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Islamist enthauptete Samuel Paty Frankreich klagt 14 Menschen nach Mord an Lehrer an

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"Auch wenn Abdoullakh Anzorov allein gehandelt hat, ist das Verbrechen das Ergebnis einer Reihe von strafbaren Aktionen", heißt es in der Anklageschrift zweieinhalb Jahre nach Patys Tod.

"Auch wenn Abdoullakh Anzorov allein gehandelt hat, ist das Verbrechen das Ergebnis einer Reihe von strafbaren Aktionen", heißt es in der Anklageschrift zweieinhalb Jahre nach Patys Tod.

(Foto: REUTERS)

Der Täter, der den französischen Lehrer Samuel Paty im Herbst 2020 ermordete, ist tot. Doch die französische Justiz bringt nun 14 Menschen vor Gericht, die auf unterschiedliche Weise an der Tat beteiligt gewesen sein sollen. Etwa, indem sie Lügen über Paty verbreiteten.

Zweieinhalb Jahre nach der Ermordung des französischen Lehrers Samuel Paty durch einen 18 Jahre alten Dschihadisten soll 14 Menschen der Prozess gemacht werden. Acht Erwachsene und sechs Jugendliche sollen sich laut Staatsanwaltschaft vor Gericht verantworten. Der 47 Jahre alte Paty war im Oktober 2020 nahe seiner Schule enthauptet worden, nachdem er Mohammed-Karikaturen im Unterricht gezeigt hatte.

Zwei Freunde des Täters, der von der Polizei erschossen worden war, stehen im Verdacht, ihn beim Waffenkauf und auf dem Weg zum Tatort begleitet zu haben. Sie sollen nach dem Willen der Staatsanwaltschaft wegen Beihilfe zum terroristischen Mord angeklagt werden, da sie von der dschihadistischen Einstellung des Täters wussten. Ihnen drohen lebenslängliche Haftstrafen.

Zwei weitere Männer, die mit Videos in Online-Netzwerken die Polemik angefacht haben, sollen sich wegen Bildung einer kriminellen terroristischen Vereinigung vor Gericht verantworten. Laut Staatsanwaltschaft ließ es sich nicht klären, ob sie zum Mord des Lehrers hätten aufrufen wollen oder dies nur eine der möglichen Folgen gewesen sei. Unter den erwachsenen Angeklagten ist auch eine zum Islam konvertierte 34-Jährige, die mit dem russisch-tschetschenischen Täter über Twitter in Kontakt stand.

Fünf Schüler der Mittelschule, auf der Samuel Paty unterrichtete, sollen sich vor einem Jugendgericht verantworten, weil sie dem Täter den Lehrer gezeigt haben. Dies sei ein "entscheidender" Akt gewesen, urteilte die Staatsanwaltschaft. Sie wies aber darauf hin, dass die Jugendlichen nicht wissen konnten, was der Täter vorhatte. Keiner von ihnen habe dessen Waffen gesehen. Sie sollen daher wegen krimineller Vereinigung zur Vorbereitung schwerer Gewalt belangt werden.

Familie verklagt Innen- und Bildungsministerium

Die Schülerin, die mit einer Falschaussage die Polemik befördert hatte, soll sich wegen Verleumdung vor Gericht verantworten. Sie hatte fälschlich behauptet, dass Paty muslimische Schüler gebeten habe, den Raum zu verlassen, obwohl sie in der fraglichen Stunde gar nicht anwesend gewesen war. Ihr - ebenfalls angeklagter - Vater hatte dem Lehrer daraufhin in Videos vorgeworfen, Muslime zu diskriminieren.

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Die Anklageschrift der Antiterror-Staatsanwaltschaft umfasst 541 Seiten. "Auch wenn Abdoullakh Anzorov allein gehandelt hat, ist das Verbrechen das Ergebnis einer Reihe von strafbaren Aktionen", heißt es darin. Paty sei vor der Tat "sehr besorgt" gewesen, mit Blick auf "das Ausmaß und die Aggressivität der Polemik".

Als nächstes entscheiden die Untersuchungsrichter über mögliche Gerichtsverfahren. Ein Teil der Familie des Lehrers hat zudem Klage gegen das Innen- und das Bildungsministerium eingereicht. Die Ermittlungen wegen unterlassener Hilfeleistung und Nicht-Verhinderung eines Verbrechens dauern noch an.

Quelle: ntv.de, mbo/AFP

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