Grüne zu Bauernprotesten Lang will Wettbewerbsposition der Bauern stärken
20.01.2024, 13:10 Uhr Artikel anhören
Milchbauern wüssten nicht, wie viel sie für ihre Milch bekommen. Deshalb sprach sich Lang für feste Preisregelungen aus.
(Foto: dpa)
Seit Tagen protestieren Bauern gegen Agrar-Kürzungen in ganz Deutschland. Die Grünen versprechen, stärker für die Positionen der Landwirte einzustehen. Landwirtschaftsminister Özdemir schlägt konkrete Abnahmeregelungen für Milchpreise vor. Vorsitzende Lang bestärkt diese Bestrebung und kritisiert den Markt.
Zur Absicherung der deutschen Landwirtschaft will die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang den Handel stärker in die Pflicht nehmen. "Wir wollen, dass in Deutschland auch künftig hochwertige Lebensmittel produziert werden - und dass Bäuerinnen und Bauern gut von ihrer Arbeit leben können", sagte sie.
"Wenn große Handelsketten die Preise für Lebensmittel durch ihre Marktmacht alleine bestimmen können und landwirtschaftliche Betriebe dem gnadenlos ausgesetzt sind, ist das schlichtweg ungerecht", sagte Lang. Zumal die Lebensmittelpreise trotz sinkender Inflation hoch blieben und weiterhin deutlich stärker stiegen als die Energiepreise.
Lang sprach sich konkret für feste Abnahmemengen und -preise bei Milch aus, wie sie Landwirtschaftsminister Cem Özdemir von den Grünen vorgeschlagen habe. "Eine solche Regelung fehlt bislang und führt dazu, dass Bauern mitunter nicht vorher wissen, was sie für ihre Milch bekommen." Man brauche faire Wettbewerbsbedingungen für die Landwirte und Verhandlungen auf Augenhöhe. Özdemir hatte am Donnerstag im Bundestag gesagt: "Schriftliche Verträge zu Preisen und Liefermengen sollten eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein."
Handelsvertreter bestreiten unfairen Wettbewerb
Der Handel widersprach der Darstellung, einen maßgeblichen Einfluss auf die Agrarpreise zu haben. "Dem Lebensmitteleinzelhandel in der Preisbildung eine entscheidende Marktmacht zu unterstellen, ist schlicht eine Falschaussage", sagte der Präsident des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels, Björn Fromm. In Deutschland seien mehrere Abnehmer an der Nachfrage und somit an der Preisbildung beteiligt. Etwa 50 Prozent des angelieferten Rohstoffs werde im Ausland vermarktet.
Von großer Bedeutung für die Preisbildung landwirtschaftlicher Rohstoffe seien daher die Weltmarktpreise. In der Regel würden die meisten Agrarrohstoffe für die Verarbeitung zu Lebensmittelprodukten an Unternehmen der Ernährungswirtschaft verkauft, wie Molkereien oder Schlacht- und Zerlegebetriebe. Direkte Vertragsverhältnisse zwischen Handel und Landwirtschaft seien eher selten. "Wo aber solche direkten Vertragsbeziehungen bestehen, werden diese unserer Erfahrung nach von der Landwirtschaft geschätzt", fügte Fromm hinzu.
Quelle: ntv.de, gri/dpa