Nach Kabel-Beschädigung Schweden setzt bulgarisches Schiff wegen Sabotageverdacht fest
27.01.2025, 13:36 Uhr Artikel anhören
Das Schiff befindet sich inzwischen in schwedischen Gewässern.
(Foto: picture alliance/dpa/TT News Agency)
Erneut beschädigt ein Schiff in der Ostsee ein Datenkabel. Dieses Mal ist ein Datenkabel zwischen Lettland und Schweden betroffen. Das skandinavische Land setzt den Frachter fest - deren Besitzer weist jede Schuld von sich.
Nach der Beschädigung eines Unterwasserkabels in der Ostsee zwischen Schweden und Lettland hat die schwedische Küstenwache ein bulgarisches Schiff verfolgt und wegen Sabotageverdachts festgesetzt. Alexander Kalchew, der Chef des bulgarischen Schifffahrtsunternehmens Navibulgar, dem das verdächtigte Schiff "Vezhen" gehört, bestritt gegenüber der Nachrichtenagentur AFP jegliche Sabotage. Das Schiff liege nun vor Anker und "die Ermittlungen dauern an".
Am Sonntag war das Glasfaserkabel zur Datenübertragung zwischen Schweden und Lettland schwer beschädigt worden - nach Angaben des lettischen Radio- und Fernsehzentrums als Betreiber des Kabels "durch äußere Faktoren". Lettland entsandte daraufhin ein Kriegsschiff in die Region und Schweden nahm Ermittlungen wegen des Verdachts der "schweren Sabotage" auf.
Laut Kalchew geleitete die schwedische Küstenwache die "Vezhen" am Sonntag in schwedische Hoheitsgewässer und ging dort an Bord, um Untersuchungen durchzuführen. "Ich bin davon überzeugt, dass wir nicht sagen können, dies sei eine böswillige Tat gewesen", sagte Kalchew. Aufgrund des schlechten Wetters sei einer der Anker des Schiffs beschädigt worden und zu Boden gesunken. "Es ist möglich, dass er dort über den Meeresboden geschleift wurde", sagte Kalchew. Später sei der Anker eingeholt worden.
NATO verstärkt Patrouillen
Das Unternehmen Navibulgar hat nach eigenen Angaben einen Anwalt verpflichtet, um "die Interessen der Besatzung und des Unternehmens zu verteidigen". Das Schiff unter maltesischer Flagge transportierte Düngemittel von Ust-Luga in Russland nach Südamerika.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 sind in der Ostsee bereits mehrfach wichtige Telekommunikations- und Stromkabel beschädigt worden. Experten gehen davon aus, dass es sich um hybride Angriffe gegen den Westen im Auftrag Russlands handelt.
Die NATO hatte wegen der Serie mutmaßlicher Sabotageakte in der Ostsee verstärkte Patrouillen angekündigt. Mit Kriegsschiffen, Aufklärungsflugzeugen, Satelliten und Drohnen will das Verteidigungsbündnis bei der Mission "Baltic Sentry" das Seegebiet überwachen.
Als mutmaßlicher direkter Verursacher der Kabelschäden gilt die sogenannte Schattenflotte von oft veralteten und unter fremder Flagge fahrenden Schiffen, mit denen Russland das im Zuge des Ukraine-Kriegs verhängte Öl-Embargo umgeht.
Litauen will neue Navigationsregeln
Litauen fordert derweil eine Überprüfung der geltenden Vorschriften für die Schifffahrt in der Ostsee: "Die Navigationsregeln in der Ostsee müssen überprüft werden, insbesondere im Hinblick auf die Verwendung von Ankern". Demnach habe es in der Ostsee in jüngster Zeit zu viele Unfälle gegeben, als dass man weiterhin die Unfalltheorie vertreten könne.
"Die Schattenflotte ist nicht nur ein Problem im Hinblick auf die Umgehung von Sanktionen. Es ist eine größere Angelegenheit, die unsere Umwelt und unsere kritische Infrastruktur gefährdet", hieß es weiter. Die Situation bedürfe "rascher Lösungen" und es würden "substanzielle Diskussionen" beim Treffen der EU-Außenminister in Brüssel erwartet.
Quelle: ntv.de, lme/AFP/dpa