Lockerung der Brandmauer? Merz zu AfD-Zusammenarbeit: "Nicht mit mir als Parteichef"
18.10.2025, 13:54 Uhr Artikel anhören
Merz will beweisen, dass Reformen "aus der politischen Mitte unseres Landes heraus" möglich sind.
(Foto: picture alliance/dpa)
Seine Partei diskutiert die Zusammenarbeit mit der AfD. Mit mir nicht, sagt Kanzler Merz. Der CDU-Vorsitzende schließt eine Kooperation unter seiner Führung kategorisch aus.
CDU-Chef Friedrich Merz hat jegliche Zusammenarbeit mit der AfD erneut entschieden abgelehnt. Er verknüpfte diese Position auch mit seinem Amt als Parteivorsitzender. Bei einem Bürgerdialog in Meschede im Sauerland sagte er, es werde keine Zusammenarbeit mit einer Partei geben, die alles infrage stelle, was Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten stark gemacht habe - "jedenfalls nicht unter mir als dem Parteivorsitzenden der CDU Deutschlands".
"Das ist keine Alternative für Deutschland, das ist eine Partei für ein anderes Deutschland", sagte Merz. "Es gibt zwischen der CDU und der AfD keine Gemeinsamkeit." Die AfD stehe gegen die Europäische Union, gegen die Europäische Währungsunion, gegen die Nato, gegen die Wehrpflicht. "Die steht gegen alles, was die Bundesrepublik Deutschland in den letzten acht Jahrzehnten groß und stark gemacht hat."
Merz sprach sich zugleich gegen AfD-Verbotsverfahren aus. Man könne das machen, aber die rechtlichen Hürden dafür lägen sehr, sehr hoch. "Ich habe wenig Sympathie dafür, mit einem solchen Instrument zu arbeiten." Man müsse sich vielmehr in der Sache mit der AfD auseinandersetzen. "Wir müssen vor allem den Wählerinnen und Wählern in Deutschland ein gutes Angebot machen, sodass sie gar nicht auf den Gedanken kommen, erneut möglicherweise bei der nächsten Wahl wieder diese Partei zu wählen."
Der CDU-Vorsitzende nahm dabei ausdrücklich auch den Koalitionspartner SPD in die Pflicht. "Wir stehen vor großen Reformen. Und jetzt müssen wir aus der politischen Mitte unseres Landes heraus den Beweis erbringen, dass Reformen möglich sind." Er sei fest entschlossen, dies zu tun, betonte Merz.
"AfD ist Hauptgegner"
In den vergangenen Tagen war in der Union die schon seit langem schwelende Debatte über den richtigen Umgang mit der AfD entbrannt. Zuvor hatten sich der frühere CDU-Generalsekretär Peter Tauber und Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg von der CSU für eine Lockerung der sogenannten Brandmauer zur AfD ausgesprochen. Auch Politiker mehrerer ostdeutscher Landesverbände plädierten dafür.
Die Debatte wird in der CDU auch vor dem Hintergrund starker Umfragewerte und mit Blick auf die Landtagswahlen im kommenden Jahr geführt. Im März werden in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz die Parlamente neu gewählt, im September dann in Berlin, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. In den beiden letzteren Bundesländern kommt die AfD in jüngsten Umfragen an die 40 Prozent heran und ist mit weitem Abstand stärkste Partei. Eine Regierungsbildung ohne sie wird immer schwieriger.
Merz sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", in der öffentlichen Wahrnehmung setze sich eine falsche Erzählung fest: "Die könnten doch mit der AfD alles durchsetzen, wenn sie nur diese Brandmauer einreißen würden. Diese Erzählung ist falsch." Die AfD stelle nicht nur die Politik von Angela Merkel infrage, sondern auch die der Bundesrepublik Deutschland, wie sie seit dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer geprägt worden sei.
"Die immer wieder von der AfD bemühte 'ausgestreckte Hand' will uns in Wahrheit vernichten, so sagt sie es ja selbst", sagte Merz der Zeitung. "Und deshalb ist die AfD in den nächsten Wahlauseinandersetzungen unser Hauptgegner." Die CDU unterscheide sich in allen wesentlichen Grundüberzeugungen von der AfD. "Und darum wird der Meinungskampf mit der AfD und werden die zukünftigen Wahlkämpfe in Deutschland vermutlich allein um die Frage gehen: die oder wir."
Quelle: ntv.de, lwe/dpa