Politik

Nach Abzug russischer Truppen Leichen mit Folterspuren bei Charkiw gefunden

In den zurückeroberten Gebieten, wie hier in Hrakowe werden Leichen exhumiert, um Hinweise auf eventuelle Kriegsverbrechen zu finden.

In den zurückeroberten Gebieten, wie hier in Hrakowe werden Leichen exhumiert, um Hinweise auf eventuelle Kriegsverbrechen zu finden.

(Foto: dpa)

Nach der Rückeroberung besetzter Orte durch die Ukraine gibt es Hinweise auf weitere Kriegsverbrechen der russischen Besatzer. Es werden Leichen von Zivilisten entdeckt, die Spuren von Folter aufweisen. Sie werden derzeit rechtsmedizinisch untersucht.

Die ukrainischen Behörden haben in einer zurückeroberten Ortschaft im Osten der Ukraine nach eigenen Angaben vier Leichen mit "Spuren von Folter" entdeckt. Erste Ermittlungen wiesen darauf hin, dass die in Salisnytschne in der Region Charkiw gefundenen Menschen "von russischen Soldaten während der Besetzung des Ortes" getötet worden seien, schrieb die regionale Staatsanwaltschaft bei Facebook. Drei der Leichen seien auf Privatgrundstücken gefunden worden, eine auf einem Fabrikgelände nahe dem Bahnhof.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten die Behörden nach der ukrainischen Rückeroberung mehrerer Ortschaften Hinweise auf die Tötung mehrerer Bürger durch russische Soldaten erreicht. Die Leichen würden nun durch Rechtsmediziner untersucht, erklärte die Strafverfolgungsbehörde weiter. Es werde wegen Mordes und "Verstößen gegen das Kriegsrecht" ermittelt.

Amnesty wirbt um internationale Unterstützung

Am Freitag hatte die Staatsanwaltschaft bereits aus dem ostukrainischen Dorf Hrakowe den Fund zweier Leichen mit Folterspuren und Einschusslöchern im Hinterkopf gemeldet. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International appellierte am Montag an die ukrainischen Behörden, dem Sammeln von Beweisen für Kriegsverbrechen in den von Russland zurückeroberten Gebieten "Priorität einzuräumen". Da diese Aufgabe aber "enorm aufwändig" sei, müsse die internationale Gemeinschaft Kiew hierbei unterstützen, erklärte Amnesty weiter.

Russland wird bereits die Ermordung von Zivilisten in der Region rund um die Hauptstadt Kiew vorgeworfen, aus der sich russische Truppen Ende März zurückgezogen hatten. Insbesondere in der Stadt Butscha waren zahlreiche Leichen von Zivilisten entdeckt worden.

Moskau hat jegliche Kriegsverbrechen stets bestritten und von "Fälschungen" gesprochen. Die Ukraine hatte in den vergangenen Tagen in einer Gegenoffensive erhebliche Geländegewinne in der ostukrainischen Region Charkiw gemeldet. Das an Russland angrenzende Gebiet hatte sich seit den ersten Tagen des am 24. Februar begonnenen russischen Angriffskriegs unter russischer Kontrolle befunden.

Quelle: ntv.de, ino/AFP

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