Zwischen Odessa und Bosporus Seeminen treiben durchs Schwarze Meer
19.03.2022, 19:08 Uhr
Von der russischen Flotte blockiert: Frachtschiffe ankern im Hafen von Odessa.
(Foto: REUTERS)
Anfang März töten versteckte Landminen drei Zivilisten auf einer Straße in der Ukraine. Nun steigt auch die Gefahr auf hoher See. Die russische Flotte soll die Route zwischen Odessa und dem Bosporus vermint haben, teilt Kiew mit. Der FSB beschuldigt die ukrainische Marine.
Wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine wächst im nordwestlichen Schwarzen Meer vor der ukrainischen Küste die Gefahr durch Seeminen. Beide Seiten machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Die ukrainische Marine habe die Häfen Odessa, Otschakiw, Tschornomorsk und Piwdenny vermint, teilte der russische Inlandsgeheimdienst FSB mit. Einige der mehr als 420 verankerten Seeminen hätten sich im Sturm aber losgerissen. Das bedrohe Schiffe auf dem Schwarzen Meer. Schlimmstenfalls könnten Minen durch die türkischen Meerengen ins Mittelmeer treiben, hieß es in der FSB-Mitteilung.
Das auf Schifffahrt spezialisierte ukrainische Portal BlackSeaNews zitierte ebenfalls die russische Warnung vor treibenden Seeminen. Es berichtete aber unter Berufung auf eigene Quellen, die russische Schwarzmeerflotte habe die Seeminen auf der Route zwischen Odessa und dem Bosporus gelegt. Unabhängige Bestätigungen dafür gab es nicht.
Seit dem russischen Angriff vom 24. Februar liegt die Schifffahrt im nordwestlichen Teil des Schwarzen Meeres zwangsweise still. Vor den Küsten der EU- und NATO-Mitglieder Rumänien und Bulgarien ist nur wenig Verkehr zu sehen. Am Donnerstag hatte die Ukraine der russischen Marine vorgeworfen, fast hundert Schiffe in den Gewässern der ukrainischen Häfen festzuhalten. Vonseiten des russischen Militärs hieß es wiederum, dass die Besatzungen von 70 ausländischen Schiffen wegen der "hohen Minengefahr" in den Häfen der Ukraine blockiert seien.
Anti-Personen-Minen geächtet: Russland ratifizierte Vertrag nicht
Auch auf dem Land und in den Städten der Ukraine wächst die Minengefahr. Nach Einschätzung von Innenminister Denys Monastyrskyj werde die Ukraine nach dem Ende des Krieges noch über Jahre mit der Räumung von Minen zu kämpfen haben. Es sei keine Sanierung von Gebäuden möglich, ohne dass sie vorher auf Minen untersucht würden. Die Ukraine sei dabei auf die Hilfe anderer Länder angewiesen. Er habe bereits an seine Kollegen in der EU appelliert, sagte Monastyrskyj am Mittwoch. Schon jetzt geht die Ukraine von Kriegsschäden von umgerechnet Hunderten Milliarden Euro aus.
Am 8. März starben erstmals seit Kriegsbeginn Menschen durch die Explosion einer Anti-Personen-Mine: Drei Zivilisten wurden auf einer Straße in der Region Tschernihiw getötet. Drei Kinder seien verletzt worden, sagte die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denisowa. Die Mine sei detoniert, als die Opfer mit einem Auto über den Sprengsatz gefahren seien. Die unter Stroh und Abfall versteckten Minen seien von der russischen Armee auf der Straße platziert worden.
Der Einsatz solcher Waffen gegen die Zivilbevölkerung sei nach internationalem Recht verboten und stelle "ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit" dar, erklärte die Menschenrechtsbeauftragte. Die sogenannte Ottawa-Konvention aus dem Jahr 1997 verbietet den Mitgliedsländern den Einsatz, die Lagerung und die Produktion von Anti-Personen-Minen. Die Ukraine hat sich dem völkerrechtlichen Vertrag angeschlossen, anders als etwa Russland oder die USA.
Quelle: ntv.de, mau/dpa