Knaus warnt vor Kreml-Sieg Migrationsforscher: Sind mitten in einer historischen Fluchtkrise
24.03.2024, 19:56 Uhr Artikel anhören
Ein ukrainischer Soldat blickt auf Häuser in dem zerstörten Dorf Robotyne.
(Foto: REUTERS)
Bei einer Niederlage der Ukraine rechnet der Migrationsforscher Gerald Knaus mit Millionen Flüchtlingen. Die weitere Unterstützung des Landes sei daher die "wichtigste Fluchtursachenbekämpfung für Europa".
Der Migrationsforscher Gerald Knaus hat für den Fall einer möglichen Unterwerfung der Ukraine durch Russland vor gravierenden Folgen gewarnt. "Wenn Putin sich durchsetzt und die Ukraine den Krieg verlieren sollte, könnte das noch einmal zehn Millionen Menschen zusätzlich zu Flüchtlingen machen", sagte Knaus dem "Tagesspiegel".
Nach den Worten von Knaus ist die "wichtigste Fluchtursachenbekämpfung für Europa" heute die Unterstützung der Ukraine. "Wir sind in Europa mitten in einer historischen Fluchtkrise, die alles, was es weltweit an solchen Krisen seit den 1940er Jahren gab, in den Schatten stellen könnte", fügte er hinzu. Derzeit fehle "eine überzeugende Strategie, um das Worst-Case-Szenario zu verhindern oder uns in der EU darauf vorzubereiten", kritisierte der Migrationsexperte.
Am Freitag hatte der "Spiegel" unter Berufung auf eine Antwort des Bundesinnenministeriums an den CDU-Innenexperten Alexander Throm berichtet, dass zum Stichtag 12. März rund 1,65 Millionen Ukrainer beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) registriert gewesen seien. Vor einem Jahr waren es demnach noch 1,4 Millionen. In den Daten bleiben allerdings mögliche Wieder-Ausreisen unberücksichtigt.
Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer sagte laut "Spiegel" kürzlich im Innenausschuss des Bundestags, dass die Zahl der Neuankömmlinge aus der Ukraine aktuell die Zahl der neuen Asylanträge aus anderen Ländern übersteigt. "Wir müssen davon ausgehen, dass die meisten Ukrainer, die jetzt kommen, staatlich unterzubringen sind", so Sommer.
Laut einem Bericht der von Knaus geleiteten Denkfabrik "Europäische Stabilitätsinitiative" (ESI), die dem "Tagesspiegel" vorliegt, waren im vergangenen Dezember in Deutschland 1,2 Millionen Schutzanträge von Flüchtlingen aus der Ukraine registriert. Ein Jahr zuvor waren es demnach 1,02 Millionen.
Quelle: ntv.de, jpe