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Der Völkermord an den Tutsi in Ruanda hat eine lange Vorgeschichte, die schon zu Kolonialzeiten begann. Die Deutschen und später die belgischen Kolonialherren haben die Unterscheidung zwischen Tutsi und Hutu eingeführt. (Das Bild zeigt Soldaten, die im November 1959 in Kigali Gefangene bewachen, die nach Kämpfen zwischen Tutsi und Hutu festgenommen wurden.)
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Der Völkermord an den Tutsi in Ruanda hat eine lange Vorgeschichte, die schon zu Kolonialzeiten begann. Die Deutschen und später die belgischen Kolonialherren haben die Unterscheidung zwischen Tutsi und Hutu eingeführt. (Das Bild zeigt Soldaten, die im November 1959 in Kigali Gefangene bewachen, die nach Kämpfen zwischen Tutsi und Hutu festgenommen wurden.)

In der ruandischen Kultur waren die Unterscheidungen wirtschaftliche Klassenunterschiede: Als Tutsi galten diejenigen Familien, die mehr als zehn Kühe zur Viehwirtschaft besaßen, als Hutu galten diejenigen, die Ackerbau betrieben. Für die Kolonialherren waren dies aber Rassen-Unterschiede, sie legten Rassenmerkmale wie die angeblich langen Nasen der Tutsi fest.
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In der ruandischen Kultur waren die Unterscheidungen wirtschaftliche Klassenunterschiede: Als Tutsi galten diejenigen Familien, die mehr als zehn Kühe zur Viehwirtschaft besaßen, als Hutu galten diejenigen, die Ackerbau betrieben. Für die Kolonialherren waren dies aber Rassen-Unterschiede, sie legten Rassenmerkmale wie die angeblich langen Nasen der Tutsi fest.

Nach der Unabhängigkeit von den Kolonialherren im Jahre 1962 (das Bild zeigt Unabhängigkeitsfeiern in Kigali) setzte die erste ruandische Regierung unter dem Hutu-Präsidenten Grégoire Kayibanda diese Diskriminierung zu ihrem eigenen Vorteil fort.
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Nach der Unabhängigkeit von den Kolonialherren im Jahre 1962 (das Bild zeigt Unabhängigkeitsfeiern in Kigali) setzte die erste ruandische Regierung unter dem Hutu-Präsidenten Grégoire Kayibanda diese Diskriminierung zu ihrem eigenen Vorteil fort.

Bereits 1959 war es zu ersten Vertreibungen und Pogromen an der Tutsi-Minderheit gekommen. Ein Großteil von ihnen floh daraufhin ins Nachbarland Uganda, ...
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Bereits 1959 war es zu ersten Vertreibungen und Pogromen an der Tutsi-Minderheit gekommen. Ein Großteil von ihnen floh daraufhin ins Nachbarland Uganda, ...

... wo die nächste Generation in Flüchtlingslagern aufwuchs.
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... wo die nächste Generation in Flüchtlingslagern aufwuchs.

In den 1980er Jahren radikalisierte sich die Hutu-Regierung unter Präsident Juvénal Habyarimana, der seinen Cousin 1973 gestürzt hatte. Radiosender riefen zu Säuberungen auf, es wurden Gesetze und Gebote gegen die Tutsi erlassen.
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In den 1980er Jahren radikalisierte sich die Hutu-Regierung unter Präsident Juvénal Habyarimana, der seinen Cousin 1973 gestürzt hatte. Radiosender riefen zu Säuberungen auf, es wurden Gesetze und Gebote gegen die Tutsi erlassen.

1990 begann der Bürgerkrieg: Die Tutsi-Befreiungsarmee FPR, die in den Flüchtlingslagern in Uganda unter der Führung des heutigen Präsidenten Paul Kagame (Bild) gegründet worden war, marschierte in Ruanda ein.
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1990 begann der Bürgerkrieg: Die Tutsi-Befreiungsarmee FPR, die in den Flüchtlingslagern in Uganda unter der Führung des heutigen Präsidenten Paul Kagame (Bild) gegründet worden war, marschierte in Ruanda ein.

Die Hutu-Armee begann landesweit, die Tutsi (Bild) zusammenzutreiben, vor allem entlang der Frontlinie. Zudem gründeten sie Milizen, die sogenannten Interahamwe.
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Die Hutu-Armee begann landesweit, die Tutsi (Bild) zusammenzutreiben, vor allem entlang der Frontlinie. Zudem gründeten sie Milizen, die sogenannten Interahamwe.

Die Tutsi flohen aus ihren Heimatorten, ...
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Die Tutsi flohen aus ihren Heimatorten, ...

... viele suchten in Kirchen Schutz. Bei früheren Vertreibungen waren sie dort sicher gewesen. Dieses Mal nahmen Armee und Milizen jedoch keine Rücksicht.
10 / 30 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

... viele suchten in Kirchen Schutz. Bei früheren Vertreibungen waren sie dort sicher gewesen. Dieses Mal nahmen Armee und Milizen jedoch keine Rücksicht.

Als das Flugzeug mit Präsident Habyarimana an Bord am 6. April 1994 bei der Landung in Ruandas Hauptstadt Kigali abgeschossen wurde, gab die Hutu-Regierung den Tutsi die Schuld und rief über Radio dazu auf, alle Tutsi auszulöschen. Bis heute ist umstritten, wer für den Abschuss des Flugzeugs verantwortlich ist.
11 / 30 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Als das Flugzeug mit Präsident Habyarimana an Bord am 6. April 1994 bei der Landung in Ruandas Hauptstadt Kigali abgeschossen wurde, gab die Hutu-Regierung den Tutsi die Schuld und rief über Radio dazu auf, alle Tutsi auszulöschen. Bis heute ist umstritten, wer für den Abschuss des Flugzeugs verantwortlich ist.

Rund 100 Tage lang ermordeten die Hutu-Milizen und die Armee die Tutsi, meist mit Macheten, ...
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Rund 100 Tage lang ermordeten die Hutu-Milizen und die Armee die Tutsi, meist mit Macheten, ...

... also dem normalen Gartengerät, oder mit Keulen wie dieser, die ein Tutsi-Rebell nach der Befreiung von Kigali zeigt.
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... also dem normalen Gartengerät, oder mit Keulen wie dieser, die ein Tutsi-Rebell nach der Befreiung von Kigali zeigt.

Hunderttausende wurden in Massengräbern verscharrt. Zwischen der Hutu-Armee und der Tutsi-Guerilla kam es derweil landesweit zu Kämpfen.
14 / 30 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Hunderttausende wurden in Massengräbern verscharrt. Zwischen der Hutu-Armee und der Tutsi-Guerilla kam es derweil landesweit zu Kämpfen.

Die Tutsi gewannen immer mehr Territorium. Letztlich gab sich die Hutu-Armee geschlagen und flüchtete mit samt ihrem Kriegsmaterial und der Staatskasse in den Ostkongo, um sich dort neu zu formieren. (Hier muss ein Hutu-Milizionär an der Grenze zum Kongo seine Waffen abgeben.)
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Die Tutsi gewannen immer mehr Territorium. Letztlich gab sich die Hutu-Armee geschlagen und flüchtete mit samt ihrem Kriegsmaterial und der Staatskasse in den Ostkongo, um sich dort neu zu formieren. (Hier muss ein Hutu-Milizionär an der Grenze zum Kongo seine Waffen abgeben.)

Mehr als eine Million Menschen starben im Völkermord, die meisten davon Tutsi.
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Mehr als eine Million Menschen starben im Völkermord, die meisten davon Tutsi.

Nach dem Sieg der Tutsi-Befreiungsarmee fürchteten Millionen von Hutu-Bauern, der Rache der Tutsi ausgeliefert zu sein. Sie traten ebenfalls die Flucht in den Kongo an. Es war eine der größten Flüchtlingskrisen des Kontinents.
17 / 30 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Nach dem Sieg der Tutsi-Befreiungsarmee fürchteten Millionen von Hutu-Bauern, der Rache der Tutsi ausgeliefert zu sein. Sie traten ebenfalls die Flucht in den Kongo an. Es war eine der größten Flüchtlingskrisen des Kontinents.

Der Völkermord war mehr als ein regionales Ereignis, er war auch die Folge eines Versagens der internationalen Gemeinschaft. Der kanadische UN-Kommandant Romeo Dallaire hatte Warnungen an die Vereinten Nationen nach New York geschickt, ...
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Der Völkermord war mehr als ein regionales Ereignis, er war auch die Folge eines Versagens der internationalen Gemeinschaft. Der kanadische UN-Kommandant Romeo Dallaire hatte Warnungen an die Vereinten Nationen nach New York geschickt, ...

... doch selbst als das Massenmorden bereits im vollen Gange war, reagierte niemand. Stattdessen wurden die UN-Truppen aus Ruanda abgezogen.
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... doch selbst als das Massenmorden bereits im vollen Gange war, reagierte niemand. Stattdessen wurden die UN-Truppen aus Ruanda abgezogen.

Als ehemalige Kolonialmacht hatte die Bundesregierung vor dem Völkermord die Hutu-Regierung unterstützt. Viele Hutu-Funktionäre und Armeeangehörige wurden in Deutschland ausgebildet.
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Als ehemalige Kolonialmacht hatte die Bundesregierung vor dem Völkermord die Hutu-Regierung unterstützt. Viele Hutu-Funktionäre und Armeeangehörige wurden in Deutschland ausgebildet.

Dass die Staatsideologie zunehmend rassistischer wurde, wurde in Deutschland gekonnt ignoriert.
21 / 30 (Foto: REUTERS)

Dass die Staatsideologie zunehmend rassistischer wurde, wurde in Deutschland gekonnt ignoriert.

Eine zentrale Rolle spielten auch die Franzosen, die ebenfalls die Hutu unterstützten und letztlich eine Militäroperation nach Ruanda entsandten - die dann aber nicht den Völkermord stoppte, sondern mit der Hutu-Armee kollaborierte.
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Eine zentrale Rolle spielten auch die Franzosen, die ebenfalls die Hutu unterstützten und letztlich eine Militäroperation nach Ruanda entsandten - die dann aber nicht den Völkermord stoppte, sondern mit der Hutu-Armee kollaborierte.

Bis heute wirft Ruandas Regierung unter Präsident Kagame den Franzosen vor, Beihilfe zum Völkermord geleistet zu haben. (Zwei Tage vor dem 25. Jahrestag des Völkermords empfing Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Überlebende.)
23 / 30 (Foto: REUTERS)

Bis heute wirft Ruandas Regierung unter Präsident Kagame den Franzosen vor, Beihilfe zum Völkermord geleistet zu haben. (Zwei Tage vor dem 25. Jahrestag des Völkermords empfing Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Überlebende.)

Das kleine Land war 1994 nach jahrelangem Krieg fast vollkommen zerstört, der Großteil der Bevölkerung in die Nachbarländer geflohen.
24 / 30 (Foto: AP)

Das kleine Land war 1994 nach jahrelangem Krieg fast vollkommen zerstört, der Großteil der Bevölkerung in die Nachbarländer geflohen.

Die Täter des Völkermordes versteckten sich in den Flüchtlingslagern und genossen dort Schutz. Unter den Augen der internationalen Hilfsorganisationen gründeten sie dort die Nachfolgeorganisation der Hutu-Armee, später die FDLR.
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Die Täter des Völkermordes versteckten sich in den Flüchtlingslagern und genossen dort Schutz. Unter den Augen der internationalen Hilfsorganisationen gründeten sie dort die Nachfolgeorganisation der Hutu-Armee, später die FDLR.

Die FDLR ist bis heute weltweit aktiv und verbreitet bis heute die Völkermord-Ideologie gegen die Tutsi. Die Präsenz der FDLR jenseits der ruandischen Grenzen im Ostkongo führt immer wieder zu Kriegen zwischen den Ländern.
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Die FDLR ist bis heute weltweit aktiv und verbreitet bis heute die Völkermord-Ideologie gegen die Tutsi. Die Präsenz der FDLR jenseits der ruandischen Grenzen im Ostkongo führt immer wieder zu Kriegen zwischen den Ländern.

In Ruanda wurden nach dem Völkermord Hunderttausende mutmaßliche Täter verhaftet und angeklagt. Die Gefängnisse waren heillos überfüllt. Jahrzehntelang tagten die Gerichte. (Bild von 1995)
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In Ruanda wurden nach dem Völkermord Hunderttausende mutmaßliche Täter verhaftet und angeklagt. Die Gefängnisse waren heillos überfüllt. Jahrzehntelang tagten die Gerichte. (Bild von 1995)

Nach dem Völkermord wurden deswegen landesweit Dorfgerichte eingerichtet, die sogenannten Gacaca. Da traf sich jahrelang die Dorfgemeinschaft und die Täter mussten ihre Taten öffentlich zugeben und die Überlebenden um Vergebung bitten. Dafür bekamen sie dann weitgehend Amnestie.
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Nach dem Völkermord wurden deswegen landesweit Dorfgerichte eingerichtet, die sogenannten Gacaca. Da traf sich jahrelang die Dorfgemeinschaft und die Täter mussten ihre Taten öffentlich zugeben und die Überlebenden um Vergebung bitten. Dafür bekamen sie dann weitgehend Amnestie.

Wenn man heute mit Ruandern spricht, dann sagen die meisten, diese Verfahren haben zur Vergebung und langfristig auch zur Versöhnung beigetragen. Man muss sich vergegenwärtigen, dass damals Nachbarn und Verwandte sich gegenseitig abgeschlachtet haben.
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Wenn man heute mit Ruandern spricht, dann sagen die meisten, diese Verfahren haben zur Vergebung und langfristig auch zur Versöhnung beigetragen. Man muss sich vergegenwärtigen, dass damals Nachbarn und Verwandte sich gegenseitig abgeschlachtet haben.

Das kleine Land war 1994 nach jahrelangem Krieg fast vollkommen zerstört. Doch die Regierung hat ein ehrgeiziges Wiederaufbauprogramm durchgezogen. Heute wird in Ruanda an allen Ecken und Enden gebaut. In Sachen Infrastruktur ist es ein Vorzeigeland in Afrika.
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Das kleine Land war 1994 nach jahrelangem Krieg fast vollkommen zerstört. Doch die Regierung hat ein ehrgeiziges Wiederaufbauprogramm durchgezogen. Heute wird in Ruanda an allen Ecken und Enden gebaut. In Sachen Infrastruktur ist es ein Vorzeigeland in Afrika.

Montag, 07. April 2025

April bis Juli 1994 Der Völkermord an den Tutsi

In nur 100 Tagen wurden von April bis Juli 1994 in Ruanda mehr als eine Million Menschen ermordet, die meisten von ihnen Angehörige der Tutsi. Es war eines der blutigsten Verbrechen in der jüngeren Geschichte des afrikanischen Kontinents.
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