Beschuss rund um die Uhr Russland erzielt "taktische Erfolge" bei Charkiw
13.05.2024, 06:01 Uhr Artikel anhören
Mit einer neuen Angriffswelle setzt Russland die Region Charkiw unter Druck - mit Erfolg. Selbst die ukrainische Seite räumt dem Feind Erfolge an der Grenze ein. Dabei hat es der Kreml letztlich auf die Millionenstadt abgesehen.
Beim Vorstoß in der Region Charkiw hat Russland laut der ukrainischen Armee Erfolge erzielt. "Derzeit verzeichnet der Feind taktische Erfolge", erklärte der ukrainische Generalstab auf Facebook. Insbesondere in der an der russischen Grenze gelegenen Stadt Wowtschansk gingen die Kämpfe demnach weiter. Die russische Armee hat dem Generalstab zufolge in die Region "bis zu fünf Bataillone" verlegt.
Laut dem ukrainischen Gouverneur der Region stünden die Grenzgebiete "fast rund um die Uhr" unter russischem Beschuss. Dies gelte für das gesamte Grenzgebiet der Region Charkiw, erklärte Oleh Synehubow in Online-Medien. Synegubow zufolge wurden bislang über 4000 Menschen aus grenznahen Gebieten evakuiert.
Am Sonntag hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von "erbitterten Kämpfen" in der Region Charkiw gesprochen. Das Ziel hinter den russischen Angriffen dort sei es, "unsere Kräfte auseinanderzuziehen und die Moral zu untergraben". Am Freitag hatte die russische Armee ukrainischen Angaben zufolge eine Bodenoffensive in der Region Charkiw mithilfe von gepanzerten Fahrzeugen gestartet.
Angriffe gelten noch nicht der Großstadt Charkiw
Vor wenigen Tagen hatte sich US-Außenminister Antony Blinken in einem Interview des Senders CBS überzeugt gezeigt, dass die ukrainischen Streitkräfte ihre Stellungen bei Charkiw halten würden. Auch an anderen Fronten werde sich die Ukraine der russischen Aggression erfolgreich entgegenstellen. Auch blieben die USA an der Seite der Ukraine, ebenso wie über 50 andere Staaten, die das Land unterstützten. "Das wird auch so bleiben, und wenn (Kremlchef Wladimir) Putin denkt, dass er die Ukraine und ihre Unterstützer überdauern wird, dann irrt er sich."
Ukrainische und russische Militärbeobachter wie auch ausländische Experten gingen aber davon aus, dass der Vorstoß noch nicht auf die Stadt Charkiw ziele. Das Institut für Kriegsstudien ISW in den USA sprach von "begrenzten operativen Zielen". Die Angriffe sollten die ukrainischen Kräfte von der Grenze abdrängen; durch das Vorrücken solle Charkiw wieder in die Reichweite russischer Haubitzen und Kanonen kommen.
Strategisches Ziel sei, die Ukrainer zu zwingen, Soldaten und Material von anderen bedrängten Abschnitten der Front im Osten abzuziehen. Der begrenzte Einsatz lege nicht nahe, "dass russische Kräfte in großem Maßstab eine Offensivoperation durchführen, um Charkiw einzuschließen, einzukreisen oder zu erobern", schrieb das ISW. Gleich zu Beginn des Angriffskriegs im Frühjahr 2022 waren russische Truppen nach Charkiw eingedrungen, konnten aber abgewehrt werden.
Quelle: ntv.de, mba/dpa