Politik

Geheimbericht zu Militärdesaster Kreml plant wohl Razzien bei Wehrpflichtigen

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Junge russische Soldaten bei der Siegesparade am 9. Mai in Moskau.

Junge russische Soldaten bei der Siegesparade am 9. Mai in Moskau.

(Foto: picture alliance / Picvario)

Auf einem Portal des russischen Verteidigungsministeriums erscheint für kurze Zeit ein brisanter Bericht: Weil viele Russen nicht in den Krieg wollen, habe man die Daten von fast drei Millionen Wehrpflichtigen erfasst. Sogar Razzien sollen geplant sein.

Russlands Militär hat Recherchen von Investigativjournalisten zufolge versehentlich einen Text über Probleme bei der Mobilmachung für den Krieg gegen die Ukraine veröffentlicht - und kurz darauf wieder gelöscht. Das bekannte russische Portal "The Insider" veröffentlichte den Link zu einem Eintrag im Web-Archiv, wo der Text noch einsehbar ist.

In dem Dokument, das demnach kurzzeitig in einer Online-Zeitschrift des russischen Verteidigungsministeriums abzurufen war, benannte der russische Mobilisierungsbeauftragte Jewgeni Burdinski mit Blick auf die Rekrutierungswelle im vergangenen Herbst zwei Hauptprobleme: "die fehlende Bereitschaft eines Teils der Gesellschaft zur Erfüllung der militärischen Pflichten" sowie "die Bereitstellung von militärischer Ausrüstung und die Unterbringung des Personals". Die Not sei so groß, dass das Verteidigungsministerium begonnen habe, die Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen für die Front einzuziehen.

An anderer Stelle des Dokuments macht Burdinski den "Druck durch Internet-Blogger" verantwortlich für die Weigerung vieler Russen, in den Krieg zu ziehen. Geplant seien deshalb noch in diesem Jahr Razzien bei Wehrpflichtigen, hieß es. Laut "Insider" haben Militärregistrierungs- und Einberufungsämter bereits eine Datenbank mit 31,6 Millionen Menschen erstellt, 2,9 Millionen davon seien im wehrfähigen Alter. Darüber hinaus erheben die Behörden demnach aktuelle Mobiltelefonnummern und E-Mail-Adressen der Wehrpflichtigen.

Panik nach Mobilmachung

Moskau äußerte sich nicht zu der mutmaßlichen Veröffentlichungspanne. Kremlchef Wladimir Putin hatte im vergangenen September die Mobilmachung von rund 300.000 Reservisten angeordnet und damit eine regelrechte Panik in Russland ausgelöst. Hunderttausende Russen flohen damals ins Ausland. Entgegen anderslautender Aussagen aus dem Kreml befürchten viele Menschen aktuell, dass eine weitere Einberufungswelle geplant sein könnte.

Anfang Mai hatte ein Dekret Putins, wonach alle russischen Reservisten ab sofort zur alljährlichen Übung einberufen werden können, für erhebliche Unruhe in der russischen Gesellschaft gesorgt. Kritiker fürchteten, dass die Soldaten statt zur Wehrübung an die Front in der Ukraine geschickt würden. In Russland gibt es geschätzt zwei Millionen Reservisten.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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