Affäre bringt Minister zu Fall London sucht Maulwurf nach Kuss-Video
27.06.2021, 14:40 Uhr
Die britische Regierung will klären, wer die Bilder der Überwachungskamera öffentlich gemacht hat.
(Foto: picture alliance / empics)
Großbritanniens Gesundheitsminister Hancock tritt wegen eines pikanten Videos zurück. Bilder aus einer Überwachungskamera zeigen den Politiker, wie er mit einer Mitarbeiterin Zärtlichkeiten austauscht. Die Regierung will nun herausfinden, wie das Material an die Öffentlichkeit gelangen konnte.
Die britische Regierung fahndet nach einem Sicherheitsleck, nachdem eine Zeitung eine Affäre von Gesundheitsminister Matt Hancock aufgedeckt hat. Die "Sun" hatte ein Video veröffentlicht, das offensichtlich aus einer Überwachungskamera stammt und den mittlerweile zurückgetretenen Ressortchef in seinem Büro in inniger Umarmung mit einer Mitarbeiterin zeigt. "Wir müssen herausfinden, wie es dazu kommen konnte", sagte Kabinettsmitglied Brandon Lewis dem Sender Sky News. Das Gesundheitsministerium werde eine interne Untersuchung einleiten.
Die Oppositionspartei Labour forderte, Hancock die vorgesehene Abfindung in Höhe von 16.000 Pfund, rund 18. 500 Euro, zu verwehren. Alles andere wäre erschreckend und die Bevölkerung würde es nicht tolerieren, sagte Labour-Politikerin Lucy Powell. Sie kritisierte zudem Premierminister Boris Johnson scharf. Dass der Regierungschef den Minister nicht gefeuert, sondern ihm zunächst den Rücken gestärkt hatte, zeige, dass Johnson "einen sehr gefährlichen blinden Fleck" bei Fragen der Integrität und des Verhaltens im öffentlichen Leben habe.
Minister schon vor dem Kuss umstritten
Hancock war am Samstagabend zurückgetreten. Er räumte einen Verstoß gegen die von ihm selbst aufgestellten Corona-Abstandsregeln ein. Die Opposition verlangt eine unabhängige Untersuchung. Es müsse geklärt werden, ob Hancock seine Geliebte vor Beginn der Affäre oder erst danach eingestellt habe.
Als Gesundheitsminister war Hancock maßgeblich für den Kampf gegen die Corona-Pandemie und das britische Impfprogramm verantwortlich. Zuletzt war er allerdings durch Enthüllungen von Johnsons Ex-Berater Dominic Cummings stark unter Druck geraten. Cummings hatte Mitte Juni Chat-Protokolle veröffentlicht, in denen Johnson sich über seinen "hoffnungslosen" Gesundheitsminister beschwerte.
Den Protokollen zufolge machte Johnson Hancock zu Beginn der Pandemie unter anderem für den Mangel an Beatmungsgeräten verantwortlich. Zuvor war Hancock bereits wegen der Vergabe eines Auftrags an einen Freund unter Druck geraten. Außerdem wurde bekannt, dass Hancock an einem Unternehmen seiner Familie beteiligt ist, das in der Corona-Pandemie ebenfalls einen Auftrag erhielt.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/rts