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Lehrer Samuel Paty getötet Lange Haftstrafen in Enthauptungsprozess in Frankreich

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Einer der Angeklagten betritt den Gerichtssaal.

Einer der Angeklagten betritt den Gerichtssaal.

(Foto: picture alliance/dpa/MAXPPP)

Die Ermordung und anschließende Enthauptung des Lehrers Samuel Paty schockt 2020 nicht nur Frankreich. Vor allem die Brutalität und die zahlreichen Lügen um den Fall machen sprachlos. Nun schickt ein Gericht acht Angeklagte hinter Gitter - bis zu 16 Jahre lang.

Im Zusammenhang mit dem islamistisch motivierten Mord an dem Lehrer Samuel Paty sind acht Menschen verurteilt worden. Sie müssen zwischen einem und sechzehn Jahren in Haft, entschieden die Richter in Paris mehreren französischen Medien zufolge.

Vor rund vier Jahren war der 47-jährige Geschichtslehrer Paty in einem Pariser Vorort von einem 18-Jährigen, der ihm auflauerte, getötet und enthauptet worden. Die Polizei erschoss den Täter mit russisch-tschetschenischen Wurzeln. Das Verbrechen wurde als islamistisch motivierter Terrorakt eingestuft und löste international Entsetzen aus.

Der Geschichtslehrer Paty hatte in einer Unterrichtsstunde zum Thema Meinungsfreiheit in einer Mittelschule Mohammed-Karikaturen gezeigt, die von der Zeitung "Charlie Hebdo" veröffentlicht worden waren. In den Augen der meisten Muslime gelten Bilder des Propheten als Gotteslästerung. Paty stellte es muslimischen Schülerinnen und Schülern daher frei, den Unterricht zu verlassen, falls sie die Bilder nicht sehen wollten.

Eine damals 13 Jahre alte Schülerin löste danach mit einer Lüge allerdings eine Hetzkampagne gegen Paty aus. Sie behauptete, der Lehrer habe muslimische Schüler gezielt aus der Klasse geschickt, um den anderen erniedrigende Darstellungen Mohammeds zu zeigen. Ihr Vater behauptete danach im Internet, Paty habe seine Tochter als Muslimin aus dem Unterricht geworfen, nannte ihn einen "kranken Mann" und verlangte, den Lehrer zu entlassen. Tatsächlich aber hatte ihn seine Tochter belogen und war an dem Tag gar nicht im Unterricht. Ihr Vater muss für 13 Jahre in Haft.

Lange Haftstrafen

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Ein weiterer Verurteilter gab sich seinerzeit als Sprecher der französischen Imame aus, obwohl er aus dieser Funktion entlassen worden war. Er drehte ein Video vor der Schule, nannte Paty einen Schläger und versuchte, die Schulleitung unter Druck zu setzen. Er muss für 15 Jahre in Haft.

Zwei Freunde des Täters wurden nun wegen Beteiligung an einem Terroranschlag zu sechzehn Jahren Haft verurteilt. Sie sollen in die Pläne eingeweiht gewesen sein und den Täter beim Kauf von Waffen begleitet und ihn zum Tatort gefahren haben. Sie gaben bis zum Schluss an, von den wahren Absichten keine Ahnung gehabt zu haben.

Der Fall hatte in Frankreich eine Schockwelle ausgelöst. Patys Schule in Conflans-Sainte-Honorine nordwestlich von Paris wurde mittlerweile nach dem getöteten Lehrer umbenannt.

Quelle: ntv.de, als/dpa/AP/AFP

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