Politik

Kommt Macron in Stichwahl? Niedrige Wahlbeteiligung steigert Spannung in Frankreich

Zwei sichere Stimmen für den Amtsinhaber: Macron und seine Frau wählen im Pas-de-Calais.

Zwei sichere Stimmen für den Amtsinhaber: Macron und seine Frau wählen im Pas-de-Calais.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Die erste Runde der Präsidentschaftswahlen lockt weniger Franzosen ins Wahlbüro als noch 2017. Der in Umfragen führende Amtsinhaber Macron muss desto mehr um einen Einzug in die Stichwahl bangen, je weniger Wahlberechtigte Interesse zeigen.

Nach einem eher debattenarmen Wahlkampf geben die Französinnen und Franzosen ihre Stimme für den nächsten Präsidenten oder die nächste Präsidentin ab. Gegen 17 Uhr lag die Wahlbeteiligung bei 65 Prozent und damit vier Prozentpunkte niedriger als 2017. Etwa 49 Millionen französische Staatsbürger waren zur Präsidentschaftswahl aufgerufen.

Präsident Emmanuel Macron und die Rechtspopulistin Marine Le Pen haben laut Umfragen die besten Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl. Aufmerksam wird die Entwicklung der Wahlbeteiligung verfolgt, weil ein massenhaftes Fernbleiben der Wähler Macrons, der bei einer Stichwahl als Favorit gilt, die Umfragen durcheinander wirbeln könnte.

Hochrechnungen im Auftrag des Fernsehsenders TV1 gingen von einer Enthaltung von 24 Prozent der Wahlberechtigten aus. Bei der vergangenen Wahl, bei der Emmanuel Macron und Marine Le Pen in die Stichwahl gekommen waren, lag dieser Wert bei 22 Prozent. Bei der Wahl mit der historisch niedrigsten Wahlbeteiligung - 2002 - verzichteten 28 Prozent der Wahlberechtigten auf ihre Stimmabgabe.

Kandidaten stimmen kommentarlos ab

Alle Kandidaten gaben am Vormittag kommentarlos ihre Stimme ab und kehrten dann nach Paris in ihre Wahlkampfzentralen zurück. Seit Freitag um Mitternacht herrscht politische Funkstille in Frankreich, Wahlkampfauftritte, Interviews und Umfragen sind bis zur Schließung der letzten Wahllokale um 20 Uhr verboten.

Macron und seine Frau Brigitte wählten am Vormittag im nordfranzösischen Le Touquet. Le Pen gab ihre Stimme wie üblich im etwa hundert Kilometer entfernten Hénin-Beaumont ab. Nach den letzten Umfragen konnte Macron auf 25 bis 28 Prozent der Stimmen hoffen, Le Pen auf 22 bis 24 Prozent. An dritter Stelle lag in den Umfragen der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon mit bis zu 18 Prozent der Stimmen. Le Pen und Mélenchon hatten zuletzt kontinuierlich zugelegt.

Je nach Umfrage lagen die beiden Politiker zuletzt zwischen drei und sechs Prozentpunkte auseinander, dabei war die Tendenz für Macron fallend und für Le Pen steigend. Nach Einschätzung von Experten sind Überraschungen durchaus möglich. "Es ist das erste Mal, dass der Anteil der Unentschlossenen und der Wechselwähler so hoch ist", sagte der Politologe Pascal Perrineau.

Eine ungewöhnliche Wahl

Für Macron und Le Pen wäre es das zweite Mal, dass sie in einer Stichwahl aufeinandertreffen. Laut Umfragen dürfte das Ergebnis knapper ausfallen als vor fünf Jahren. Damals hatte Macron mit 66,1 Prozent gewonnen. Die Stichwahl findet am 24. April statt.

Wegen der Zeitverschiebung hatte die Wahl in den Überseegebieten schon am Samstag begonnen. Dort lag die Wahlbeteiligung in etwa so hoch wie bei der ersten Runde vor fünf Jahren. In Frankreich ist die Veröffentlichung von Prognosen vor der Schließung der letzten Wahllokale untersagt. Mehrere Meinungsforschungsinstitute hatten sich daher verpflichtet, auf Nachwahlbefragungen zu verzichten. Hochrechnungen werden erst um 20 Uhr veröffentlicht.

Der Wahlkampf war dieses Mal nicht von großen gesellschaftlichen Themen bestimmt gewesen. "Es gab eher eine Zersplitterung der Debatten in viele kleine Duelle", sagte Frédéric Dabi vom Institut Ifop. Macron hatte wegen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs erst sehr spät seine Kandidatur erklärt und nur einen einzigen großen Wahlkampfauftritt absolviert. Le Pen bemühte sich dagegen um ein gemäßigtes Image und stellte soziale Themen in den Vordergrund, wobei ihr Programm auch zahlreiche Europa-feindliche und rassistische Vorschläge enthält.

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Quelle: ntv.de, shu/AFP

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