Nach Konflikt mit Bulgarien Russland droht EU-Ländern mit diplomatischem Ärger
05.07.2022, 00:40 Uhr
An der russischen Botschaft in Sofia entzündet sich ein diplomatischer Konflikt.
(Foto: IMAGO/NurPhoto)
Russland reagiert mit scharfen Tönen auf einen diplomatischen Konflikt mit Bulgarien. Der Russland eigentlich vergleichsweise nahestehende EU- und NATO-Staat hat jüngst Botschaftspersonal ausgewiesen. Aus Moskau wird vor diplomatischen "Vergeltungsmaßnahmen unsererseits" gegen andere EU-Staaten gewarnt.
Russland hat nach der Zuspitzung des diplomatischen Konflikts mit Bulgarien auch anderen EU-Ländern mit Konsequenzen gedroht. Die EU müsse sich im Klaren darüber sein, dass die "unüberlegte Unterstützung antirussischer Maßnahmen durch einzelne Mitgliedstaaten die Verantwortung für deren Folgen auf die gesamte EU überträgt, auch im Hinblick auf Vergeltungsmaßnahmen unsererseits", erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa.
"Jetzt, nach diesem Unfug (...), ist die Botschaft nicht mehr in der Lage, normal zu arbeiten", sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow der Agentur Interfax zufolge. Moskau hatte schon am Freitag mit der Schließung der russischen Botschaft in Bulgarien gedroht, nachdem Sofia sich geweigert hatte, die Ausweisung von 70 russischen Diplomaten zurückzunehmen. "Die politisierte Entscheidung Sofias, unser diplomatisches Personal in Bulgarien ungerechtfertigterweise zu reduzieren, wird auf bilateraler Ebene sicherlich nicht unbeantwortet bleiben", erklärte Sacharowa. Die Ausweisung gehe "weit über die diplomatischen Gepflogenheiten" hinaus, erklärte sie und forderte Sofia und die EU auf, "über den Grundsatz der Gegenseitigkeit nachzudenken, der den diplomatischen Beziehungen zugrunde liegt".
Mitarbeiter hätten "direkt für fremde Dienste gearbeitet"
Bulgarien ist Mitglied der EU und der NATO, steht aber traditionell auch Russland nahe. Die EU bedauerte die "ungerechtfertigte Drohung" Russlands, die diplomatischen Beziehungen zu Bulgarien abzubrechen, und bezeichnete die Maßnahme als "unverhältnismäßig". Aus Bulgarien, das Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine offen verurteilt, hieß es zur Begründung, dass ein Großteil der russischen Botschaftsvertreter "direkt für fremde Dienste" gearbeitet habe. Es handelte sich um die bislang größte Diplomaten-Ausweisung aus dem EU- und NATO-Staat. Die Schließung einer Botschaft wäre innerhalb der Europäischen Union einmalig.
Viele europäische Länder haben seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine Ende Februar russische Diplomaten des Landes verwiesen. Russland reagierte darauf seinerseits mit Ausweisungen. Bulgarien hatte bereits im März zehn russische Diplomaten ausgewiesen.
Quelle: ntv.de, ter/dpa