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Erneut Luftangriffe auf Ukraine Selenskyj besucht Butscha: "Wir bleiben standhaft"

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Der Name der ukrainischen Stadt Butscha wurde zum Symbol für die Kriegsgräuel.

Der Name der ukrainischen Stadt Butscha wurde zum Symbol für die Kriegsgräuel.

(Foto: picture alliance / SvenSimon-ThePresidentialOfficeU)

Zum zweiten Jahrestag der Befreiung von Butscha ruft der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zum Durchhalten auf, bei russischen Angriffen aus der Luft werden zwei Menschen getötet. Unterdessen kündigt Frankreich weitere Militärhilfen an.

In einer Osterbotschaft hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Landsleute zum Durchhalten im Abwehrkrieg gegen Russland aufgerufen. Es vergehe kein Tag, an dem nicht russischer Terror das Leben in der Ukraine erschüttere, erklärte Selenskyj. "Wir verteidigen uns, wir bleiben standhaft", sagte er. "Unser Geist gibt nicht auf und weiß, dass der Tod abgewendet werden kann. Das Leben kann siegen."

Die katholischen, protestantischen und griechisch-orthodoxen Christen der Ukraine begehen das Osterfest nach gregorianischem Kalender. Die Mehrheit der orthodoxen Christen im Land folgt jedoch dem julianischen Kalender, nach dem Ostern in diesem Jahr auf den 5. Mai fällt. Viele orthodoxe Christen in der Ukraine feiern Weihnachten seit 2023 nach dem gregorianischen Kalender, ein Schritt, mit dem sich manche Kirchen des Landes von Russland distanzieren wollen. Die Termine für Ostern und andere religiöse Feiertage sind jedoch bisher unverändert geblieben.

Selenskyj, Ministerpräsident Denys Schmyhal und mehrere ausländische Botschafter verbrachten den Tag in der Stadt Butscha bei Kiew und gedachten der Rückeroberung der Gegend von russischen Truppen vor zwei Jahren, am 31. März 2022. Das russische Militär war im Zuge seiner Invasion in die Ukraine im Februar 2022 nach Butscha einmarschiert. Der Name der Stadt wurde zum Symbol für Kriegsgräuel: Ukrainische Soldaten fanden in den Straßen, in Wohnhäusern, Gärten und Massengräbern die Leichen von Männern, Frauen und Kindern. Einige wiesen Folterspuren auf.

Der ukrainische Präsident legte nach Angaben seiner Website eine Lampe an der Mauer der Erinnerung in Butscha nieder. Auf dem Denkmal sind die Namen der 509 bislang identifizierten Zivilisten aufgeführt, die während der Besatzung getötet wurden.

Russische Luftangriffe - Moskau feiert

Bei russischen Luftangriffen auf die ukrainische Infrastruktur sind zwei Menschen getötet worden. Ein Marschflugkörper habe in der Region Lwiw ein Gebäude zerstört und einen Mann getötet, sagte der Gouverneur der Gegend, Maxym Kosyzkyi. Außerdem sei ein Feuer ausgebrochen. Die Rettungsaktionen dauern noch an. In Charkiw im Nordosten sei ein 19-Jähriger bei einem Luftangriff getötet worden, sagte der dortige Gouverneur Oleh Syniehubow.

In Odessa im Süden waren Zehntausende ohne Strom. Trümmer einer abgeschossenen Drohne hätten einen Brand in einer Energieanlage ausgelöst, sagte Gouverneur Oleh Kiper. Der größte private ukrainische Energieversorger DTEK teilte mit, etwa 170.000 Menschen seien deswegen ohne Strom. Die ukrainische Luftwaffe erklärte, sie habe neun von elf anfliegenden Drohnen des Typs Schahed abgefangen. Auch 9 von 14 Marschflugkörpern seien abgeschossen worden.

Das russische Verteidigungsministerium hingegen zieht eine erfolgreiche Bilanz der Luftangriffe auf die ukrainische Energieversorgung. Dabei seien sehr präzise Langstrecken-Waffen und Drohnen eingesetzt worden. Durch die Angriffe sei die Produktion in Rüstungsbetrieben unterbrochen worden. "Alle Ziele wurden getroffen", teilte das Ministerium mit.

Frankreich: Neues Hilfspaket

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Frankreich stellt der Ukraine Hunderte alte gepanzerte Fahrzeuge sowie neue Boden-Luft-Raketen zur Verfügung. Die Ukraine müsse eine sehr lange Frontlinie verteidigen, sagte der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu im Interview mit der Zeitung "La Tribune Dimanche". Dafür brauche sie gepanzerte Fahrzeuge. Präsident Emmanuel Macron habe ihn nach Gesprächen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Selenskyj um ein weiteres Hilfspaket für die Ukraine gebeten. Die gepanzerten Fahrzeuge, die von Frankreich erstmals in den 1970er eingesetzt wurden, sollten 2024 und Anfang 2025 an die Ukraine übergeben werden.

Klitschko kritisiert Mützenich

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat indes SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich scharf für seine Aussagen zu einem "Einfrieren" des Krieges kritisiert. "Es ist eine falsche Einstellung, stattdessen brauchen wir mehr Unterstützung. Wir werden keine Gebiete an Russland abgeben. Das kann kein Kompromiss sein", sagte Klitschko der "Bild am Sonntag". Mützenich hatte ein Einfrieren des Krieges Mitte des Monats ins Gespräch gebracht und damit heftige Kritik ausgelöst. Klitschko forderte zudem die weitere Lieferung von Luftabwehr-Systemen. "Die Raketen-Angriffe nehmen weiter zu, wir brauchen dringend weitere Patriot-Raketen und weitere Möglichkeiten, die Menschen zu schützen."

Quelle: ntv.de, ses/AP/rts

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