Warme Wort auch aus ChinaPutin würdigt Kissinger als "weisen Staatsmann"

Zum Tod des ehemaligen US-Außenministers Kissinger melden sich international Politiker zu Wort. Der Diplomat und Nobelpreisträger war nicht unumstritten, vor allem aus China und von Russlands Präsident Putin kommt aber viel Lob.
Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger ist nach seinem Tod international als herausragender Diplomat mit großem Einfluss auf die Weltpolitik gewürdigt worden. Der Deutschamerikaner starb im Alter von 100 Jahren in seinem Zuhause im Bundesstaat Connecticut, wie die Kommunikationsagentur der Beratungsfirma Kissinger Associates bestätigte.
Kissinger war einer der bedeutendsten Diplomaten des 20. Jahrhunderts. Doch seine Karriere hatte auch Schattenseiten, Kritiker sahen in ihm einen reinen Machtpolitiker. Seine Spezialität war die Geheimdiplomatie.
Zu seinen größten Erfolgen zählt die Annäherung der USA an China Anfang der 1970er-Jahre. In geheimer Mission reiste Kissinger 1971 zweimal in die Volksrepublik und ebnete den Weg für die Normalisierung der Beziehung - er wurde der gefeierte Architekt der amerikanisch-chinesischen Annäherung. Damit endeten seine diplomatischen Erfolge nicht. Kissinger handelte Abrüstungsverträge und Friedensabkommen aus und wurde zum Medienstar.
China würdigte ihn deswegen für seine Schlüsselrolle. Kissinger sei ein "alter und guter Freund des chinesischen Volkes" gewesen, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin. Kissinger habe den Beziehungen "zwischen China und den USA zu Lebzeiten große Bedeutung beigemessen und war davon überzeugt, dass sie für den Frieden und den Wohlstand der beiden Länder und der Welt von entscheidender Bedeutung sind", fuhr Wang fort.
"Wohlverdientes Ansehen"
Auch aus Moskau kamen Worte des Lobes: "Ein weiser und weitsichtiger Staatsmann, der jahrzehntelang in der ganzen Welt wohlverdientes Ansehen genoss, ist verstorben", schrieb Präsident Wladimir Putin an Kissingers Witwe Nancy in einem Telegramm, das der Kreml veröffentlichte. Kissingers Name stehe für eine "pragmatische außenpolitische Linie" in den 1970er-Jahren, seine Außenpolitik habe die wichtigsten Abkommen zwischen der Sowjetunion und den USA ermöglicht, "die zu einer Stärkung der globalen Sicherheit beigetragen haben".
Kurz vor seinem 100. Geburtstag im Mai dieses Jahres hatte Kissinger betont, er sehe die Schuld an der Invasion Russlands in der Ukraine nicht beim Kreml allein. Der Friedensnobelpreisträger von 1973 hatte in der "Zeit" darauf hingewiesen, dass er schon 2014 Zweifel am Vorhaben geäußert habe, "die Ukraine einzuladen, der NATO beizutreten". Kissinger fügte hinzu: "Damit begann eine Reihe von Ereignissen, die in dem Krieg kulminiert sind." Russland dürfe nicht gewinnen. Er sei aber weiterhin der Auffassung, "dass es nicht weise war, die Aufnahme aller Länder des ehemaligen Ostblocks in die NATO mit der Einladung an die Ukraine zu verbinden, ebenfalls der NATO beizutreten".
Lob auch aus Deutschland
Er habe die amerikanische Außenpolitik "wie nur wenige andere" geprägt, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz auf X und hob auch Kissingers Bedeutung für die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA hervor. Kissinger, der 1923 in Franken geboren wurde, sei seiner deutschen Heimat stets verbunden geblieben. "Die Welt verliert einen besonderen Diplomaten."
Außenministerin Annalena Baerbock nannte Kissinger eine "Jahrhundertgestalt der internationalen Politik". "Für viele war er Vorbild. Andere haben sich auch an ihm gerieben", schrieb die Grünen-Politikerin auf der Plattform X.
Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sagte: "Mit ihm verlieren wir nicht nur eine der prägenden Figuren der amerikanischen Politik, sondern einen Menschen, dessen Leben wie kaum ein anderes die Höhen und Tiefen des 20. Jahrhunderts abbildete", teilte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern mit.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen lobte Kissingers "diplomatische Strategie und Exzellenz". "Sein Einfluss und sein Vermächtnis werden bis weit ins 21. Jahrhundert hinein nachwirken", schrieb sie auf X. Als "Kämpfer für Freiheit und Demokratie" bezeichnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den früheren Außenminister. Der Deutschamerikaner habe mit seiner Entspannungs- und Abrüstungspolitik "den Grundstein für das Ende des Kalten Krieges und für den demokratischen Wandel im Osten Europas" gelegt.