Angriffe aus der Ruinenstadt Russen rücken bei Bachmut vor
15.12.2023, 08:00 Uhr Artikel anhören
Schweres Maschinengewehr in gedeckter Stellung, angeblich bei Bachmut: "An Dutzenden von Orten entlang der gesamten Frontlinie wird heftig gekämpft."
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
In der Ukraine drohen die Fronten in Bewegung zu geraten: Seit Beginn des Winters stehen die ukrainischen Verteidiger gleich an mehreren Brennpunkten massiv unter Druck. Bei Bachmut gelingen den russischen Truppen größere Erfolge.
Im Osten der Ukraine zeichnen sich für die ukrainischen Streitkräfte zunehmend Probleme ab: Zeitgleich zur großen Schlacht um Awdijiwka müssen die Verteidiger an verschiedenen Stellen der mehr als 1000 Kilometer langen Front russische Angriffe abwehren.
Bei Bachmut konnten russische Einheiten in den vergangenen Tagen umfangreichere Geländegewinne verzeichnen. Die ukrainischen Einheiten mussten dort nicht nur den Bachmuter Vorort Khromowe aufgeben. Auch das mühsam zurückeroberte Vorfeld der Straße nach Tschassiw Jar befindet sich offenbar wieder fest in russischer Hand.
"An Dutzenden von Orten entlang der gesamten Frontlinie wird heftig gekämpft", fasste der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Lage Anfang Dezember zusammen. "Am schwierigsten sind die Gebiete Marjinka, Awdijiwka und Bachmut." An diesen drei Brennpunkten müssen die Ukrainer seit Beginn des Winters teils Dutzende Angriffswellen pro Tag abwehren. Marjinka liegt längst in Trümmern, in Awdijiwka konnten die Ukrainer bisher die Einschließung verhindern, in Bachmut sind wichtige ukrainische Stellungen in Gefahr.
Bislang halten ukrainische Soldaten den Angriffen noch Stand. Die russischen Attacken richten sich hier gegen gut ausgebaute Stellungen entlang der Höhenzüge im Westen und Südwesten der einst rund 75.000 Einwohner zählenden Stadt. Bachmut liegt am Rand des Donbass und diente lange als Symbol des ukrainischen Widerstandswillens.
Erst Ende Mai 2023 konnte Russland die Einnahme des nahezu vollständig zerstörten Stadtgebiets verkünden. Nach monatelangen, überaus verlustreichen Angriffen war es den russischen Truppen gelungen, die Ukrainer aus den Ruinen von Bachmut zu verdrängen. Größeren strategischen Wert hatte die Einnahme der Stadt nicht. Fast ein volles Jahr lang waren hier enorme Kräfte gebunden, darunter ein Großteil der russischen Wagner-Söldnertruppe.
Doch schon im Sommer gingen die Ukrainer im Rahmen der lange erwarteten Gegenoffensive auch bei Bachmut zum Gegenangriff über. Binnen kurzer Zeit konnten sie im Südwesten der Stadt mehrere Vororte befreien, darunter auch die besonders heftig umkämpfte Ortschaft Klischtschijiwka. Nach und nach kamen die ukrainischen Vorstöße jedoch auch an diesem Frontabschnitt zum Erliegen.
Der große Durchbruch durch die russischen Linien gelang den Ukrainern bei Bachmut nicht. Die Vorstöße kamen hier bis knapp vier Kilometer an das Stadtzentrum heran. Ein Bahndamm markierte in den vergangenen Wochen die neue Frontlinie. Dahinter öffnen sich die flachen, ungedeckten Niederungen des Bachmutka-Flusses.
Wie lange sich die ukrainischen Einheiten in Klischtschijiwka noch halten können, ist unklar: Lokalisierbare Drohnenaufnahmen belegen schwere Gefechte nördlich der Ortschaft. Russische Stoßtruppen greifen dort aus einem Waldstreifen Richtung Südwesten an. Sollte der Höhenrücken dort fallen, müssten sich die ukrainischen Einheiten wohl auch aus dem tiefer gelegenen Klischtschijiwka vorerst zurückziehen.
Quelle: ntv.de, mmo