Politik

Verwechslung in Langenhorn? Mögliche Wahlpanne gefährdet FDP-Ergebnis

Wiedereinzug geschafft oder gescheitert? FDP-Chef Christian Lindner bei einem Wahlkampfauftritt, hier vor einem Plakat mit dem Porträt von Spitzenkandidatin Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein.

Wiedereinzug geschafft oder gescheitert? FDP-Chef Christian Lindner bei einem Wahlkampfauftritt, hier vor einem Plakat mit dem Porträt von Spitzenkandidatin Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein.

(Foto: picture alliance/dpa)

Sind die Liberalen drin oder nicht? Bei der vorläufigen Schnellauszählung meldet ein einzelner Wahlbezirk ein auffallend starkes Ergebnis für die FDP. Die Grünen, die sich in Hamburg als neue zweitstärkste Kraft feiern, kommen dort nur auf 5,1 Prozent. Liegt hier ein Fehler vor?

Eine etwaige Panne bei der Stimmerfassung im Wahlbezirk Hamburg-Langenhorn stellt den knappen Wiedereinzug der FDP in die Bürgerschaft infrage. In einem einzelnen Wahllokal kamen die Liberalen laut Vorabauszählung vom Wahlabend auf 22,4 Prozent, die Grünen hingegen nur auf 5,1 Prozent. Landesweit war das Ergebnis umgekehrt ausgefallen. "Auffällig ist das auf jeden Fall", bestätigte Landeswahlleiter Oliver Rudolf. "Den Hinweis, dass es eine Auffälligkeit gibt, habe ich auch schon weitergegeben."

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Von den genauen Zahlen hängt für die Liberalen alles ab: Wenn sich die vorläufigen Daten aus der vereinfachten Schnellauszählung nicht bestätigen und eine Korrektur fällig ist, dann könnte die FDP doch noch an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Laut bisher vorliegenden Auszählungsergebnissen erreichte die Partei in der Hansestadt exakt 5,0 Prozent der abgegebenen Stimmen. Damit würden sechs der insgesamt 121 Sitze in der Bürgerschaft auf FDP-Abgeordnete entfallen.

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Sollte es in Hamburg-Langenhorn tatsächlich eine Verwechslung der Zuordnung gegeben haben, würden auf die FDP 423 Stimmen weniger entfallen als bisher angenommen. Da die Partei insgesamt nach den vorläufigen Zahlen nur um 121 Stimmen über der Fünf-Prozent-Hürde liegt, könnte dies dazu führen, dass sie den Einzug ins Stadtparlament doch noch verpasst. "Das kann durchaus ausschlaggebend sein", sagte Rudolf. Alle Stimmen werden seit dem Morgen erneut ausgezählt, sodass ein Irrtum im Laufe des Tages festgestellt werden könnte.

Gegen Mittag könnte das Ergebnis für Langenhorn vorliegen, sagte Rudolf im Gespräch mit ntv.de. Doch selbst wenn sich herausstellen sollte, dass die FDP mehr als 400 Stimmen weniger hat, bestehe für die Partei weiterhin Grund zur Hoffnung. Bei allen Parteien könne es noch Verschiebungen geben, sagte Rudolf. Der Grund: "Es wurden gestern Abend nur eindeutig gültige Stimmzettel ausgezählt." So könnten Zettel, auf denen die Kreuze zunächst nicht eindeutig zuzuordnen waren, erneut überprüft und letztendlich gültig gemacht werden. So sei es bei der Wahl zur Hamburger Bezirksversammlung im vergangenen Jahr bei 0,6 Prozent der Gesamtstimmen zu Veränderungen gekommen, sagte Rudolf. Bei der aktuellen Wahl wurden rund 3,982 Millionen Stimmen abgegeben.

Das komplizierte Wahlrecht in Hamburg, bei dem jeder Wähler insgesamt zehn Stimmen vergeben und auf zwei Listen verteilen kann, macht eine weitere Auszählung erforderlich. Bis belastbare Angaben vorliegen, dürfte es noch Stunden dauern: Das vorläufige amtliche Ergebnis soll erst am Abend vorliegen. Mit dem endgültigen amtlichen Endergebnis wird erst in gut zwei Wochen gerechnet.

Um die vorläufige Sitzverteilung zu ermitteln, lief am Wahlabend in Hamburg eine vereinfachte Schnellauszählung an: Deutlicher Sieger der Wahl zur Hamburger Bürgerschaft ist demnach die SPD, die voraussichtlich mit 39 Prozent der Stimmen rechnen kann. Zweitstärkste Kraft wurden die Grünen mit 24,2 Prozent, gefolgt von der CDU mit 11,2 Prozent, den Linken mit 9,1 Prozent und der AfD mit voraussichtlich 5,3 Prozent. Die rot-grüne Regierungskoalition könnte damit in Hamburg ihre Zusammenarbeit fortsetzen.

Zitterpartie für Treuenfels-Frowein

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Dass es für die FDP in Hamburg knapp werden dürfte, hatte sich in den Wochen vor dem Wahltermin bereits abgezeichnet. FDP-Spitzenkandidatin Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein warb im Wahlkampf intensiv für den Wiedereinzug der Liberalen in die Bürgerschaft. Die 57-Jährige saß seit 2011 als Abgeordnete im Hamburger Stadtparlament und führt die Fraktion der Liberalen seit 2017.

Für die FDP ist Hamburg ein wechselhaftes Pflaster, nicht immer war der Platz in die Bürgerschaft garantiert. Von Treuenfels-Frowein stammt aus Nordniedersachsen, ist Juristin, lebte mehrere Jahre lang in Brasilien und ist Mutter von drei Kindern. Ihren Weg in die Hamburger Politik fand sie 2009, als sie ein Bürgerbegehren zur Schulpolitik mitorganisierte, das die FDP unterstützte.

Quelle: ntv.de, mmo/fzö/AFP/dpa

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