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"Nation am Scheideweg" Einflussreicher Demokrat stellt sich gegen Biden

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Schiff sitzt seit über zwanzig Jahren im US-Kongress.

Schiff sitzt seit über zwanzig Jahren im US-Kongress.

(Foto: picture alliance / Sipa USA)

Als Abgeordneter für Kalifornien ist Adam B. Schiff einer der mächtigsten US-Demokraten im Kongress - und damit Strippenzieher seiner Partei. Nun bittet er US-Präsident Biden, auf seine Kandidatur zu verzichten. Er traut ihm keinen Sieg gegen Trump zu.

Als bislang prominentester Vertreter der Demokratischen Partei hat der Kongressabgeordnete Adam B. Schiff US-Präsident Joe Biden zum Verzicht auf seine Kandidatur für eine zweite Amtszeit aufgefordert. In einer Erklärung für die "Los Angeles Times" appellierte Schiff an Biden, "den Staffelstab weiterzugeben". Er äußerte Zweifel, dass der 81-Jährige seinen republikanischen Rivalen Donald Trump besiegen könne, der eine Bedrohung für die "Grundfeste unserer Demokratie" sei. Schiff, ein äußerst einflussreicher Abgeordneter für Kalifornien, betonte, die Entscheidung, sich aus dem Wahlkampf zurückzuziehen, liege allein bei Präsident Biden.

Biden, erklärt Schiff, sei "einer der wichtigsten Präsidenten in der Geschichte unseres Landes gewesen, und sein lebenslanger Dienst als Senator, Vizepräsident und jetzt als Präsident hat unser Land besser gemacht." Aber die USA stünden am Scheideweg, so der Demokrat laut "Los Angeles Times". "Eine zweite Trump-Präsidentschaft wird das Fundament unserer Demokratie untergraben, und ich habe ernsthafte Bedenken, ob der Präsident Donald Trump im November besiegen kann."

Umfrage: Zwei Drittel der Demokraten für Rückzug

Jüngst hatte Schiff bereits während eines privaten Treffens mit Spendern davor gewarnt, dass seine Partei massive Verluste erleiden würde, sofern Biden Kandidat bleibe. Das berichtete die "New York Times". Wenn Biden bliebe, würde er nicht nur gegen den ehemaligen Präsidenten Donald Trump verlieren, er könnte auch andere demokratische Kandidaten so sehr behindern, dass die Partei höchstwahrscheinlich den Senat verlieren und die Chance verpassen würde, die Kontrolle über das Repräsentantenhaus zu erlangen, so Schiff bei einer Benefizveranstaltung in New York. "Ich denke, wenn er unser Kandidat ist, werden wir verlieren", soll Schiff während des Treffens laut einer Person gesagt haben, die Zugang zu einer Aufzeichnung der Veranstaltung hat.

Die US-Demokraten ringen seit Tagen darum, wie sie im Kampf um das Weiße Haus vor den Wahlen am 5. November weiter verfahren sollen. Fast zwei Drittel von ihnen sind laut einer kürzlichen Umfrage für einen Rückzug von Präsident Biden aus dem Rennen um das Weiße Haus. Die Ergebnisse der neuen Umfrage des AP-Norc-Centers widersprechen klar Bidens Aussage, die "durchschnittlichen Demokraten" stünden trotz seines schwachen Auftritts im Fernsehduell gegen Herausforderer Donald Trump weiter hinter ihm. Außerdem waren nur etwa 30 Prozent der Demokraten äußerst oder sehr optimistisch, dass der 81-jährige Biden geistig dazu in der Lage sei, als Präsident wirkungsvoll zu arbeiten.

Die größte Unterstützung hatte Biden der Umfrage zufolge noch unter schwarzen Demokraten. Von ihnen war etwa die Hälfte dafür, dass der Präsident an seiner Kandidatur festhält. Unter weißen und hispanischen Demokraten waren es etwa drei von zehn Befragten.

Dass sich nun auch Adam B. Schiff gegen Biden stellt, ist für diesen ein herber Rückschlag. Biden hält trotz seines desaströsen Auftritts im Fernsehduell mit seinem Herausforderer Donald Trump an seiner Kandidatur fest. Einige führende US-Demokraten unterstützen ihn dabei. Sie wollen trotz Kritik aus der Partei an den Plänen für eine schnelle Kür von Biden zum Kandidaten für die Wahl im November festhalten. Eine virtuelle Abstimmung solle Anfang August stattfinden und damit noch vor dem Parteitag, hieß es in einem Brief an Mitglieder eines Komitees, das die Regeln für den für Mitte August geplanten Nominierungsparteitag festlegt.

Quelle: ntv.de, mpe/AFP/AP

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