Till Backhaus feiert Jubiläum Niemand ist so lange Landesminister wie er
03.11.2023, 08:03 Uhr Artikel anhören
Sitzt in seinem Ministerium auch nach 25 Jahren fest im Sattel: Till Backhaus.
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"Till kennt alle - und alle kennen Till": Niemand ist so lange im Amt wie MV-Agrarminister Till Backhaus. Der SPD-Politiker hat sich in den 25 Jahren nicht nur Freunde gemacht, doch nach eigener Aussage "nie vergessen, woher ich komme". Der deutschen Sprache machte er ein besonderes Geschenk.
Es ist wohl ein Rekord für die Ewigkeit. Am 3. November 1998 legte Till Backhaus zum ersten Mal den Amtseid als Agrarminister Mecklenburg-Vorpommerns ab. Seit 25 Jahren begleitet der umtriebige SPD-Politiker nun ununterbrochen dieses Ministeramt. Damit ist der heute 64-Jährige mit Abstand dienstältester Landesminister Deutschlands. Und auch in der Geschichte der Bundesrepublik hielt sich niemand länger im Ministersattel. Zum Vergleich: Im benachbarten Schleswig-Holstein etwa wurden im zurückliegenden Vierteljahrhundert neun Agrarminister berufen.

Till Backhaus wurde im Laufe seiner Amtszeit in vielen Lebenslagen fotografiert: Hier begutachtet er zerstörtes Buhnenteil am Strand von Hiddensee.
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"Ich bin immer authentisch geblieben. Und als Agraringenieur habe ich auch eine fachliche Basis für dieses Amt mitgebracht, das ich bis heute mit Herzblut ausübe", zählt Backhaus Gründe auf, die ihm aus seiner Sicht zu dieser Rekordamtszeit verhalfen. Doch wird nicht nur diese mit seinem Namen verbunden bleiben, sondern auch das mit einem 1999 von ihm eingebrachten Gesetz offiziell längste deutsche Wort: Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz.
Wie viele Politiker seiner Generation fand Backhaus mit dem Wendeherbst 1989 den Weg in die Politik. Er gehörte zu den ersten SPD-Mitgliedern in Ostdeutschland, wurde 1990 in die letzte DDR-Volkskammer und kurz danach in den Schweriner Landtag gewählt. Dort sitzt er bis heute, als einzig verbliebener Landtagsabgeordneter der ersten Stunde und stets ausgestattet mit dem Direktmandat seines Wahlkreises im Südwesten Mecklenburgs. "Ich habe nie vergessen, woher ich komme", sagt Backhaus. Und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig erinnert sich an einen frühen gemeinsamen Wahlkampftermin mit den Worten: "Ich hatte den Eindruck, Till kennt alle - und alle kennen Till."
Seit 2012 ist Backhaus in dritter Ehe mit einer Rostocker Zahnärztin verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Die Familie gebe ihm den nötigen Rückhalt für seinen fordernden Job. Nach eigenen Angaben hatte er die frühere Schönheitskönigin auf einer Agrarmesse kennengelernt. Aus erster Ehe stammt eine längst erwachsene Tochter.
"Viel Hell, aber auch einiges Dunkel"
Auch wenn das Verhältnis zur Bauernschaft etwas abgekühlt zu sein scheint, so erwies sich der promovierte Agraringenieur doch stets als Sachwalter bäuerlicher Interessen. Dafür legte er sich auch schon mal mit EU-Kommissaren oder Bundesministern an. Die Umweltschutzorganisation BUND billigt Backhaus zwar zu, einige Weichen für einen besseren Naturschutz gestellt zu haben, fordert aber vom Minister mehr Engagement bei der Förderung des Ökolandbaus, beim Waldumbau oder bei der Energiewende.
Auch der Landesbauernverband zieht eine gemischte Bilanz. "Viel Hell, aber auch einiges Dunkel", fasst Bauernpräsident Detlef Kurreck die Arbeit des Ministers zusammen und hebt hervor: "Er spricht die Dinge offen an, vermeidet das sonst übliche Politikersprech."

Ministerpräsidentin Schwesig ist bereits die dritte Regierungschefin, mit der es Till Backhaus zu tun hat.
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Unerfüllt blieb für Backhaus die Hoffnung, Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns zu werden. Der Weg schien mit der Übernahme des SPD-Landesvorsitzes 2003 geebnet. Nach Kritik am Krisenmanagement während eines großflächigen Ausbruchs der Vogelgrippe gab er 2007 den Parteivorsitz wieder ab.
Nun dient er unter dem dritten Regierungschef, der eine Chefin ist. Auch nach 25 Jahren sei er offen für neue Ideen und gehe mit großer Leidenschaft an seine Aufgaben, sagt Ministerpräsidentin Schwesig. Die aktuelle Legislaturperiode endet 2026. Und danach? "Diese Frage stellt sich für mich derzeit nicht", ist die kurze Antwort des "ewigen Ministers".
Quelle: ntv.de, Frank Pfaff, dpa