Italienische Studie legt Zahlen vor Seenotrettung macht Schleuser reich
11.06.2016, 17:16 Uhr
Der Marineeinsatz der EU-Staaten rettet vielen Menschen das Leben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Seenotrettung im Mittelmeer schützt viele Flüchtlinge vor dem Ertrinken. Dadurch verringert sie aber auch das Risiko der Überfahrt - und befeuert das Geschäft von Schleusern. Dieser Kritik an der humanitären Mission gibt eine Studie nun neue Nahrung.
Die von Italien und der EU eingesetzten Missionen zur Rettung von Migranten auf dem Mittelmeer spülen laut einer Studie vor allem Geld in die Taschen von Menschenschmugglern. Zu diesem Schluss kommen Wirtschaftswissenschaftler der Universität Palermo.
Ihre Untersuchung zeige, dass "militärische Patrouillen-Einsätze im Mittelmeer die Zahl der Ankünfte [von Migranten] erhöht haben, und damit einen Anreiz und einen positiven Faktor für das Geschäft der Schleuser darstellen", heißt es in einer Präsentation der noch unveröffentlichten Studie. Indem die Rettungsmissionen die Sicherheit der Überfahrt erhöhen, machten sie die Dienste der Schleuser attraktiver und befeuerten deren Geschäft.
Seit Beginn der Marinepatrouillen Ende 2013 seien pro Monat rund 900 mehr Migranten aus afrikanischen Ländern in Italien angelangt. Ausgehend von Durchschnittskosten von 1430 US-Dollar für eine Überfahrt mit Schleuserhilfe ergäben sich knapp 15 Millionen Dollar Extra-Einnahmen für die Menschenhändler pro Jahr.
Die Rettungspatrouillen im Mittelmeer stehen nicht zum ersten Mal unter dem Vorwurf, das Schleusergeschäft zu verstärken. Menschenrechtler und EU-Institutionen sehen trotz des "Pull Faktors" eine moralische Verpflichtung, in Seenot geratene Menschen zu retten.
Quelle: ntv.de, kbe/dpa