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Soldaten aus Ruanda beteiligt? Rebellen und Armee kämpfen im Kongo um Millionenstadt

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Soldaten der kongolesischen Armee nahe Goma.

Soldaten der kongolesischen Armee nahe Goma.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

In der Demokratischen Republik Kongo kämpfen Regierungstruppen seit Jahren gegen Rebellen der Miliz M23. Diese erobern offenbar weitestgehend die Millionenstadt Goma. Südafrika bemüht sich, einen Waffenstillstand zu vermitteln.

Die kongolesische Millionenstadt Goma ist weiter schwer umkämpft zwischen der Rebellenmiliz M23 und der Armee. Nach tagelangen schweren Kämpfen im Ostkongo war M23 in der Nacht zum Montag in die strategisch wichtige Provinzhauptstadt eingedrungen, die in einem der rohstoffreichsten Gebiete des Kongo liegt und an Ruanda grenzt. Derzeit ist allerdings unklar, wer Goma kontrolliert. Am späten Montagabend hatte die kongolesische Armee angegeben, Teile der Stadt zurückerobert zu haben.

"Die Kämpfe dauern noch an. Es ist sehr, sehr unbeständig. Es ist noch nicht vorbei", sagte der humanitäre Koordinator der Vereinten Nationen für die Demokratische Republik Kongo, Bruno Lemarquis. Aktive Kampfzonen hätten sich auf alle Viertel der Stadt ausgeweitet.

Zivilisten seien dabei besonders bedroht unter anderem durch Artilleriefeuer wie am Montagmorgen, so Lemarquis weiter. "Zum Beispiel trafen mehrere Granaten das karitative Entbindungskrankenhaus im Zentrum von Goma und töteten und verletzten Zivilisten, darunter Neugeborene und schwangere Frauen."

Ruanda unterstützt Friedensverhandlungen

Ruandas Präsident Paul Kagame stimmt nach Angaben von Südafrika der Notwendigkeit von Waffenstillstandsverhandlungen und Friedensgesprächen mit der Demokratischen Republik Kongo zu. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa habe in der Nacht mit Kagame telefoniert. "Die beiden Staatsoberhäupter haben sich auf die dringende Notwendigkeit eines Waffenstillstands und einer Wiederaufnahme von Friedensgesprächen durch alle Konfliktparteien geeinigt", hieß es in einer Mitteilung der südafrikanischen Präsidentschaft.

Kenias Präsident William Ruto, derzeit Vorsitzender der ostafrikanischen Staatengemeinschaft EAC, will umgehend einen Sondergipfel zur Lage im Ostkongo abhalten. Sowohl Ruanda als auch der Kongo sind EAC-Mitglieder. Ein genauer Zeitpunkt für das Treffen wurde noch nicht bekannt gegeben.

Auch bei Frankreich und den USA warb Ruto um Unterstützung zur Beilegung der Feindseligkeiten. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sowie US-Außenminister Marco Rubio hätten ihre Unterstützung für die regionalen Bemühungen bekundet, den Konflikt im Ostkongo zu beenden, hieß es in einer Mitteilung der kenianischen Regierung.

Truppen aus Ruanda wohl beteiligt

Sowohl die Regierung in Kinshasa als auch UN-Experten werfen dem Nachbarland Ruanda vor, die M23 zu unterstützen und auch eigene Truppen im Ostkongo zu haben. In Berichten des UN-Expertenteams zur DR Kongo ist seit vergangenem Sommer von einer Präsenz von mehr als 1600 ruandischen Soldaten auf kongolesischem Boden die Rede.

Der für Friedenseinsätze zuständige UN-Vertreter Jean-Pierre Lacroix sagte: "Ich denke, es besteht kein Zweifel daran, dass ruandische Truppen in Goma sind, die die M23 unterstützen." Schätzungen gingen von 3000 bis 4000 Soldaten aus.

Auf einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats am Sonntag hatte die kongolesische Außenministerin Thérèse Kayikwamba Wagner das Eindringen ruandischer Soldaten in den Ostkongo eine "Kriegserklärung" genannt und erneut Sanktionen gegen Ruanda gefordert, darunter ein Embargo auf Mineralienexporte aus dem Land.

Jahrelange Kämpfe in der Region

In einer Stellungnahme des Außenministeriums Ruandas wird dagegen eine defensive Haltung des Landes zum Schutz seiner Sicherheit und territorialen Integrität betont, die durch die Kämpfe nahe seiner Grenze bedroht seien.

In der rohstoffreichen Provinz Nord-Kivu kämpft die M23 seit Jahren gegen kongolesische Regierungstruppen und mit ihr verbündete Milizen. In den vergangenen Wochen konnte die M23 massive Gebietsgewinne verzeichnen, sie eroberte auch in der Nachbarprovinz Süd-Kivu Ortschaften. Die Millionenstadt Goma war bereits praktisch von ihr umzingelt.

Die sich zuletzt zuspitzende Situation löste eine Massenflucht der Zivilbevölkerung aus. Binnen drei Wochen sind nach UN-Angaben von Ende vergangener Woche 400.000 Menschen vertrieben worden.

Quelle: ntv.de, lme/dpa

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