Bilderserien
AP104790323071
Henry Kissinger war vielleicht der berühmteste Diplomat in der Geschichte der USA.Bild 1 von 39 | Foto: AP
211866039
Noch lange nachdem sich der Deutschamerikaner aus der Politik zurückgezogen hatte, suchten Spitzenpolitiker seinen Rat. Bis zuletzt teilte Kissinger seine Meinung zu unterschiedlichen internationalen Themen mit der Welt.Bild 2 von 39 | Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
54795170
Zugleich war der ehemalige US-Außenminister immer eine kontroverse Figur. Lobten ihn die einen als brillanten Realpolitiker mit Verhandlungsgeschick, so sahen ihn andere als skrupellosen Machtmenschen - gar als Kriegsverbrecher.Bild 3 von 39 | Foto: picture alliance / AP Images
34128019
Kissinger kommt am 27. Mai 1923 als Heinz Alfred Kissinger im mittelfränkischen Fürth zur Welt.Bild 4 von 39 | Foto: picture alliance / dpa
372123034
Er ist der Sohn eines deutsch-jüdischen Ehepaares. 1938 flieht die Familie vor den Nationalsozialisten in die USA. Als Jugendlicher lebt Kissinger in New York. Es heißt, er sei damals so schüchtern gewesen, dass er kaum sprach.Bild 5 von 39 | Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
AP071128011559
Das könnte erklären, warum Kissinger auch als Erwachsener mit deutschem Akzent sprach. Nach seiner Einbürgerung in die USA wird er 1943 zum Militärdienst eingezogen. Er kämpft in den Ardennen und arbeitet nach dem Krieg im besetzten Deutschland für die Spionageabwehr der USA.Bild 6 von 39 | Foto: AP
2389190
Nach seiner Rückkehr studiert er mithilfe von Stipendien an der Elite-Universität Harvard Politikwissenschaften und promoviert 1954. In den Folgejahren lehrt er an der Uni und macht sich als Spezialist für internationale Politik einen Namen.Bild 7 von 39 | Foto: picture-alliance/ dpa
AP19087715224465
1969 holt ihn der republikanische Präsident Richard Nixon als Sicherheitsberater ins Weiße Haus. Später wird Kissinger zudem Außenminister und bleibt dies auch unter Nixons Nachfolger Gerald Ford.Bild 8 von 39 | Foto: AP
AP216779352036
Kissinger prägt die sogenannte Pendeldiplomatie - er reist zwischen Hauptstädten hin und her und verhandelt zwischen Konfliktparteien.Bild 9 von 39 | Foto: AP
AP7010211188
Als Außenminister wird er eine Art Berühmtheit, bekannt für Machtbewusstsein und Frauengeschichten.Bild 10 von 39 | Foto: AP
AP7502170165
Kissinger hat viele Erfolge vorzuweisen. Er sucht Entspannung mit China und der Sowjetunion, stiftet Frieden in Nahost, bemüht sich um Abrüstung. So fädelt er in Geheimgesprächen in der damaligen UdSSR das erste Abkommen zur strategischen Rüstungsbegrenzung (SALT I) ein.Bild 11 von 39 | Foto: ASSOCIATED PRESS
AP7312071173
Außerdem handelt er 1973/74 das Ende des Jom-Kippur-Krieges aus.Bild 12 von 39 | Foto: ASSOCIATED PRESS
AP7401141390
Für viele gilt Kissinger bis heute als außenpolitisches Genie. - Das ist die eine Seite der Geschichte.Bild 13 von 39 | Foto: ASSOCIATED PRESS
AP7609181214
Kritiker sehen in ihm allerdings einen Machtpolitiker ohne Moral, der auch Diktaturen unterstützt, solange es seinen Interessen nutzt. Dabei, so der Vorwurf, habe der Zweck die Mittel geheiligt.Bild 14 von 39 | Foto: AP
AP7201271330
Zunehmend gilt Kissinger als selbstherrlich und verschlossen. In einem Interview aus dem Jahr 1972 vergleicht er sich mit einem Cowboy, der allein voranreitet und die Kolonne anführt. Später bereut er diese Worte.Bild 15 von 39 | Foto: ASSOCIATED PRESS
AP681205091
Neben den außenpolitischen Erfolgen gibt es eine ganze Liste an Kriegen und Krisen, in denen Kissinger eine mindestens zweifelhafte Rolle spielt. Da ist zum einen der Vietnamkrieg: Kissinger soll 1968 einen nahen Friedensschluss verhindert haben, um Nixon zum Wahlsieg zu verhelfen.Bild 16 von 39 | Foto: AP
AP7208170246
1973 münden seine jahrelangen Geheimverhandlungen mit dem nordvietnamesischen Unterhändler Le Duc Tho schließlich in einen Friedensvertrag. Beiden wird der Friedensnobelpreis zugesprochen - obwohl der Krieg noch bis 1975 weitergeht.Bild 17 von 39 | Foto: ASSOCIATED PRESS
744960
Kissinger nimmt den Preis an, Le Duc Tho nicht.Bild 18 von 39 | Foto: picture-alliance / dpa
AP713855433612
Umstritten ist, welche Rolle Kissinger konkret bei der geheimen Bombardierung Kambodschas während des Vietnamkriegs spielt. Kritiker werfen ihm vor, dass die Folgen seines Vorgehens den Roten Khmer in dem Land in Südostasien zur Macht verholfen haben.Bild 19 von 39 | Foto: AP
AP7606291313
Auch die Unterstützung der blutigen Invasion Indonesiens in Osttimor 1975 ist ein dunkler Fleck in Kissingers außenpolitischer Karriere.Bild 20 von 39 | Foto: AP
AP7309110125
Zusammen mit dem US-Geheimdienst CIA soll Kissinger 1973 außerdem in den blutigen Putsch von General Augusto Pinochet gegen Chiles gewählten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende verstrickt sein.Bild 21 von 39 | Foto: Associated Press
129d1ef5514ffbcebee34d83f08846b1
Kissinger erhält Vorladungen von Gerichten in verschiedenen Ländern, erscheint aber nie. Die Vorwürfe gegen ihn tat er stets ab.Bild 22 von 39 | Foto: dpa
AP7310160226
Auf die Kritik - und speziell Kambodscha - angesprochen, reagiert er noch als 100-Jähriger ungehalten. In einem Interview für das US-Fernsehen schimpft er, das Thema der Sendung sei doch, dass er 100 Jahre alt werde, …Bild 23 von 39 | Foto: AP
AP22335758878768
… und nun komme man mit einer 60 Jahre alten Sache um die Ecke. Die jüngere Generation, die ihn verurteilt, stellt er als ignorant dar.Bild 24 von 39 | Foto: AP
309250037
Nach Nixons Rücktritt bleibt Kissinger Außenminister unter Präsident Ford, ...Bild 25 von 39 | Foto: picture alliance / Vladimir Musaelyan/TASS
AP7611201232
... die politische Bühne verlässt er dann nach dem Amtsantritt des demokratischen Präsidenten Jimmy Carter 1977.Bild 26 von 39 | Foto: ASSOCIATED PRESS
AP7901300298
Doch der Rückzug aus der aktiven Politik bedeutet für Kissinger nicht, sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Er gründet eine Beraterfirma, schreibt Bücher …Bild 27 von 39 | Foto: ASSOCIATED PRESS
AP692202304432
… und trifft sich mit Weggefährten.Bild 28 von 39 | Foto: AP
92027082
Auch nach der russischen Invasion in die Ukraine fand sein Wort Beachtung - zumal er bis heute als einer der prominentesten Vertreter der "Realpolitik" gilt - was auch immer das genau ist.Bild 29 von 39 | Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com
375611190
Wie viele andere westliche Politiker (miss)verstand Kissinger die Ukraine lange als Land im Spannungsfeld zwischen dem Westen und Russland. Er forderte 2014 in der "Washington Post", das Land solle sich als "Brücke" verstehen.Bild 30 von 39 | Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
AP17180653890853
Russland müsse einsehen, dass die Ukraine kein Satellitenstaat sei, aber der Westen müsse auch verstehen, dass die Ukraine "für Russland nie einfach ein fremdes Land sein kann". Damit akzeptierte Kissinger letztlich den Anspruch Russlands auf ein souveränes Land. Bild 31 von 39 | Foto: AP
d9bca39e55c463937a6c98b625b9d476
Es entsprach seiner Sicht auf die Weltpolitik als Spiel der großen Mächte, in denen die Interessen der kleineren Staaten nur untergeordnete Bedeutung haben.Bild 32 von 39 | Foto: AP
391597442
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine warb Kissinger zunächst für eine Rückkehr zum Status quo, bei dem die Krim und der zuvor russisch okkupierte Teil des Donbass praktisch als russisch anerkannt worden wäre. Das war im Mai 2022 - also nach den Gräueln von Butscha, Irpin und anderen Orten.Bild 33 von 39 | Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
408062551
Für diese Positionierung gab es harsche Kritik, vor allem aus der Ukraine selbst. Die zentrale Frage an Kissinger war: Wie um alles in der Welt soll Russland dazu bewegt werden, sich auf diese Grenzen zurückzuziehen?Bild 34 von 39 | Foto: picture alliance/dpa/Sächsische Staatskanzlei
105554621
Trotz seines hohen Alters war Kissinger in der Lage, seine Haltung zu überdenken. Wenige Tage vor seinem 100. Geburtstag warb er in einem Interview mit dem "Economist" dafür, die Ukraine nach dem Krieg in die NATO aufzunehmen - eine deutliche Abkehr von seiner ursprünglichen Position.Bild 35 von 39 | Foto: picture alliance/dpa
265670554
An seiner Annahme, dass der Krieg mit einer Rückkehr zum Status quo enden werde, hielt Kissinger fest. Aber er deutete an, dass er mit Gebietsverlusten durch Russland rechnet: "Wenn der Krieg so endet, wie er wahrscheinlich enden wird, und Russland viele seiner Gewinne verliert, aber Sewastopol (die größte Stadt der Krim) behält, haben wir vielleicht ein unzufriedenes Russland, aber auch eine unzufriedene Ukraine - mit anderen Worten, ein Gleichgewicht der Unzufriedenheit", sagte er.Bild 36 von 39 | Foto: picture alliance / Xinhua News Agency
ef76ac72cf752c9a3e53df5a297f0f2e
Henry Kissinger starb am Mittwoch, dem 29. November 2023, im Alter von 100 Jahren in seinem Haus im Bundesstaat Connecticut. Bild 37 von 39 | Foto: dpa
c75feb8e92cc5c36a42c62af0d6ec9b4
Die "Washington Post" würdigte ihn in einem Nachruf als großen Politiker, ohne die Kritik an ihm zu ignorieren: "Kissingers Triumphe, aber auch seine Fehler rührten daher, dass er sich einer realistischen Schule der Außenpolitik verschrieben hatte", schreibt die Zeitung.Bild 38 von 39 | Foto: REUTERS
bc43ded0d7dbb112dc04d8e0345e28fe
"Kissinger glaubte, dass Frieden am besten durch Ausbalancieren der Interessen großer Staaten erreicht werden kann." Sein Vermächtnis enthalte Lehren für die Gegenwart. "Eine davon ist, dass eine US-Außenpolitik, die ohne Rücksicht auf demokratische Werte betrieben wird, viel erreichen kann - aber auch viel versäumt." (hvo)Bild 39 von 39 | Foto: REUTERS

Machtpolitiker der GroßenHenry Kissinger, der Diplomat des 20. Jahrhunderts

30.11.2023, 10:16 Uhr

Im Alter von 100 Jahren ist der frühere US-Außenminister Henry Kissinger gestorben. Politiker war er in den 1970er Jahren, einflussreich blieb er bis zuletzt.