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Grausame Narben in der Ukraine Satelliten belegen das Ausmaß der Kriegszone

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Blick auf die Saporischschja-Front in einer Sentinel-2-Aufnahme vom 1. Januar 2024 mit dem aktuellen Frontverlauf (rote Linie): Links im Bild das entleerte Kachowka-Staubecken, der Frontvorstoß bei Robotyne links der Bildmitte.

Blick auf die Saporischschja-Front in einer Sentinel-2-Aufnahme vom 1. Januar 2024 mit dem aktuellen Frontverlauf (rote Linie): Links im Bild das entleerte Kachowka-Staubecken, der Frontvorstoß bei Robotyne links der Bildmitte.

(Foto: ntv.de © ESA / Sentinel Hub)

Der Krieg in der Ukraine geht bald ins dritte Jahr: Schon jetzt hinterlassen die Gefechte - abseits des menschlichen Leids - tiefe Spuren in der Landschaft. Auf aktuellen Satellitenfotos sind die Ausdehnungen des Kampfgebiets deutlich als bis zu 30 Kilometer breite braune Narbe im Gelände zu erkennen.

In der Ukraine wüten entlang der mehr als 1000 Kilometer langen Frontlinie im Süden und Osten des Landes anhaltende Gefechte: Seit fast 22 Monaten stemmen sich die ukrainischen Verteidiger gegen den Ansturm der russischen Militärmaschinerie. Indirekt sind die Spuren des Krieges selbst aus dem All gut zu sehen.

An der Saporischschja-Front zum Beispiel, dem Schauplatz der ukrainischen Sommeroffensive und einem der wichtigsten Brennpunkte der aktuellen Kampfhandlungen, haben die Auswirkungen der Gefechte einen breiten Streifen Ödland hinterlassen.

Der gezeigte Ausschnitt misst von Westen nach Osten rund 130 Kilometer. Die auf den Bildern erkennbare Frontzone ist - gemessen an dem Bereich offenbar unbearbeiteten Ackerlands - bis zu 30 Kilometer breit. Kurz nach dem Jahreswechsel ermöglichte eine kurze Lücke in der Wolkendecke den Blick bis auf den Boden: Die Schneedecke von Anfang Dezember ist verschwunden, in der frosterstarrten Landschaft erscheinen Brachflächen in abgestorbenem Braun, Hecken- und Waldstreifen in Dunkelgrün. Aktive Anbauflächen schimmern in zartem Hellgrün.

Dadurch zeichnen sich die Ausmaße der Kampfzone auf den Satellitenbildern selbst aus großer Distanz gut ab: In der Region zwischen Kachowka-Staubecken im Westen und den Donbass-Anhöhen im Osten zieht sich der Frontverlauf quer durch einst fruchtbares Ackerland. Weil die Felder an der Front und im angrenzenden Hinterland während des Sommers nicht bestellt werden konnten, heben sie sich auf den Satellitenfotos dunkelbraun ab - im Gegensatz zu den bearbeiteten Flächen außerhalb der Kampfzone.

Die Aufnahmen stammen von europäischen Erdbeobachtungssatelliten des Sentinel-Programms und zeigen die Situation im Süden der Ukraine am 1. Januar 2024. Militärisch bedeutsame Details wie Stellungen, Bunker oder Verteidigungslinien sind auf diesen Bildern nicht auszumachen, dazu ist die verwendete Auflösung zu gering.

Dafür vermitteln die Bilder einen guten Eindruck davon, in welchen Ausmaßen sich der Krieg in die ukrainischen Landschaften eingräbt. In der Region stehen sich Hunderttausende Soldaten gegenüber. In unmittelbarer Nähe der Front explodieren Tag für Tag Bomben und Granaten. Akute Lebensgefahr besteht jedoch nicht nur in den heißen Gefechtszonen an den vorderen Linien. Angriffe durch Kampfdrohnen, Panzer- und Artilleriebeschuss drohen auch noch weit im Hinterland.

In der Falschfarben-Aufnahme ist das Ausmaß der Kampfzone noch besser zu sehen: Lebende Vegetation erscheint hier in Rot, brach liegendes Ödland in Frontnähe Braun.

In der Falschfarben-Aufnahme ist das Ausmaß der Kampfzone noch besser zu sehen: Lebende Vegetation erscheint hier in Rot, brach liegendes Ödland in Frontnähe Braun.

(Foto: ntv.de © ESA / Sentinel Hub)

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Dazu kommt die Gefahr durch verborgene Sprengkörper: Um die Bewegungen des Gegners einzuschränken, haben beide Seiten das Terrain vermint. In den Wiesen, Feldern und Waldstreifen beiderseits der Front liegen mutmaßlich Millionen von Sprengkörpern, von einfachen Granatfallen, über ungezündete Blindgänger hin zu schweren Panzerminen.

Auch wenn der Krieg morgen vorbei wäre, wäre die Ukraine auf Jahre und Jahrzehnte mit der Sanierung der belasteten Böden und der Räumung des verminten Geländes beschäftigt. Ein schnelles Ende des Krieges ist jedoch bisher nicht absehbar. Nach der Tauwetterphase im Frühjahr rechnen Militärexperten mit neuen Angriffsbewegungen - damit dürften weitere Gebiete der Ukraine in den Malstrom des Krieges geraten.

Quelle: ntv.de

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