Feinde tun alles dafür, damit diese Stadt ohne Heizung, ohne Strom, ohne Wasserversorgung dasteht. Sie wollen ganz allgemein, dass wir alle sterben."

Der russische Präsident Wladimir Putin wolle die Ukrainer als Volk vernichten, sagte der frühere Boxweltmeister. "Putin braucht uns Ukrainer nicht. Er braucht das Gebiet, braucht eine Ukraine ohne uns."

Geplante Blackouts für Reparaturen

In Kiew leben nach Angaben von Klitschko derzeit etwa drei Millionen Menschen, darunter 350.000 Binnenflüchtlinge aus anderen Teilen der Ukraine. Gut acht Monate nach Kriegsbeginn ist die ukrainische Energie-Infrastruktur das Hauptziel russischer Attacken. In der Hauptstadt Kiew und sechs weiteren Regionen kommt es deshalb zu Einschränkungen bei der Stromversorgung. In ganzen Stadtteilen wird das Licht für Kunden zeitlich gestaffelt abgeschaltet, um das Netz zu stabilisieren. Das gebe Experten auch die Möglichkeit, die durch Raketen- und Drohnenangriffe beschädigten Anlagen zu reparieren und wieder ans Netz zu bringen, teilte Energieversorger Ukrenerho mit.

Die ukrainische Führung bezeichnet das russische Vorgehen als "Energieterror". Neben Kiew sind von den Stromabschaltungen auch die Regionen Charkiw, Poltawa, Schytomyr, Sumy, Tscherkassy und Tschernihiw betroffen. Dort sind die Menschen aufgerufen, besonders während der Spitzenzeiten morgens und abends Strom zu sparen. Waschmaschinen und Heizungen sollen möglichst nur nachts laufen, unnötige Lichtquellen aus bleiben.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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