Politik

Stühlerücken in Moskau Putin ersetzt Verteidigungsminister Schoigu

Schoigu (l.) trat 2012 sein Amt als Verteidigungsminister an.

Schoigu (l.) trat 2012 sein Amt als Verteidigungsminister an.

(Foto: picture alliance/dpa/Russian President Press Office)

Personalwechsel im Kreml. Präsident Putin baut nicht mehr auf die Dienste von Verteidigungsminister Schoigu. Ein Nachfolger steht schon bereit. Schoigu erhält eine neue Aufgabe.

Der russische Präsident Wladimir Putin schlägt nach Beginn seiner neuen Amtszeit Andrei Beloussow für das Amt des Verteidigungsministers vor. Das meldet die russische Agentur TASS aus dem Föderationsrat, wo Putins Vorschläge für die Zusammensetzung der neuen russischen Regierung eingegangen waren. Sergei Schoigu übt das Amt sei 2012 aus. Der 68-Jährige zählt zu den dienstältesten Ministern und Putins engsten Vertrauten. Beloussow fungiert bislang als Vize-Regierungschef und war lange Jahre Putins Berater in Wirtschaftsfragen.

Schoigu soll nun Sicherheitsratssekretär Nikolai Patruschew ablösen. Patruschew erhalte eine neue Aufgabe, hieß es aus Moskau. Der 72-jährige Hardliner, ehemalige Leiter des Inlandsgeheimdienstes FSB, gilt als "graue Eminenz" im Kreml. An Außenminister Sergej Lawrow und Generalstabschef Waleri Gerassimow will Putin den Angaben zufolge festhalten. Die bisherige Regierung war verfassungsgemäß zurückgetreten, als Putin am Dienstag seine fünfte Amtszeit als Präsident angetreten hatte.

"Zweifellos der beste Kandidat"

"Heute gewinnt auf dem Schlachtfeld derjenige, der offener für Innovationen und deren Umsetzung ist", erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow Putins Entscheidung für einen Wirtschaftsexperten an der Spitze des Verteidigungsministeriums. Beloussow sei nicht nur Zivilbeamter, sondern habe auch viele Jahre erfolgreich in der Politik gearbeitet. Er sei "zweifellos der beste Kandidat", den Komplex der russischen Rüstungsindustrie auszubauen und neue Technologien einzuführen, wurde der Duma-Abgeordnete Sergej Gawrilow von TASS zitiert.

Die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) hatte bereits vergangene Woche spekuliert, dass Putin die Macht von Schoigu beschneiden könnte. Kurz zuvor war Vize-Verteidigungsminister Timur Iwanow aufgrund von Korruptionsermittlungen verhaftet worden. Berichten zufolge pflegten Schoigu und Iwanow ein enges Verhältnis. Beobachter werteten die Verhaftung als Anzeichen von Machtkämpfen innerhalb der russischen Führung. Schoigu stand wegen des schleppenden Kriegsverlaufs in der Ukraine immer mal wieder in der Kritik, besonders der im vergangenen Sommer gestorbene Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hatte ihm schwere Vorwürfe gemacht.

Schoigu stammt aus der autonomen Republik Tuwa in Sibirien, die an der Grenze zur Mongolei liegt. Er war ab den 1990er Jahren Leiter des Zivilschutzes und später auch Gouverneur des Moskauer Umlands. Putin und Schoigu waren vor der russischen Invasion in der Ukraine 2022 auch abseits der Politik viel gemeinsam unterwegs: Der Minister begleitete den Präsidenten medienwirksam bei diversen Abenteuerreisen, wo beide zum Beispiel 2019 beim Wandern und Pilzesammeln in der sibirischen Taiga zu sehen waren. Zudem spielten die beiden Politiker regelmäßig im selben Team beim traditionellen Eishockey-Match am Roten Platz.

Quelle: ntv.de, jpe/rts/dpa

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